Vor 350 Jahren starb Heinrich Schütz (1585–1672): der bedeutendste deutsche Komponist vor Johann Sebastian Bach. Der Dresdener Hofkapellmeister unterhielt zeitlebens enge Beziehungen nach Leipzig und beeinflusste das Schaffen mehrerer Leipziger Thomaskantoren. 1648, zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, widmete er der Stadt und dem Thomanerchor seine berühmte Geistliche Chor-Music.

Zum Festjahr SCHÜTZ22 spürt das Bach-Museum Leipzig den Verbindungslinien von Heinrich Schütz zu Johann Sebastian Bach nach und würdigt die Leipziger Thomaskantoren des 17. Jahrhunderts in einer Sonderausstellung.

Die Meisterwerke von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach (1685–1750) gelten vielen Musikliebhaberinnen und -liebhabern als Inbegriff lutherischer Kirchenmusik. Hundert Jahre vor Bach geboren, schuf Heinrich Schütz ergreifende Kompositionen unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Er erneuerte die deutsche Musik und prägte das Schaffen mehrerer Komponistengenerationen. Doch was wusste Johann Sebastian Bach über Heinrich Schütz und kannte er dessen Werke?

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig, sagt zur Ausstellungseröffnung: „Johann Sebastian Bach war als Komponist tief in der mitteldeutschen Musiktradition des 17. Jahrhunderts verwurzelt. An den Werken seiner Vorgänger maß er sein eigenes Können, in ihre Reihe wollte er sein eigenes Schaffen eingeordnet wissen.

Heinrich Schütz und die Thomaskantoren von Johann Hermann Schein bis Johann Kuhnau spielten in Bachs Ausbildung eine bedeutende Rolle. Die neue Sonderausstellung des Bach-Museums beleuchtet eine Epoche, die sich immer mehr als eine schier unerschöpfliche Fundgrube kunstvoller und ausdrucksstarker Musik erweist, die bis in unsere Zeit nichts von ihrer ursprünglichen Faszination verloren hat.“

Die besonderen Ausstellungsobjekte

Die interaktive und klingende Ausstellung spürt den Verbindungslinien von Schütz zu Bach nach und führt dabei tief in die musikalischen Welten des Leipziger Thomaskantorats von Sethus Calvisius (1556–1615) bis zu Johann Kuhnau (1660–1722). Präsentiert werden seltene Notenhandschriften und ‑drucke von Heinrich Schütz und den Thomaskantoren. Zu den Leihgaben zählen Stimmbücher von Schütz’ Geistlicher Chor-Music aus der Marienbibliothek Halle (Saale) sowie die Partiturabschrift von Johann Schelles Actus Musicus auf Weyh-Nachten aus der Kantoreibibliothek der Nikolaikirche Luckau.

Exponate wie das Spendenbuch der Thomasschule mit einem Hilfeaufruf für die notleidenden Chorknaben aus dem Jahr 1635 geben Einblicke in den Alltag während des Dreißigjährigen Krieges. Wie universalgelehrt einige Thomaskantoren waren, beweisen Sethus Calvisius’ astronomische Kalenderberechnungen in dessen berühmter Weltgeschichte Opus chronolgicum (1605) oder Johann Kuhnaus satirischer Roman Der musicalische Quack-Salber (1700).

Viele Klangbeispiele und ein kurzweiliger Animationsfilm zur Kompositionsweise von Heinrich Schütz verwandeln die Ausstellung in ein multimediales Kabinett. Darüber hinaus bringen acht im Museumseintritt enthaltene Konzerte die Musik zur Ausstellung zum Erklingen. Es musiziert das auf mitteldeutsche Barockmusik spezialisierte Ensemble 1684 unter der Leitung von Gregor Meyer.

Kuratorin Henrike Rucker übernimmt die Moderation und führt vor jedem Konzert durch die Ausstellung. Die Konzertreihe wird gefördert im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien initiierten Programms Neustart Kultur. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen und vertiefenden Texten.

Die Sonderausstellung „Von Schütz zu Bach“ ist dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr im Bach-Museum Leipzig zu sehen. Der Eintritt kostet 10 Euro (ermäßigt 8 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei), das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Dauerausstellung des Bach-Museums Leipzig. Das Bach-Museum Leipzig arbeitet mit ECHOCAST, dem EU-Standard für Besucherservice.

Katalog zur Ausstellung: Umfang: 40 Seiten / Format: H 26 x B 22 cm / 34 Abbildungen / 4/4-farbig, deutsch / englisch, Verkaufspreis: 14,90 Euro, ab 6. Mai im Museumsshop des Bach-Museums, ab 7. Mai im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-95755-669-1)

Begleitprogramm zur Ausstellung

Samstag, 7. Mai, Museumsnacht:
20 und 22 Uhr Führung durch die Sonderausstellung

21 und 23 Uhr Konzerte im Sommersaal

H. Schütz: Was betrübst du dich SWV 353 / J. Rosenmüller: Sonata duodecima a 5 /
J. Kuhnau: Bone Jesu, care Jesu /J. S. Bach: aus dem Schemelli-Gesang-Buch /
J. Rosenmüller: Das ist meine Freude / S. Calvisius: Der Herr ist mein getreuer Hirt /
H. Schütz: Es steh Gott auf SWV 356

Dienstag, 7. Juni, Eintrittsfreier Publikumstag

15 Uhr Führung durch die Sonderausstellung

16 Uhr Konzert im Sommersaal

J. Rosenmüller: Wahrlich, wahrlich / J. Kuhnau: Ich hebe meine Augen auf /
Johann Rosenmüller: Lauda Sion / J. Schelle: Gott, sende dein Licht /
J. Rosenmüller: Das ist das ewige Leben / H. Schütz: Danksagen wir alle

Dienstag, 5. Juli, Eintrittsfreier Publikumstag

15 Uhr Führung durch die Sonderausstellung

16 Uhr Konzert im Innenhof

J. Rosenmüller: Also hat Gott die Welt geliebet /
S. Calvisius: Vom Himmel hoch; Freut euch; Gloria; Joseph, lieber Joseph mein /
H. Schütz: Selig sind die Toten SWV 391 / T. Michael: Siehe, wie fein und lieblich ist’s /
H. Schütz: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes SWV 386 / J. Rosenmüller: Sonata dudecima a 5 /
J. H. Schein: Was betrübst du dich; Dennoch bleibe ich stets bei dir /
J. Rosenmüller: Die Gnade unseres Herren Jesu Christi

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar