2020 war im Leipziger Schulmuseum die Ausstellung zu einem besonderen Verleger und seinem Verlag zu sehen: „Otto Spamers Bücherfabrik | Sachbuchwelten für die Jugend“. Eine Ausstellung, die man jetzt auch online besuchen kann. Die „Ausstellungseröffnung“ findet nicht ganz zufällig jetzt statt: Vor 175 Jahren, am 31. März 1847, gab Otto Spamer per Rundschreiben die Gründung einer Verlagsbuchhandlung bekannt.

Nach einem anfänglich noch gemischten Programm konzentrierte sich der ausgebildete Buchhändler schon bald auf die Wissensvermittlung an Groß und Klein. Der Verlag spezialisierte sich auf illustrierte Kinder- und Jugendbücher, die ihre Leser/-innen in ferne Länder entführten, Flora und Fauna in Nah und Fern erkundeten, den technischen Fortschritt beleuchteten und zum Experimentieren einluden. Spamer verkaufte seine Bücher millionenfach und zählte, was heute fast in Vergessenheit geraten ist, zu den größten Verlagen des Deutschen Kaiserreichs.

Die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin wendet sich mit der am Donnerstag „eröffneten“ Online-Ausstellung einem der bedeutendsten Verlage für Kinder- und Jugendsachliteratur des 19. Jahrhunderts zu. Sie führt in das Leben und Schaffen Otto Spamers ein und betrachtet die wechselhafte Geschichte des gleichnamigen Verlages.

Vor allem aber macht sie auf dessen beachtliches, seinerzeit überaus innovatives Kinder- und Jugendbuchprogramm aufmerksam und lädt zum virtuellen Blättern und Stöbern in der umfangreichen digitalen Sammlung der Staatsbibliothek ein.

Die interaktive Schau, die auf der gleichnamigen 2020/2021 im Leipziger Schulmuseum präsentierten Ausstellung basiert, gibt Einblicke in die „Bücherfabrik“, die massenhaft industriell Literatur für jedermann fertigte, Wert auf Veranschaulichung in Wort und Bild legte und durch eine geschickt arbeitende Werbemaschinerie für eine rege Rezeption sorgte.

Vor 175 Jahren war es üblich, Jubiläen gebührend zu begehen und das Erreichte in Wort und Bild, mit Gesang und Dichtung, mit Festschriften und theatraler Inszenierung zum Ausdruck zu bringen. Auch im Hause Spamer wusste man besondere Anlässe zu würdigen, so beispielsweise das 25-jährige Bestehen des Verlages.

Während am Ostersonntag 1872 im kleinen Kreis Festgedichte, Lieder und Grußadressen vorgetragen wurden, kamen beim Sommerfest am 26. August über 300 Gäste im Leipziger Schützenhaus zu einem Festmahl und Ball mit Schauspiel und der Darbietung lebender Bilder zusammen. Das „Leipziger Tageblatt“ berichtete tags darauf in seiner Beilage darüber und resümierte: „Diesem Feste fehlte Nichts.“

Und während vor 150 Jahren eine prachtvolle Gedenkausgabe die Entwicklung des Otto Spamer Verlages beleuchtete, schauen wir die Ausstellungsmacherinnen Wiebke Helm und Patricia Blume mit einer Ausstellung auf den Werdegang des Unternehmens zurück und wünschen beim virtuellen Rundgang durch die „Bücherfabrik“ viel Vergnügen und anregende Einblicke in dieses Kapitel der Kinder- und Jugendliteratur.

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