Anfang Februar war noch nicht so richtig absehbar, ob und wann der lange Lockdown vielleicht enden könnte. Da zog auch der Delikatessenhaus e. V. noch die Möglichkeit in Betracht, dass man die nächste Ausstellung im NeuDeli in der Sebastian-Bach-Straße 23 vielleicht mit einem Window-Opening beginnen und dann mit einer Midissage auch real erlebbar machen könnte. Aber der Lockdown zieht sich. Die Midissage ist unmöglich. Also gab es dafür am Sonntag, 28. Februar, die Inszenierung einer Online-Ausstellung.
Denn natürlich sieht man nicht wirklich viel, wenn man Daniel Kruegers Arbeiten in der Ausstellung „Pure Nature“ nur von Weitem durchs Schaufenster betrachtet. Sie leben ja geradezu von den porösen Strukturen, die man erst bei näherem Betrachten sieht. So eben wie in der richtigen Natur auch, wo man oft erst bei näherer Betrachtung merkt, was für seltsame Oberflächenstrukturen die Dinge alle haben. Baumrinden genauso wie Felsen, Bachkiesel oder Blätter.
Die Windows-Eröffnung gab es schon am 13. Februar. Am Sonntag, 28. Februar, um 14 Uhr ging nun die Ausstellung auf Youtube im Online-Format öffentlich. Pierre Eichner (KulturLounge Leipzig) zeigt ziemlich spektakuläre Detailaufnahmen der sensiblen Malereien Daniel Kruegers.
Daniel Krueger „Pure Nature“
Der Verein schildert die Arbeitsweise Danirel Kruegers so: „Daniel Krueger interessieren dabei maltechnologische Prozesse und physikalische Eigenschaften des Materials, die er extrahiert und über verschiedene Bildkonzeptionen sichtbar werden lässt. So diffundieren die Farben durch transparente Gewebe in darunterliegende Ebenen, wobei der Eindruck sedimentartiger Abdrücke von Natur entsteht. Im Piktoral der Bilder finden sich reliefartige Strukturen, die durch das Grid (aus dem Englischen für ,Gitter‘ oder auch ,Raster‘) des Bildträgers an digitale Bildgebungsmedien erinnern, aber damit auch Fragen zu den Bedingungen und der Synthese von Natur und Technik stellen.“
Womit Krueger ja auf einer von Weitem homogen aussehenden Fläche sichtbar macht, wie uns die Strukturen des Materials neugierig machen können. Eine Einladung zum Aufmerksamsein, denn natürlich findet man solche Strukturen auch auf seinen täglichen Wegen. Die Welt ist voller solcher Einladungen, das Sedimentartige auf scheinbar leeren Mauern, Wänden und Wegen zu entdecken.
„Daniel Kruegers Bilder scheinen eine Archäologie der Malerei zu sein. Seine vielschichtigen Werke, in denen der Akt des Sehens und die bildliche Repräsentation von sichtbarer Welt künstlerisch reflektiert wird, erarbeitet der Künstler mittels alles nivellierender Lasuren und
diffizilen Farbschichtungen.“
Die Ausstellung fasst aktuelle Arbeiten von Daniel Krueger zusammen, die sich im Spannungsfeld zwischen material-basiertem Experiment und visuellen Phänomenen der Gegenwart bewegt.
Das Online-Format zur Ausstellung von Pierre Eichner ist auf www.neudeli-leipzig.com
bis zum 24. April zu sehen. „Weiter hoffen wir auf Lockerungen während des Ausstellungszeitraums. Ob es möglich sein wird, tatsächlich noch einmal den Raum zu betreten, bleibt abzuwarten. Darüber halten wir euch auf dem Laufenden“, versprechen Roswitha Riemann und Ulrike Rockmann vom Delikatessenhaus e. V.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher