LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 84, seit 23. Oktober im HandelAls er zum ersten Mal nach Leipzig kam, war er von der Stadt รผberwรคltigt und beeindruckt. Der rumรคnische Kรผnstler reiste im Oktober 2013 nach Leipzig. Zu diesem Zeitpunkt stand sein Studium in der Klasse von Heribert C. Ottersbach nahezu schon fest. Denn im gleichen Jahr, im Februar, bewarb sich Sebastian Hosu bei dem Kunstprofessor โ erfolgreich natรผrlich.
Bevor er sich entschied, bei Ottersbach zu studieren, informierte er sich auf der Homepage der Hochschule fรผr Grafik und Buchkunst รผber die Angebote, Klassen und Lehren. Nicht nur durch die Mรถglichkeiten durch das Internet rรผckt die Welt zusammen. โEr hat meine Arbeiten gemocht, sagte aber auch, bevor er sich entscheidet, mรถchte er mich persรถnlich treffenโ, sagt der 1988 in der auf eine rรถmische Siedlung zurรผckgehenden und 110.000 Einwohner fassenden Stadt Satu Mare geborene Maler, der inzwischen in Leipzig arbeitet und lebt.
Seiner Entscheidung nach Leipzig zu kommen, gingen Abschlรผsse an Kunsthochschulen in Satu Mare, in Turin, in Cluj-Napoca (Rumรคnien) und in Liege (Belgien) voraus. Seit 2008 partizipiert Hosu an Gruppenausstellungen, gab aber sein Solo-Debรผt 2015 in Leipzig, war hier u. a. im Westpol A.I.R.space und in der Josef Filipp Galerie zu sehen. Vorlรคufiger Hรถhepunkt war seine Schau 2018 im Museum der bildenden Kรผnste in Leipzig. Seine jรผngste Schau in Leipzig auf dem Baumwollspinnereigelรคnde fiel mitten in den Lockdown.
2013 sah die Erfolgskurve noch anders aus. Mit frisch erworbener Fahrerlaubnis fuhren Hosu und seine Freunde zur Messestadt. Die ersten Eindrรผcke รผberwรคltigten den jungen Maler; sie fuhren durch den Wechsel von Stadtstruktur und Auwald, sahen von weitem die Silhouette der City mit dem einstigen Universitรคtshochhaus, das jetzt โPanorama-Towerโ genannt wird.
โIch war verblรผfftโ, sagt der Kunstmaler lachend, โdenn von Leipzig dachte ich, sie sei eine sehr kleine Stadt, weil wir nur eine kurze Zeit durch ein Stadtgebiet fuhren, uns dann wieder in einem Wald befanden, dann wieder ein Stรผck Stadt auftauchte, dann wieder Wald โฆ, ich hatte das Gefรผhl mindestens dreimal die Stadt verlassen zu haben. Wie grรผn diese Stadt ist, hat mich wirklich รผberwรคltigt.โ
Seine Entscheidung, nach Leipzig zu kommen, liegt zu diesem Zeitpunkt schon einige Zeit zurรผck. Als Sebastian Hosu 2011 bis 2012 in einem Jahr seinen Masterabschluss in Belgien absolvierte, stand eine andere Hochschule auf dem Plan. Doch Hosu entschied sich fรผr die Rรผckkehr nach Rumรคnien, um ein Jahr zu arbeiten und sich neu zu orientieren. Sein Entschluss, ein Meisterschรผlerstudium zu absolvieren blieb.
Der gleiรende Strahl prominenter Malerei aus Leipzig erreichte ihn in seinem Heimatland, dank des Internets. Hinzu kommt der Umstand, dass Hosu in seinen Anfangstagen als Kunststudent bereits mit zeitgenรถssischer Malerei aus Deutschland geprรคgt wurde. Natรผrlich standen auch die Vertreter der Leipziger Schulen mit auf dem Programm. Hosu, der sich in der gegenstรคndlichen Malerei verortete und nun zunehmend abstrakter arbeitet, nahm so seit Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts Leipzig und seine Kรผnstler verstรคrkt wahr.
โIch war neugierig, warum in Leipzig Malerei so groร geschrieben wirdโ, erinnert sich der Kรผnstler an seine Anfangszeit und sein Bestreben sich selbst in Leipzig zu verorten. Hier fand Hosu seinen Dreh- und Angelpunkt, der ihn auch an andere Ausstellungsorte europaweit fรผhrt.
Wo die Kindheit ihr Zuhause hat
โAm Zeichnen hatte ich mehr Spaร als Hausaufgaben zu machenโ, schildert Hosu im Interview zu seinen Anfรคngen im Teenageralter. Damals wuchs Hosus Interesse fรผr die Kunst. Portrรคts stehen am Anfang seines Schaffens. Vor allem an den Wochenenden arbeitete der werdende Maler an sich und seinen Fรคhigkeiten. โPlรถtzlich kam der Wunsch, die Zeichnung mehr und mehr zu entdecken. Ja, โฆ die Zeichnungen haben mich fasziniert.โ
Hosu wuchs in behรผteten Verhรคltnisse auf, besitzt ungarisch-rumรคnische Wurzeln. Als er elf bis zwรถlf Jahre alt war, zog es ihn mit seinem Groรvater in die Umgebung von Satu Mare. Hosu: โIch entdeckte damals meine Verbundenheit und Liebe zur Natur, fand es groรartig mit anderen drauรen unterwegs zu sein. Jetzt kommt es irgendwie raus, โฆ das schlรคgt sich auf meine aktuellen Arbeiten nieder. Die Beziehung von Mensch mit der Landschaft interessiert mich stark. Was vorher eher unterbewusst in meinem Werk stattfand, beginne ich erst jetzt richtig zu verstehen.โ
Optimal ist fรผr Sebastian Hosus Schaffen die grรผne Stadtstruktur von Leipzig. In diesem Jahr stellte Sebastian Hosu in der Josef Filipp Galerie seine sowohl farbenfrohen als auch in Grautรถnen gehaltenen Werke aus, mal raumgreifend eine ganze Wand einnehmend, mal in kleinerem Format.
Der Maler greift seine Kindheitserlebnisse in der Natur auf, erzรคhlt uns in farbenfrohen Geschichten darรผber, wie sich der Mensch in die Landschaft einfรผgt und lรคsst im malerischen Duktus die Zeichnung wieder aufleben. Im September wurden seine neuen Arbeiten in Amsterdam gezeigt. Die Nachfrage nach den groรformatigen Illustrationen aus Hosus Leben ist hoch, der Kalender fรผr 2021 bereits schon voll.
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