Die Wanderausstellung „ROTSTIFT“ zeigt dieser Tage anschaulich, wie die Presse- und Meinungsfreiheit in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR eingeschränkt und unterdrückt wurde. Sie spannt dabei den Bogen von der Nachkriegszeit bis zum Medienfrühling 1990, als zahlreiche neue Zeitungen, auch in Leipzig, gegründet wurden. Im Archiv Bürgerbewegung im Haus der Demokratie ist sie bis zum 30. April zu besichtigen.

Aktuell werden den Medien unter der Bezeichnung „Lügen- oder Systempresse“ immer wieder Unmündigkeit, staatliche Abhängigkeit oder Staatsnähe vorgeworfen. Diese pauschalen Äußerungen beschönigen die Kontrolle und Zensur von Medien in einer Diktatur und verkennen die Situation der Pressefreiheit in Deutschland heute. Die Ausstellung im Haus der Demokratie ermöglicht eine Auseinandersetzung mit den historischen Fakten.

Besucher/-innen können selbst in originalen Zeitungen blättern, seien es alte Ausgaben vom „Neuen Deutschland“, die erste Ausgabe vom „Kreuzer“ oder z. B. die neu gegründete Tageszeitung „Die andere Zeitung“. Weiterhin können Sendungen des Piratensenders „Radio Glasnost“ angehört werden.

Bereits die Sowjetische Militärverwaltung installierte Zensurmechanismen im Bereich der Massenmedien. Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 schloss deren Verfassung eine Pressezensur ausdrücklich aus und gewährte die Meinungsfreiheit. Trotzdem baute die Staatspartei SED ein komplexes und allumfassendes staatliches Lenkungs- und Kontrollsystem der Medien auf. Von der Einheitspresse und den ständigen Erfolgsmeldungen, die wenig mit der Realität zu tun hatten, wandten sich immer mehr Menschen ab. Sie wanderten allabendlich via Westfernsehen aus.

Es ist bemerkenswert, wie die Oppositionsgruppen der 1980er Jahre eine Gegenöffentlichkeit in Form von Ausstellungen, Veranstaltungen, Protestaktionen oder Untergrundschriften („Samisdat“) aufbauten und sich so ihr eigenes Informationsnetzwerk schufen. Hier konnte zu Tabuthemen wie Umwelt, Menschenrechte oder Erziehung veröffentlicht werden. Auch der Piratensender „Radio Glasnost“ sendete ab 1987 und berichtete zu kritischen Themen in der DDR.

Die in der DDR existierenden Kirchenzeitungen sollten sich auf religiöse Themen beschränken. Berichteten sie dennoch über gesellschaftskritische Themen, griffen die Zensurbehörden ein. Nur vereinzelt gelang es ihnen, staatliche Vorgaben zu umgehen.

Schließlich wurde während der Herbstdemonstrationen 1989 die Forderung nach Presse- und Meinungsfreiheit eines der wichtigen Anliegen der Menschen auf der Straße. Während des Medienfrühlings des Jahres 1990 erfolgten massenhafte Neugründungen von Zeitungen.

Die Wanderausstellung wurde gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie des Sächsischen Landtages.

Sie ist im Haus der Demokratie (2. OG, Raum 203) Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr zu besichtigen.

Eine Führung gibt es am Donnerstag, 26. März, 15 Uhr, weitere Termine auf Anfrage direkt beim Archiv Bürgerbewegung Leipzig.

Als Bücher noch als gefährlich galten: Die erste Zensurkonferenz an der Uni Leipzig

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