Am Donnerstag, 31. Januar, wurde im Zeitgeschichtlichen Forum eine neue Fotoausstellung eröffnet, die sich natürlich wieder mit aktueller Zeitgeschichte beschäftigt. In diesem Fall: den Relikten des Kalten Krieges, der auch Deutschland 45 Jahre lang im Griff hatte und dessen Bauwerke nach 1990 von einem neugierigen Fotografen, dem Niederländer Martin Roemers, besucht und abgelichtet wurden.
Nach dem Zusammenbruch der Anti-Hitler-Koalition der Alliierten beherrschte der „Kalte Krieg“ das politische Geschehen der Nachkriegszeit bis 1989/90. Mehrmals drohte eine direkte militärische Konfrontation der Supermächte USA und Sowjetunion und damit auch die Gefahr eines weltumspannenden Atomkrieges. Der Konflikt war vor allem von ideologisch unüberbrückbaren Gegensätzen geprägt.
Was ist von dieser Epoche geblieben? Der niederländische Fotograf Martin Roemers dokumentiert eindrucksvoll die baulichen und topographischen Hinterlassenschaften des Ost-West-Konflikts in Europa. Die neue Wechselausstellung zeigt eine Auswahl von rund 60 Fotografien des Künstlers.
Die Aufnahmen entstanden zwischen 1998 und 2009 in zehn Ländern: Darunter sind Staaten, die zur Sowjetunion gehörten – Russland, die Ukraine, Lettland und Litauen – Staaten des ehemaligen „Ostblocks“ wie Polen und die Tschechoslowakei, aber auch westliche Staaten wie Großbritannien, die Niederlande, Belgien und Deutschland.
Die Fotografien führen den Betrachter zu verlassenen Armeestützpunkten und Bunkern, zu technischen Installationen, Überwachungs-, aber auch Gedenkorten. Insbesondere die Relikte der Roten Armee auf dem Gebiet der früheren DDR und die mit riesigem Aufwand errichteten Bunker- und Kontrollanlagen sind Schwerpunkte der Arbeiten von Martin Roemers.
Die Ausstellung vereint verschiedene Serien des Künstlers über die architektonischen Spuren, die von der jahrzehntelangen Konfrontation der Systeme überall in Europa geblieben sind: Erhaltene Wandmalereien in ehemaligen sowjetischen Kasernen, ausgediente verrostete Panzer, stillgelegte Flugzeuge, verbrauchte Munition auf ehemaligem Sperrgebiet.
Roemers Fotografien verdeutlichen, dass der Kalte Krieg eine Auseinandersetzung zweier Systeme war, zugleich aber auch ähnliche funktionale Hinterlassenschaften auf beiden Seiten des „Eisernen Vorhangs“ hervorbrachte.
Martin Roemers, 1962 im niederländischen Oldehove geboren, studierte an der Akademie für Kunst und Industrie (AKI) in Enschede in den Niederlanden. Er ist bekannt geworden durch seine Langzeit-Fotoprojekte, die in renommierten Museen zu sehen waren und Fotobände wie „Metropolis“ über das Leben in Millionenstädten. Er ist zweimaliger Preisträger des World Press Photo Awards und des Street Photography Awards. Martin Roemers lebt und arbeitet im niederländischen Delft.
Die Ausstellung „Streng geheim – Spuren das Kalten Krieges. Fotografien von Martin Roemers“ ist vom 1. Februar bis zu 30. Juni im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zu sehen. Öffnungszeiten: Di-Fr, 9-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Eintritt frei.
Keine Kommentare bisher