Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Ein paar schöne Tage gibt es noch, an denen es sich lohnt, aufs Rad oder in die Bahn zu steigen und Orte zu besuchen, an denen man lange nicht war. So wie das Körnerhaus in Großzschocher, das der Bürger- und Förderverein Körnerhaus Großzschocher in jahrelangem Einsatz saniert und erlebbar gemacht hat. Dort findet am heutigen 10. September das mittlerweile 26. Körnerhausfest statt.

Das 1735 als Gärtnerhaus für das Schlossgut der Ponickaus errichtete Gebäude war längst schon im Verfall begriffen, als ein paar Geschichtsbegeisterte sich 1973 zusammentaten, um das Kleinod zu retten. 1984 gründeten sie Interessengemeinschaft „Lützower Freicorps 1813“, 1997 dann ihren Förderverein.

Denn das alte Gärtnerhaus, in dem einst auch der Dorfschullehrer von Großzschocher lebte, ist nicht nur als Zeugnis der Rittergutszeit unersetzlich. Regelrecht ins Licht der Geschichte trat es, als am 18. Juni 1813 Bauern, die das Elsterwehr ausbesserten, im Waldstück „Die Schönen“ den verwundeten Dichter Theodor Körner fanden, der bei Freikorps der Lützower Jäger mitkämpfte.

Sie versteckten den Verwundeten im Gärtnerhaus an der heutigen Huttenstaße, bevor er verkleidet in Bauernkleider zu einer mit den Körners befreundeten Familie nach Leipzig gebracht wurde. Am Dittrichring erinnert ein Gedenkstein an diesen legendären Wassertransport.

Neu gestalteter Ausstellungsraum im Körnerhaus. Foto: Ralf Julke
Neu gestalteter Ausstellungsraum im Körnerhaus. Foto: Ralf Julke

Und so erzählt das Körnerhaus auf seine Weise ein Stück der Befreiungskriege, thematisiert damit aber auch insbesondere die Geschichte des Lützowschen Freikorps.

Und jedes Jahr zum Körnerhausfest im September kann man nicht nur ein richtiges Volksfest auf der Huttenstraße erleben, sondern auch das mit viel Akribie sanierte Haus besichtigen. Und diesmal ist auch die lange Zeit vorbereitete Ausstellung über Theodor Körner einerseits und die Lützowschen Jäger andererseits fertig. Noch in den letzten Tagen wurde emsig daran gearbeitet.

Am heutigen Samstag, 10. September, kann man die Ausstellung zum Körnerhausfest ab 14 Uhr erstmals besichtigen.

Und mancher wird sie auch sehnsuchtsvoll erwartet haben, denn in den vergangenen beiden Jahren musste ja auch das Körnerhausfest pausieren und ein reizender Anlass, nach Großzschocher zu fahren, fiel damit aus.

In der Ausstellung, die Ralf Hiller als Vereinsvorsitzender ganz und gar nicht als Konkurrenz zur Ausstellung am Völkerschlachtdenkmal sehen möchte, ist tatsächlich der Fokus vor allem auf das Lützowsche Feikorps gerichtet. Seine Geschichte wird auf einer großen Tafel erzählt.

Das Wirken Theodor Körners fließt ganz natürlich mit ein. Es gibt ein kleines Diporama und eine Hörstation. Nur Geduld wird man brauchen, wenn man alles eingehend besichtigen möchte, denn das Gutsgärtnerhaus hat natürlich noch die Maße des 18. Jahrhunderts, die Räume sind klein, das Treppenhaus eng. Man bekommt auch ein Gefühl für das Gärtner- und Lehrerleben im 18. Jahrhundert.

Werner Franke in der Ausstellung zur Gastlichkeit in Großzschocher. Foto: Ralf Julke
Werner Franke in der Ausstellung zur Gastlichkeit in Großzschocher. Foto: Ralf Julke

Aber es fügt sich günstig, dass am Sonntag, 11. September, auch noch Tag des offenen Denkmals ist. Da wird das Körnerhaus noch einmal von 10 bis 14 Uhr geöffnet, verrät Ralf Hiller.

Und es gibt noch eine Zugabe, denn in einem Extra-Raum wird Werner Frankes Sammlung zur Gasthaus- und Brauereigeschichte Großzschochers gezeigt. Immerhin gab es einmal 34 Gasthäuser, Restaurants und Gasthöfe in Großzschocher. Einige davon – wie der „Trompeter“ – wichtige Anlaufpunkte für die Händler, die nach Leipzig auf den Markt oder zur Messe wollten.

Und das beförderte über Jahrhunderte das Geschäft der Wirte in Großzschocher. Und es beförderte auch die lokalen Brauereien. Auch diese Geschichte wird bebildert – bis hin zu den markanten Humpen, Trinkbechern und Flaschen, die von der Geschichte der Trinkkultur in Großzschocher erzählen.

Der Ausflug nach Großzschocher lohnt sich also – am heutigen Samstag mit Körnerhausfest, das auf der Huttenstraße für ein buntes Unterhaltungsprogramm und allerlei lukullische Versorgung bürgt. Es beginnt um 14 Uhr. Ab 20 Uhr gibt es dann zum Abschluss eine Disco.

Und am Sonntag lädt das Körnerhaus von 10 bis 14 Uhr zum Tag des Denkmals ein.

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