Die Spinnereirundgänge in den Galerien der Baumwollspinnereri gehören mittlerweile fest zum Jahresauftaktprogramm. Sie faszinieren jeden, der sich von der Vielfalt all dessen, was Künstler in Leipzig an Stilen und Erzählweisen umsetzen, beeindrucken und auch gern einmal überraschen lässt. Und die Einzelausstellungen überraschen auch immer wieder, weil sie sehr eigenwillig die Verwirrungen der Zeit thematisieren.
Das wird man auch in der Ausstellung von Undine Bandelin bemerken, die am Samstag, 11. Januar, in der Galerie „The Grass Is Greener“ in der Halle 10 eröffnet wird.
Bandelins Bilder sind in gewisser Weise skurril. Sie versetzt Szenen aus dem alltäglichen Leben in märchenhafte Staffagen, gibt ihnen dadurch freilich auch eine spielerische Note.
„Bestimmt habe ich einen Hang zum Absurden oder Grotesken, den man auch meinen Bildern ansieht“, sagt die Künstlerin selbst. „Die dargestellten Situationen, die aus dem Alltag genommen sind, werden überzogen. Die poppige Farbpalette, die Übersteigerung – formal und inhaltlich – das alles hat einen Drall und überspitzt das Normale.“
Geboren wurde die Künstlerin 1980 in Jena, hat an der Bauhaus-Universität Weimar und an der Burg Giebichenstein in Halle studiert, bevor sie 2012 nach Leipzig zog. 2014 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Limburg. Im gleichen Jahr wurde auch ihr Katalog „Maskenball“ veröffentlicht. Die Kunsthistorikerin Vanessa Charlotte Heitland schrieb darin zum Beispiel: „Undine Bandelin führt den Betrachter in eine scheinbar fantastische Welt, die ihm aber auf beängstigend realistische Weise die eigene Wirklichkeit vor Augen führt.“
Sie macht also das, was gute Künstler immer machen: Sie bringt die Betrachter ihrer Bilder dazu, über die Mehrbödigkeit des eigenen Lebens nachzudenken, das Groteske und Verwirrende im Alltag – durch die Bilder gespiegelt – wahrzunehmen. Denn „Maskenball“ brachte es ja auf den Punkt: Wir setzen alle Masken auf, verwandeln uns, kostümieren uns und spielen alle möglichen Rollen vor anderen, von denen wir hoffen, dass sie ihren Zweck auch erfüllen. Aber vermitteln wir dadurch nicht falsche Botschaften? Sind wir damit überhaupt noch authentisch?
Und: Was ist das dann überhaupt noch, authentisch sein zu wollen, wenn unsere von Ikonen besetzte Welt uns regelrecht dazu zwingt, immerfort neue Masken aufzusetzen, damit wir den Erwartungen anderer genügen? Oder zu genügen glauben, obwohl da immer das vage Gefühl ist, dennoch missverstanden zu werden. Und damit in einem Erzählraum zu landen, der märchenhaft sein kann, verwirrend, diffus und – mehrbödig.
Nur eines nicht: belastbar authentisch.
Aber was will man in einer (Werbe-)Welt eigentlich erwarten, in der das Maskenhafte die Norm ist und nicht die (groteske) Ausnahme.
Eröffnet wird die Ausstellung mit Arbeiten von Undine Bandelin unter dem Titel „Macht und Ohnmacht“ zum Spinnereirundgang am Samstag, 11. Januar, 11 bis 20 Uhr.
Zu sehen sind ihre Bilder in der Galerie „The Grass Is Greener“ bis zum 15. Februar
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