Was war sie eigentlich für diesen Max Klinger? Muse? Geliebte? Lebensabschnittsgefährtin? Oder doch eine Herausforderung, die auch den hochverehrten Künstler an seine Grenzen brachte? Im Klinger-Jahr 2020 erinnert sich Leipzig nicht nur an den 100. Todestag Max Klingers, den das Museum der bildenden Künste mit einer großen Ausstellung würdigt. Das Stadtgeschichtliche Museum rückt die Frau an seiner Seite ins Rampenlicht. Die eben mehr war als „die Frau an seiner Seite“.
Nur tat sich auch die gute Leipziger Gesellschaft schwer mit dieser selbstbewussten Frau, die von Emanzipation nicht nur träumte, sondern sie lebte und in ihren Büchern auch propagierte. Und das Stadtgeschichtliche Museum kann genau das zeigen, weil es dazu die richtige Archivbestände hat.
Es nimmt das Klinger-Jahr zum Anlass, um Elsa Asenijeff (1867–1941), bedeutende Schriftstellerin und Klingers langjährige Lebensgefährtin, tatsächlich einmal in den Mittelpunkt zu stellen, die für den aufgeschlossenen Teil des Leipziger Bürgertums tatsächlich der geistige und gesellige Mittelpunkt dieser Stadt war. In ihrem Salon in der von Klinger angemieteten Wohnung in der Schwägrichenstraße 11 trafen sich all jene, die für die Veränderungen der Zeit offen waren.
Zu viel für Klinger, der sich eine wesentlich jüngere Geliebte nahm und damit Elsa in die Krise ihres Lebens stürzte?
Vielleicht wüssten wir es genauer, wenn es einmal zu einer großen Elsa-Asenijeff-Werkausgabe käme.
Im Zentrum der Ausstellung, die am heutigen 10. Juni im Studio des Stadtgeschichtlichen Museums im Böttchergässchen 3 eröffnet wird, steht der Briefwechsel vom Elsa Asenijeff und Max Klinger. Das Museum besitzt mehr als 1.300 Briefe, die sie sich zwischen 1898 und 1919 geschrieben haben.
Die Briefe, dazu Dokumente, Gemälde und Zeichnungen, werfen ein Licht auf Asenijeffs literarisches Schaffen im Umkreis der avantgardistischen Leipziger Literaturszene ebenso wie auf die künstlerisch-fruchtbare Zusammenarbeit der beiden und nicht zuletzt auf ihre große und tragisch endende Liebe zueinander.
Die Dichterin, Frauenrechtlerin und Ikone des literarischen Expressionismus in Leipzig war die langjährige Lebensgefährtin von Max Klinger. Beide schrieben sich über viele Jahre beinahe täglich. Viele Briefe sind voller Poesie und Leidenschaft, erotischer Anspielungen und Zärtlichkeit. Andere zeugen vom Ringen um Unabhängigkeit und künstlerische Eigenständigkeit, von Eifersucht und letztendlich vom Scheitern einer Liebe, die den Konventionen der Zeit zuwiderlief.
Gezeigt wird die Ausstellung bis zum 23. August.
Der rote Judas: Ein mitreißender Kriminalroman aus dem Leipzig des Jahres 1920
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