Während Cafés und Kabaretts grübeln, wie sie die Möglichkeiten von Ansteckungen in ihren Räumen verringern können, haben Galerien damit eher nicht so ein Problem. Richtig voll wird es dort immer nur zur Ausstellungseröffnung. Aber die Zeiten von Vernissagen mit dicht gedrängten Gästen sind vorerst vorbei. Auch die Galerie Schwind hat ihre neueste Ausstellung am 19. Mai aufgrund der aktuellen Situation ohne Ausstellungseröffnung eröffnet.

Ergebnis: Wer die Bilder sehen will, darf während der Öffnungszeiten vorbeikommen. Da hat man auch mehr Ruhe, sich auf durchaus ungewöhnliche Bilder einzulassen.

Als erste Ausstellung nach der Schließzeit, präsentiert die Galerie Schwind die neuesten Gemälde und Papierarbeiten des Leipziger Malers Markus Matthias Krüger in einer Kabinettausstellung.

„Krüger hat sich vollständig der Landschaft verschrieben. Menschen tauchen auf seinen Gemälden nicht auf, sind in den übrig gebliebenen Zivilisationsrelikten, der verlassenen Architektur und der domestizierten Natur aber ständig präsent“, beschreibt die Galerie das, was man in Krügers Bildern zu sehen bekommt.

„Durch die Reduzierung der Bildelemente auf ihre geometrischen Grundformen, die mathematisch streng konstruierten Perspektiven und die endlose Wiederholung von Motiven, wie Baumreihen, Backsteinen oder versunkenen Häusern, wird das Unendliche im Endlichen sichtbar gemacht. Immer mehr gewinnt der Betrachter den Eindruck, dass dem Künstler die Landschaft als intensives Experimentierfeld für die Auslotung von Form und Farbe dient, in dem er seine Bildformen sorgfältig anordnet und schon will die Einordnung in eine reine Landschaftsmalerei nicht mehr recht greifen. Im Spannungsverhältnis zwischen altmeisterlich-feinmalerischer Präzision und moderner Klarheit seiner Kompositionen begründet Krüger eine Neuinterpretation des Genres und seine Rolle als Erneuerer der zeitgenössischen Landschaftsmalerei.“

Markus Krüger: Doppelwald (2020). Foto: Galerie Schwind
Markus Matthias Krüger: Doppelwald (2020). Foto: Galerie Schwind

Wobei das Frappierende bei Krüger ist, dass er mit seinen Bildern eigentlich nur zeigt, wie sehr der Mensch Landschaft formt und homogenisiert. Denn auch wenn die geometrischen Formen auf den ersten Blick befremdlich wirken, sind sie einem von Ausflügen in Wald und Feld und Landschaft nur zu präsent – die langweilig in geometrischen Wohnanlagen alle nach demselben Muster gebauten Eigenheime, die als Plantagen gepflanzten Wälder mit Bäumen derselben Altersstufe und Höhe und entsprechend fehlender Vielfalt, die sauber gefällten Schläge im Plantagenwald, die eintönigen Felder, die genauso von maschineller Optimierung erzählen wie die angrenzenden Waldstücke …

Krüger macht eigentlich sichtbar, was wir heute nicht mehr erkennen, wenn wir es sehen. Von der Urwüchsigkeit der Landschaft, die noch die romantischen Landschaftsmaler zum Ausflug ins Freie animierte, ist nichts mehr zu sehen. Es ist von Menschen künstlich geschaffene Landschaft, die wir nur für „Natur“ halten. Und selbst das oft wahrnehmbare Schweigen der zum Verstummen gebrachten Artenvielfalt scheint auf Krügers Bildern zu lasten.

Er hat nicht nur die tradierte Landschaftsmalerei neu definiert – er hat auch eine eindringliche Botschaft, die zu all den vehementen Diskussionen unserer Zeit gehört.

Markus Matthias Krüger, der 1981 in Gardelegen geboren wurde, studierte Malerei an der renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Annette Schröter. Er lebt und arbeitet in Leipzig.

Parallel zur Krüger-Ausstellung werden in der Galerie Schwind neue Arbeiten der Galeriekünstler gezeigt, unter anderem von Michael Triegel, Frank Hauptvogel und Leif Borges.

Gezeigt wird die Ausstellung „Markus Matthias Krüger – Neue Arbeiten“ in der Galerie Schwind Leipzig (Springerstraße 5) vom 19. Mai bis zum 18. Juni 2020.

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