Gemeinsam mit Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke wurden am 10. Februar zwei neue Ausstellungen im Museum der bildenden Künste (MdbK) eröffnet. Mit „Bilderkosmos Leipzig. 1905–2022“ präsentiert das MdbK auf der nahezu vollständigen Fläche des dritten Obergeschosses erstmals umfassend die Malerei und Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts aus Leipzig. Und auch die Fotografie kommt nicht zu kurz: in der Ausstellung „Ricarda Roggan. Der dunkle Wunsch der Dinge“ zeigt die in Stuttgart lehrende und in Leipzig lebende, international bekannte Fotografin ihre Werke.
Der dunkle Wunsch der Dinge
Erstmals nutzt die Fotografin für ihren Zyklus „1971“ ein Druckverfahren auf Chromaluxe, eine für ihre lange Haltbarkeit bekannte fotografische Technik. Neben ihrem neuen Werk zeigt das MdbK auch Fotos aus der Sammlung. In den gezeigten Werkserien wie „Reset“ sind ausrangierte Videospielautomaten zu sehen, die verstaubt und verblichen an einem nicht näher auszumachenden Ort stehen. Zwischen dem Triptychon „Tische und Stühle und Bank“ aus der Sammlung des MdbK sind verdichtete Waldszenen, Treppenstiegen und verlassene Orte vorzufinden.
„Die Kunst ist der dunkle Wunsch aller Dinge“, schrieb Rainer Maria Rilke in seinen „Aufzeichnungen über die Kunst“. Auf dieses Zitat Rilkes bezieht sich Roggans künstlerische Praxis des fotografischen Bewahrens der Dinge und Orte, die sie wahrgenommen hat und in ihren Werken inszeniert. Die gezeigten Objekte verweigern sich in ihrer neuen Zeit- und Raumordnung einem Vergessen
Leipziger Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
Auf 14 Galerieräumen und die zentrale Halle verteilt, präsentiert das MdbK außerdem einen seiner wichtigsten Kunstschätze: die Malerei und Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts. Mehr als 200 Werke, teils bekannt, teils unbekannt, sollen in einen aktiven Dialog mit den Besucher/-innen treten. Diese sind dazu eingeladen, aktiv mitzubestimmen, welche Themen verhandelt und welche Geschichten erzählt werden sollen. „Bilderkosmos Leipzig“ versteht sich somit nicht als Setzung eines abgeschlossenen Konzeptes, sondern als ergebnisoffener Prozess.
Dieses für das MdbK neuartige Ausstellungsprojekt ist Bestandteil eines Maßnahmenkatalogs, um das Museum als lebendigen Diskursort für die Leipziger Stadtgesellschaft stärker zu öffnen. Ziel ist es, im Anschluss an die Ausstellung, die Vielfalt der Kunst aus Leipzig der letzten 120 Jahre sichtbar zu machen. Dies geschieht unter Einbezug der Rückmeldungen, die Besucher/-innen während der Ausstellungsdauer abgeben konnten und mit dem Ziel, marginalisierte Künstler/-innen durch intensivere Einbindung dauerhaft sichtbar zu machen.
Das MdbK ist mit der hiesigen Kunstentwicklung, insbesondere mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst, eng verwoben. Dieses Alleinstellungsmerkmal schlägt sich deutlich im Aufbau der Sammlung des Museums nieder. Der Fokus lag und liegt auf den aus Leipzig hervorgehenden Kunstströmungen, die durch Ausstellungsprojekte oder durch gezielte Ankäufe kontinuierlich unterstützt wurden und werden.
„Bilderkosmos Leipzig“ widmet dem Leipziger Max Beckmann, der als einer der erfolgreichsten Maler der Weimarer Republik galt und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Exil lebte, einen ganzen Ausstellungsraum. Die Ausstellung beschäftigt sich außerdem mit dem Aufkommen von Kunstströmungen wie dem Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit und kontextualisiert die Diffamierung der modernen Kunst während des nationalsozialistischen Bildersturms.
Die zeitgenössische Kunst in Leipzig, maßgeblich geprägt von Neo Rauch, aber auch von der jüngeren Künstler/-innengeneration der Hochschule für Grafik und Buchkunst, ist ebenso in der Ausstellung vertreten. Von expressiven Malstrategien oder nüchtern wirkender Feinmalerei, bis hin zu abstrakten und ironisch-naiven Haltungen der Gegenwartskunst können Besucher/-innen die Vielfalt der Leipziger Kunst noch bis 6. Juni 2022 in der Ausstellung erleben.
„120 Jahre auf zwei Etagen: Neue Ausstellungen des MdbK zeigen Malerei, Plastik und Fotografie aus zwei Jahrhunderten“ erschien erstmals am 25. Februar 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 99 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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