„Schöne Bilder“, diese Worte konnte man an jenem Abend der Ausstellungseröffnung mehrfach hören. Hunderte waren gekommen. Dicht gedrängt lauschten die Menschen der Rede Michael Hametners, der den Band „Valeurs“ über den Leipziger Maler Gert Pötzschig (85) herausgegeben hat. Seit mehr als 70 Jahren wirkt der Künstler in dieser Stadt und hat ein umfangreiches Œvre geschaffen.

„Diese Bilder sind einfach schön“ – mit diesem Satz beginnt das Buch des Kritikers und Autors Michael Hametner. Und diese Worte sind ein Hauptbestandteil der Würdigung, denn bescheiden sagte Gert Pötzschig: „Das Sujet ist Mittel zum Zweck. Leipzig male ich, weil ich hier geboren bin.“

Um Schönmalerei im ästhetischen Sinne sei es dem Maler nie gegangen, eher um subtile Töne, um Tonwerte, die als Basis für ein Verhältnis zur Welt gelten können. Diese Kunst, diese Bilder wollen nicht grenzenlos sein. In den Ruinenlandschaften, Brandmauern, Leipziger Straßen sieht man ein Stück Heimat, widerspiegelt ein Stück Innenwelt. Erinnerung an diese Landschaften: Da ist man schon einmal entlanggegangen, vor langer Zeit vielleicht, und der Himmel und das Licht, das hat sich eingeprägt. In manchen Bildern meint man auch den Duft oder den Geruch zu spüren, man fühlt hinein, man erkennt es.

Gert-Pötzschig-Ausstellung in der Galerie Koenitz. Foto: Christiane Otto
Gert-Pötzschig-Ausstellung in der Galerie Koenitz. Foto: Christiane Otto

Bilder, die gar nicht großformatig daherkommen müssen, doch in pastosen Pinselstrichen soviel Atmosphäre enthalten. Sie bringen etwas zum Klingen in der Seele, Sehnsucht auch, denn es muss nicht alles glatt sein, nicht alles neu getüncht – alte Steinmauern, Fabriken, knorrige Bäume, Gleise, die der Künstler in seine Bilder gebannt hat, erzählen ein Märchen der Stadt über viele Jahrzehnte: nach dem Krieg, durch den realen Sozialismus, die Zeiten der Wende – und dann auch Bilder mit südlicherem Licht, Zeichnungen, einiges Abstraktes was blieb, was kann man im Heute verorten?

Da ist viel Neugier im Spiel und fordert die Nachgeborenen auf eigene Weise heraus. Kunst sei als Kulturkette zu verstehen, und jeder Künstler als ein Glied dieser Kette, darauf machte der Laudator aufmerksam, Kunst als Raum für Identitätssuche.

In der Galerie Koenitz am Dittrichring 16 werden die Bilder der Personalausstellung noch zu sehen sein bis 7. Februar.

Eine zusätzliche Buchvorstellung findet statt am 24. Januar 2019 um 19 Uhr, es soll inhaltlich in die Tiefe gegangen werden. In dem vom Sax-Verlag herausgegebenen Buch „GERT PÖTZSCHIG – VALEURS“ sind einige der Bilder zu sehen und auch Zeichnungen, Gespräche mit dem Künstler geben Auskunft, sie sind eingebettet in Betrachtungen und Beiträge von Michael Hametner und Rita Jorek.

Gert Pötzschig wurde 1933 in Leipzig geboren, lernte von 1947 bis 1949 graphischer Zeichner, währenddessen auch an der VHS Malerei und Zeichenstudien und Besuch von Abendkursen an der HGB bei Max Schwimmer. Er studierte von 1950 bis 1955 an der HGB bei Elisabeth Voigt, Kurt Maßloff und Heinz Wagner und schloss mit Diplom ab, wurde aufgenommen in der VBK/DDR und ist seither freischaffend.

Zeitweise war er als Ausstellungsgestalter tätig bis 1969. Einen Preis im Wettbewerb Farbgrafik der DDR erhielt er 1961. War Mitglied der Sektionsleitung Maler und Grafiker im VBK/Bezirk Leipzig 1965-86 und wurde 1972 in den Beirat für Städtebau und architekturbezogene Kunst, Rat der Stadt Leipzig, berufen.

Eigene architekturbezogene Arbeiten (Farbglasgestaltungen) entstanden. Die erste Studienreise nach Bulgarien mit Gerald Müller-Simon fand 1975 statt und 1979 eine Reise nach Mittelasien. 1984 erhielt Gert Pötzschig den Kunstpreis der Stadt Leipzig. Von 1991 an ist er Mitglied des Bundes Bildender Künstler Leipzig bis 2007 fanden Studienreisen statt, vor allem nach Italien und Südfrankreich. Gert Pötzschig lebt und arbeitet in Leipzig.

 

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