Der Lockdown geht weiter, denn die Intensivstationen sind an ihrer Belastungsgrenze. Da müssen auch die Galerien weiter auf Publikum verzichten. Auch die Galerie Schwind in der Springerstraße 5 in Gohlis. Eigentlich wollte sie vom 6. bis zum 30. April eine umfangreiche Werkschau des 1969 im brandenburgischen Dahme geborenen Malers Matthias Ludwig zeigen. Das tut sie auch – aber nur nach vorheriger Anmeldung der Kunstinteressierten.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste auch diese Galerie auf die sonst übliche Eröffnungsfeier verzichten.

Aber der Besuch lohnt sich trotzdem. Neben den neuesten Gemälden von Matthias Ludwig aus den letzten Jahren sollen auch wichtige Arbeiten aus Privatsammlungen gezeigt werden. Begleitend erscheint ein umfangreicher Katalog, der mit 112 abgebildeten Gemälden fast das gesamte Werk des Künstlers wiedergibt.

Das Projekt setzt die Galerie mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunstfonds im Zuge des Sonderförderprogramms 20/21 NEUSTART KULTUR um. Und irgendwie sieht man in den Bildern auch ein Stück der Corona-Zeit mit Familien, die die Tage daheim zusammen verbringen, sehr nachdenklich. So, wie die meisten Akteure in Ludwigs Bildern.

Für Matthias Ludwig steht immer der Mensch im Mittelpunkt seines Schaffens, mit all seinen Sehnsüchten und Beziehungen, seiner Einsamkeit, seiner Rätselhaftigkeit und Verletzlichkeit. Jugendliche Protagonisten dominieren das Bildpersonal in Gemälden. Oft zeigt der Künstler Szenerien, denen etwas merkwürdig verschrobenes anhaftet. Das Bildgeschehen bleibt rätselhaft.

Personengruppen finden sich auf der Leinwand zusammen, der Zweck ihrer Handlungen jedoch bleibt ungewiss. Diesen Arbeiten jugendlicher Zusammenkunft, deren Figuren oft mit manierierten Verrenkungen oder Verfremdungen dargestellt sind, steht jüngst – also just aus dem Jahr 2020 – eine Gruppe von Kinderporträts gegenüber.

Steffen Georgi fragt im begleitenden Katalog, „wo hat man in jüngerer Zeit Kinderporträts von dieser Qualität gesehen? (…) Meisterstücke der Empathie, eines so ungetrübten wie zugeneigten Blickes, der noch einmal eine ganz andere Facette im Gesamt-Oeuvre dieser Bildwelten eröffnet (und) keinen Kontrast, eher einen Kontrapunkt markiert.“

Matthias Ludwig begann sein Studium 1991 bei Sighard Gille und wurde 1998 Meisterschüler in der Klasse von Ulrich Hachulla. Diese Begegnung prägte vor allem den Jüngeren, jedoch weniger in einer Nachahmung des Meisters, sondern in der Findung einer eigenen Formensprache und insbesondere auch in der Perfektionierung der altmeisterlichen Lasurentechnik.

In aufwendiger Eitempera Malerei erarbeitet der Künstler seine Werke nach zuvor entworfenen Kohlezeichnungen. Der Journalist Meinhard Michael resümiert im Katalog „wer malt, wählt die langsamere Technik, wer so malt wie Matthias Ludwig, ist im Widerstand gegen die Zeit.“

Ausstellungsdauer: 6. bis 30. April 2021. Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr, nach vorheriger Anmeldung in der Galerie Schwind.

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