Kultobjekt Schallplatte: Ihren Siegeszug als Massenmedium, die Nutzung als Musik- wie Informationsmedium, aber auch ihren tiefen Fall mit dem Aufkommen von Kassette, CD, Walkman und mp3-Formaten bis hin zu ihrem Comeback – all das zeigt die Ausstellung „Faszination Vinyl“ im Schulmuseum Leipzig – Werkstatt für Schulgeschichte. Dort wird sie am Montag, 9. September, um 17 Uhr eröffnet.
Sie ist die letzte in der diesjährigen Ausstellungsreihe „Haste nicht gesehen“, die von Studierenden der Museologie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) erarbeitet wurde und ist bis zum 10. Januar 2020 zu sehen.
„Die Haptik, die Größe des Covers und das Knistern beim Abspielen – so erleben es alle Vinyl-Fans. Das war der Ausgangspunkt“, erläutert das Ausstellungstrio Clemens Behnert, Manuel Gerhart und Helge Nies. „Doch schnell wurde klar, dass die Schallplatte weit mehr ist als ein Tonträger für Musik. Wir wollen möglichst viel von der heutigen Faszination Vinyl vermitteln, aber ebenso zeigen, wie Platten immer auch politisch genutzt wurden.“
„Das Schulmuseum stellt sehr gern Ausstellungsflächen und Unterstützung für spannende Projekte studentischer Ausstellungsmacher zur Verfügung“, sagt der Leiter des Schulmuseums, Dr. Thomas Töpfer. Als Kooperationseinrichtung der Stadt mit der HTWK Leipzig und der Universität Leipzig liegt darin auch immer eine Chance für das Schulmuseum. „Wir entdecken unsere große Sammlung auf diese Weise ganz neu“, so Töpfer. So ermöglicht die Ausstellung „Faszination Vinyl“ erstmals Einblicke in die vielfältigen Schallplattenbestände des Hauses. „Ich bin sehr dankbar, dass sich die Studierenden auch auf die bildungsgeschichtliche Dimension des Themas eingelassen haben.“
Im Studiengang Museologie der HTWK Leipzig konzipieren und realisieren Studierende alljährlich eigene Museumsausstellungen zu selbst gewählten Themen. „Die Lehre soll möglichst praxisnah sein. Ein Verständnis dafür zu entwickeln, was Besucherinnen und Besucher interessieren könnte, gehört unbedingt dazu“, erläutert Prof. Gisela Weiß von der HTWK Leipzig. „Umso leichter fällt es bei einem solch aktuellen wie emotionalen Thema, dass die gesamte Ausstellung besucherorientiert und gegenwartsrelevant angelegt wird.“
Vinyl ist übrigens die Verknappung des ganz und gar chemischen Begriffs Polyvinylchlorid, aus dem seit 1948 Schallplatten hergestellt wurden. Vorher waren die auf einem Grammophon abspielbaren Schellackplatten die Norm. Und als 1982 die Compact Disk (CD) als neues Speichermedium für Musik eingeführt wurde, sagte so mancher der alten Schallplatte ihr Ende voraus.
Doch gerade als die Musik dann mit dem mp3-Format endgültig körperlos zu werden begann, begann gleichzeitig ein Comeback für die Vinyl-Platte, das bis heute anhält. Sie ist nicht nur haptisch etwas Besonderes. Sie bewahrt auch über Jahrzehnte ihre Klangqualitäten und kann auch nicht einfach wieder verschwinden, wie das so manchem mit seiner digitalen Musikbibliothek schon passiert ist. Und wer einen hochwertigen Plattenspieler hat, kann den zumeist schwarzen Scheiben einen Sound entlocken, der digitalen Klangqualitäten locker das Wasser reichen kann.
Natürlich ist es auch kein Wunder, dass sich Schallplatten im Bestand des Schulmuseums befinden, denn auch in DDR-Zeiten gehörten Schallplatten zu den im Unterricht eingesetzten Medien. Sie erzählen also auch ein Stück Schulgeschichte.
Möglichst viele mögliche Besucher sollen jetzt von der neuen Ausstellung angesprochen werden: gerade junge Leute, die Vinyl wieder für sich entdecken, aber auch diejenigen, die vielleicht gar nicht mehr wissen, wie eine Platte klingt, sowie Menschen, die sich aus historischen Gründen für das vielseitige runde Tonmedium interessieren.
Eröffnung der Ausstellung am 9. September, 17 Uhr, im 2. OG des Schulmuseum.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.
Keine Kommentare bisher