Sage niemand, Künster/-innen würden sich nur mit lauter Provokationen und kryptischen Konstruktionen beschäftigen. Die meisten stellen sehr irdische Themen ins Zentrum ihres Schaffens. Und etliche schauen auch – wie alle anderen Menschen auch – neugierig nach, was sie eigentlich in ihren inneren Landschaften so alles entdecken. Am Samstag, 26. September, eröffnet in der Galerie Reiter die Ausstellung „The Inner Land“.
Dort zeigen Per Kirkeby, Stephan Huber, Hans Aichinger, Ibraham Mahama und Thomas Taube ihre Arbeiten zu den Entdeckungen im Landschaftsraum ihres Selbst.
Vermutlich tragen die meisten Menschen erinnerte, vorgestellte oder ersehnte Topografien in sich. Herkunft und Identität suchen Verknüpfung mit Landschaften oder Orten. Auch Lebensentwürfe und Ideen haben oft wesentlich mit einer Vorstellung von Gebieten oder Geländen zu tun, die es zu gestalten gilt. Ganze Kulturen gründen darauf. Gesellschaftliche und politische Bestrebungen schöpfen ihre Suggestivkraft aus emotional wirksamen Begriffen wie etwa „Heimat“. Es ist kein Zufall, dass hierbei Vorstellungen aufgerufen werden, die uns uns selbst als individuell empfinden lassen.
Menschen werden in ihrem Wesen gern als von der sie umgebenden Landschaft geprägt beschrieben. Jeder ahnt zumindest was gemeint ist, wenn von „Seelen-“ oder „Gefühlslandschaft“ die Rede ist. Die Sinnbilder sind ebenso vielfältig wie vage. Doch bei geschlossenen Augen sind es häufig und beharrlich wiederkehrend Landschaftsmotive, in denen wir unser Selbst ausmalen. Das Privileg dieser inneren Ländereien ist, dass Reales, Erdachtes und Erträumtes darin gleich wirklich existieren, sich nahtlos ergänzen. Es sind schöpferische Zustände.
Diese sind in Stephan Hubers kartografischen Reflexionen ebenso zu entdecken, wie bei Hans Aichingers in sich gekehrten, suchenden Bildprotagonisten. In die mit Spuren von endlosem Transfer und Arbeit übersäten Gewebekarten von Ibrahim Mahama hat sich Land buchstäblich eingeschrieben. Auch Thomas Taube durchstreift mit seiner Bewegtbild-Poetik diese ungefähren Gebiete; geradezu fühlbar sind sie in der Malerei von Per Kirkeby.
Die Ausstellung „The Inner Land“ thematisiert, wie imaginierte Orte die Arbeit von Künstlern beeinflussen. Die Ausstellung zeigt verschiedene Konzepte der Beschreibung von Gebieten, die eher geistig als körperlich bewohnt sind. Die Zusammenschau der fünf Positionen von Malerei über Film und Assemblage bis hin zur digitalen Collage, führt die sehr unterschiedlichen Ansätze zu einer kohärenten Betrachtung menschlicher Vorstellungswelten zusammen.
Eröffnet wird die Ausstellung „The Inner Land“ in der Galerie Reiter (Spinnereistraße 7, Halle 6) am Samstag, 26. September. An diesem Tag öffnet die Galerie von 11 bis 19 Uhr. Am Sonntag, 27. September, öffnet sie von 11 bis 17 Uhr.
Zeitgleich sind alle SpinnereiGalerien geöffnet und zeigen neue Ausstellungen.
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