Wie verhandelt das Stadtgeschichtliche Museum die Geschichte Leipzigs seit 1990 bis in die Gegenwart? Wessen Geschichten finden Platz darin – welche Perspektiven und Stimmen fehlen? Und was passiert, wenn zur Beteiligung an der Erzählung von Nachwendezeit und Gegenwart aufrufen wird? Auf Einladung des Museums hat sich das freie Kurator/-innenkollektiv krudebude in den letzten Monaten kritisch mit der Darstellung der jüngeren Stadtgeschichte auseinandergesetzt. Am 26. September ist Vernissage im Alten Rathaus.
Im Rahmen einer Intervention hinterfragt, kommentiert und ergänzt das Kollektiv den Bereich der
Dauerausstellung und lädt Besucher/-innen dazu ein, eigene Geschichten zu teilen und auszutauschen.
Anknüpfend an das Ausstellungsprojekt „Westblech und Wendeschwur – Geschichten aus der Nachwendezeit“ (2019) der krudebude werden persönliche Erzählungen von Leipziger Zeitzeug/-innen sichtbar gemacht, deren Perspektiven bisher nicht Teil der Dauerausstellung des städtischen Museums sind.
Dabei fragt das Kollektiv: Welche Erfahrungen haben die Bewohner/-innen Leipzigs in den mehr als 30 Jahren seit der Wende gemacht? Welche Transformationen haben sie in ihrer Stadt erlebt? Welche Brüche prägen die Biografien?
Die (unsichtbare) Vielfalt der Stadt
Ein Augenmerk der Intervention liegt dabei auf migrantischen Perspektiven. Durch Kooperationen mit verschiedenen Initiativen wird die Ausstellung um diesen Blick auf die Stadtgeschichte erweitert.
Als freie Kulturschaffende bezieht das Kollektiv krudebude zudem Stimmen von Akteur/-innen ein, die Leipzigs vielfältige freie und selbstorganisierte Club-, Theater-, Kunst- und Kulturszene seit den 1990er Jahren bis heute prägen. Ihre Stimmen sind in Form von Statements Teil des Eingriffs.
Besucher/-innen sind dazu eingeladen, ihre eigene Geschichte der Leipziger Nachwendezeit zu erzählen, Fehlstellen zu benennen und können am utopischen Telefon über Leipzigs Zukunft sinnieren.
Das Kurator/-innenkollektiv krudebude
Die krudebude ist ein Kurator/-innenkollektiv bestehend aus Kultur- und Kunstwissenschaftler/-innen und als gemeinnütziger Verein organisiert. Nach dem Verlust der Projektwohnung im Stadtteil Schönefeld, die acht Jahre lang vielfältige partizipative Ausstellungsprojekte beheimatete, ist das Kollektiv nun ohne festen Ort tätig und widmet sich in seiner Arbeit den Themen der diversen Stadtgesellschaft Leipzigs.
Gezeigt wird die Intervention von krudebude im Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Altes Rathaus, im zweiten Obergeschoss ab dem 27. September.
Vernissage ist am 26. September um 18 Uhr.
Rahmenprogramm zur Intervention
6. Oktober, 16 bis 20 Uhr: Wie friedlich war die Friedliche Revolution? (P)Ost-Migrantische Perspektiven auf die Wende und die Zeit danach, Gespräch und Filmvorführung
Viele Geschichten der Migrantinnen und Migranten in der DDR und der Friedlichen Revolution sind bis heute unerzählt geblieben. In Leipzig widmen sich einige Initiativen der Aufgabe, diese Erfahrungen sichtbar zu machen. Von 16 bis 18 Uhr wird es die Möglichkeit geben, ihre Arbeit kennenzulernen und darüber in Austausch zu kommen. Dabei sind u.a. die Gesellschaft für Völkerverständigung e. V. | Deutsch-Spanische Freundschaft e. V. | DOZ international e. V. | Wendemigra e. V. | Forte e.V.
Im Anschluss laden die Initiativen „Wendemigra“ und DOZ international e. V. zu einem Film und anschließendem Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein. Geöffnet wird ein unbekannter und doch vertrauter Blick auf den Alltag der DDR, die Jahre 1989/1990 und die Ereignisse der Nachwendezeit.
16 bis 18 Uhr: Sichtbar machen! – Leipziger Initiativen stellen sich vor
18 bis 20 Uhr: Film und Gespräch: „Zeitzeug/-innen — Migrant/-innen & die friedliche Revolution“
6. bis 8. und 13. und 15. Oktober, jeweils 14 und 17 Uhr: „Queer Voices Leipzig: Ein Hörspaziergang durch queere Stadtgeschichten“, Audiowalk durch Leipzig mit Start im Richard Wagner Hain
Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Identitäten und Herkünfte erzählen ihre persönlichen Geschichten, die mit bestimmten Orten in der Stadt verknüpft sind. Tickets gibt es hier.
18. Oktober, 15 Uhr: Kurzführung mit Dialogangebot, krudebude & Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Keine Kommentare bisher