Seit Donnerstag, 19. März, gilt die neue Allgemeinverfügung des Freistaats Sachsen zur Corona-Vorsorge auch in Leipzig. Und das trifft nicht nur alle Tanzlokale, Messen, Spezial- und Jahrmärkte, sondern auch alle Theater, Musiktheater, Kinos, Konzerthäuser, Opern, ja – und auch alle Museen. Da meldeten dann am Mittwoch, 18. März, noch einmal alle Leipziger Eigenbetriebe, dass bis zum 20. April sämtliche Vorstellungen ausfallen. So mancher wird da aber am Donnerstag auch vor verschlossener Museumstür gestanden haben.
Was die Leipziger Eigenbetriebe meldeten
18. März, 13 Uhr: Um das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus weiter zu reduzieren, schließt der Freistaat Sachsen per Allgemeinverfügung fast alle privaten und öffentlichen Einrichtungen und untersagt alle Veranstaltungen. Die Verfügung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gilt ab 19. März 2020, Null Uhr früh, bis zunächst 20. April 2020.
Infolge dieser Allgemeinverfügung finden bis zum 20. April 2020 weder Eigen- noch Fremdveranstaltungen als auch Unterrichte in den Eigenbetrieben Kultur der Stadt Leipzig statt, außerdem ist der Publikumsverkehr untersagt. Die Ticketkassen sind jedoch telefonisch, schriftlich und per E-Mail erreichbar. Über die Modalitäten der Kaufpreis-Erstattung von abgesagten Eigenveranstaltungen informieren die Eigenbetriebe auf ihren jeweiligen Websites.
Die Inhaber von Eintrittskarten der Fremdveranstaltungen müssen sich auf den Websites der jeweiligen Veranstalter über die entsprechenden Modalitäten informieren. Ob Konzerte von Fremdveranstaltern verschoben werden oder ganz ausfallen, ist den Webseiten der Eigenbetriebe zu entnehmen, sofern der Veranstalter dies den Eigenbetrieben mitgeteilt hat. Die Eigenbetriebe informieren auf ihren Websites über die Kontaktmöglichkeiten zu diesen Veranstaltern.
Wir bedauern die weiteren Aufführungsausfälle, doch verantwortungsvolles Handeln gebietet die Umsetzung der Maßnahmen, die der Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus und dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung dienen und damit zugleich auch unser Publikum und unsere Mitarbeiter/-innen schützen.
Kein Museumsbummel mehr
Während die großen Spielhäuser gleich ihre Meldung versandten, kommunizierten die Leipziger Museen fast nur über ihre Websites. Manche hatten auch schon vorher reagiert.
Das Museum der bildenden Künste (MdbK) wird ja dabei erst recht kalt erwischt. Gerade erst am 6. März hat es die große Max-Klinger-Ausstellung eröffnet, die 2020 der Höhepunkt im Ausstellungsgeschehen werden sollte.
Doch nun muss auch das MdbK seinen Besuchern die Tür vor der Nase zumachen.
Schon am 14. März meldete das MdbK:
Zum Schutz vor der Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) und zur Gewährleistung der Sicherheit unserer BesucherInnen und MitarbeiterInnen hat das MdbK in Abstimmung mit der Stadt Leipzig entschieden, das Museum vom 14. März bis zum 10. April 2020 für die Öffentlichkeit zu schließen. Wir bitten Sie dafür um Verständnis.
Die Schließung des MdbK und das gegenwärtig nicht abschätzbare Datum der Wiederöffnung des Museums haben Folgen für unser Ausstellungsprogramm. Verlängerungen und Verschiebungen sind unausweichlich. Wir wollen den beteiligten Künstler/-innen, unseren Ausstellungspartnern sowie den Dienstleistern eine einigermaßen planbare Perspektive bieten. Grundsätzlich werden alle geplanten Ausstellungen stattfinden. Allerdings haben wir uns entschlossen, eine Reihe von Ausstellungsvorhaben in die zweite Jahreshälfte oder in das kommende Jahr zu verschieben.
Wir werden weiter an unseren laufenden und zukünftigen Projekten arbeiten und, sobald die allgemeine Situation verlässlich einschätzbar ist, einen neuen detaillierten Ausstellungsplan veröffentlichen.
Sollten Sie Führungen oder Veranstaltungen bei uns reserviert haben, kontaktieren Sie uns bitte unter mdbk@leipzig.de oder Tel +49 341 216 999 14.
Stadtgeschichtliches Museum und Grassi
Auch das Stadtgeschichtliche Museum wurde mitten in einer wichtigen Phase erwischt: Am 19. März sollte eigentlich die neue Veranstaltungsreihe „Abends ins Museum“ starten. Doch jetzt muss auch das Museum (mit seinen Ausstellungsorten Völkerschlachtdenkmal, Altes Rathaus, Böttchergässchen und Schillerhaus) seine Pforte schließen.
Seit dem 14. März begrüßt auch hier der Hinweis die Besucher der Website: „VORÜBERGEHENDE SCHLIEßUNG ab Samstag, 14.03.2020, bis vorerst Karfreitag, 10.04.2020“.
Dasselbe gilt für alle drei Museen im Grassi – das Museum für Kunsthandwerk, das Völkerkundemuseum und das Musikinstrumentenmuseum.
„Aufgrund der aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus und zum Schutz der Besucher/-innen bleiben alle drei Museen im GRASSI bis auf Weiteres geschlossen! Alle Veranstaltungen müssen leider ersatzlos ausfallen, die Verwaltung ist aber weiterhin erreichbar. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“, heißt es auf der Homepage.
Runde Ecke
Nachdem das Museum in der Runden Ecke zur Buchmesse noch einige Lesungen und Führungen retten konnte, hat man auch dort am Montag die Konsequenzen gezogen.
Am 14. März meldete das Museum: Aufgrund der aktuellen Lage in Bezug auf das Coronavirus muss die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker leider ab Montag dem 16.03.2020 den Besucherverkehr einstellen. Dies betrifft die Ausstellungen in Leipzig und Machern sowie die entsprechenden Führungen einschließlich bereits gebuchter Gruppenführungen. Die Einschränkungen gelten zunächst bis zum 30.03.2020.
Die Ausstellungen im Museum in der „Runden Ecke“ am Dittrichring 24 „Stasi – Macht und Banalität“ sowie „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal werden vorerst bis zum 30.03.2020 für Besucher geschlossen bleiben. Dies schließt auch die Führungen durch die Ausstellungen ein, jedoch zunächst nicht den Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“.
Auch das zur Gedenkstätte gehörende Museum im Stasi-Bunker in Machern, das sich im Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“ befindet, bleibt vorerst bis zum 30.03.2020 geschlossen und es finden keine Führungen statt.
Für Anfang April geplante Veranstaltungen, wie die einmal im Monat stattfindende Filmreihe „Zeitgeschichte auf der Leinwand“, werden terminlich verschoben. Aktualisierungen dazu werden laufend bekannt gegeben.
Gedenkstätte bleibt telefonisch und online erreichbar
Die Mitarbeiter der Gedenkstätten stehen für Anfragen selbstverständlich unter der bekannten Email-Adresse mail@runde-ecke-leipzig.de und telefonisch unter 0341 9612443 innerhalb der normalen Geschäftszeiten von 10:00 bis 16:00 Uhr zur Verfügung. Jederzeit und von jedem Ort aus genutzt werden kann das umfangreiche Online-Angebot unter www.runde-ecke-leipzig.de.
Umfangreiche Online-Angebote der Gedenkstätte nutzen
Besonders geeignet ist die erst seit kurzem freigeschaltete interaktive Karte der Stadt Leipzig mit nahezu allen geheimen Objekten, die die Staatssicherheit noch im Jahr 1989 betrieben hat. Dabei sind neben der Adresse auch Informationen zur Nutzungsdauer, der Abdecklegende sowie vor allem inhaltliche Beschreibungen abrufbar. So kann man sich mit der Staatssicherheit und deren flächendeckender Überwachung im lokalen Kontext beschäftigen, ohne die Gedenkstätte besuchen zu müssen. Direkt erreichbar unter: www.konspirative-wohnungen.de.
Ebenfalls online zugänglich ist die Datenbank „Sammlung-online“, die ausgewählte Objekte aus fast allen Bereichen der Stasi-Tätigkeit beinhaltet und so einen breiten Überblick über die Arbeitsweise der kommunistischen Geheimpolizei bietet. Dank umfangreicher Beschreibungstexte und darin enthaltener weiterführender Verknüpfungen zwischen Objekten und Fotografien lassen sich viele Arbeitsfelder der Staatssicherheit in einem selbst festgelegten „Rundgang“ durch die museale Sammlung selbst erschließen. Direkt erreichbar unter: www.runde-ecke-leipzig.de/sammlung.
Die App „Leipzig 1989“ informiert mit über 350 Fotos, Dokumenten, Objekten und Filmausschnitten über die Friedliche Revolution 1989 in Leipzig. Die Open-Air-Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ bleibt mit 20 Foto-Text-Stelen im Stadtraum zugänglich. Über den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 informiert die App „Leipzig 1953“).
Museum für Druckkunst und Museumsnacht
Und auch das Museum für Druckkunst schloss seine Pforten.
„Da sich die Ereignisse gestern überschlagen haben, muss ich Ihnen heute leider mitteilen, dass auch das Museum für Druckkunst ab sofort geschlossen ist“, teilte es am Wochenende mit. „Wir folgen damit der Empfehlung der Stadt Leipzig, alle Museen und Kultureinrichtungen mit größerem Publikumsverkehr zu schließen. Der angekündigte Tag der Druckkunst für morgen, Sonntag, den 15. März, fällt daher aus. Das Museum bleibt bis Ostern, 12. April 2020, für den Publikumsverkehr geschlossen.“
Logische Folge dann auch am 18. März die Absage der Museumsnacht.
Die Meldung vom 18. März: Die Museumsnacht in Halle (Saale) und Leipzig wird abgesagt
Zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus haben die Städte Halle (Saale) und Leipzig entschieden, dass die gemeinsame Museumsnacht am 9. Mai nicht stattfindet.
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur Leipzig, erklärt: „Wir bedauern, dass Leipzig und Halle in diesem Jahr nicht mit unseren 80 teilnehmenden Museen und Sammlungen sowie unseren Besucherinnen und Besuchern die zwölfte Museumsnacht feiern können. Die Verlangsamung der Ausbreitung des Virus und damit die Gesundheit der Menschen gehen vor.“
Dr. Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport Halle (Saale) ergänzt: „Viele Menschen aus Halle (Saale), Leipzig und der Region haben sich auf diesen besonderen und beliebten Höhepunkt der kulturellen Zusammenarbeit unserer beiden Städte gefreut, und die Teams der Museen waren bereits intensiv in den Vorbereitungen. Doch jetzt gilt es, alle Kraft auf die Bewältigung der Corona-Lage zu konzentrieren – das hat höchste Priorität.“
Die Museumsnacht ist ein länderübergreifendes kulturelles Großevent in beiden Städten. Von 18 bis 24 Uhr stehen Besucherinnen und Besuchern der Museumsnacht die Türen der Einrichtungen mit mehr als 500 Veranstaltungen offen. Dieses Angebot nutzen jährlich etwa 20.000 Gäste. Mehr als 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präsentieren in den Einrichtungen Veranstaltungen und Ausstellungen.
Der Termin für die nächste Museumsnacht steht mit dem 8. Mai 2021 schon fest.
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