Noch ist es ein bisschen hin. Noch liegt die „Titanic“ auf dem Meeresboden und lädt Besucher des Panometers Leipzig ein, einen Blick in die Tiefe des Ozeans zu werfen, auf dessen Grund der gescheiterte Ozeangigant liegt. Aber ab Januar 2019 will Yadegar Asisi eine Welt zeigen, die jeder von uns sehen könnte – wenn wir nur Lupen und Teleskope als Augen hätten.
Ab dem 26. Januar 2019 soll Yadegar Asusis neues Panorama-Bild „CAROLAS GARTEN – Ein Paradies auf Erden“ im Panometer gezeigt werden. Es zeigt den faszinierenden Garten einer langjährigen Leipziger Mitarbeiterin von Yadegar Asisi aus der Sicht eines Pollenkorns.
Als stünde man auf dem Stempel inmitten des Blütenkelchs einer Kamille, erschließt sich eine fremdartige Szenerie. Eine gigantische Biene ist gerade dabei, die Kamillenblüte zu bestäuben und Nektar zu sammeln. Durch die abgesenkten Blütenblätter öffnet sich der Blick auf die Welt des umgebenden Gartens und der Blumen, Pflanzen und anderen Bewohner.
Einerseits thematisiert das Rundgemälde eine Welt, die jedermann bekannt scheint, andererseits eröffnet das Panorama Blicke und Einsichten auf Strukturen und Details, die ansonsten für das menschliche Auge unsichtbar bleiben.
Die Anlage und Formationen der Biene, der Blütenblätter, Staubgefäße und Kelchblätter im Zentrum zeigen sich geradezu fantastisch und enthüllen eine ungeahnte Welt voller visueller Kraft und Ästhetik. Die Betrachter befinden sich selbst inmitten der hundertfach vergrößert dargestellten Welt und sind von ihr rundherum umgeben – so wie im wahren Leben als Teil der Zyklen in der Natur.
Obgleich das Panorama einen Garten als Grundlage hat, ist die Szenerie auch hier von Yadegar Asisi kreiert und verdichtet. Asisi stellt Elemente nebeneinander und verwebt sie ineinander und miteinander, die in der Natur nicht zeitgleich und zusammen auftreten würden. Der Anspruch ist es, in einem Panorama den Zyklus aller vier Jahreszeiten zu zeigen – aber so komponiert, dass es für die Betrachter völlig natürlich erscheint.
Was das neue Werk von Asisi thematisiert, sind letztlich die großen Fragen und Themen des Lebens: Werden und Vergehen, Geburt und Tod, Wechselwirkungen und Schönheit in der Natur, neue Sichtweisen auf vermeintlich bekannte Dinge sowie der Garten als Ort der Entschleunigung und als Rückzugsraum uvm. Dieses Panorama, begleitet von einer einführenden Ausstellung, relativiert die Sicht auf die Welt und lässt die einzigartige Vielfalt des Lebens neu bewerten.
Die Bühne freilich, die für das Panorama als Vorlage diente, gibt es tatsächlich. Carolas Garten liegt tatsächlich in Leipzig. Und der Künstler war von diesem kleinen, summenden Paradies so angetan, dass er mit großer Mannschaft und hochauflösender Aufnahmetechnik in den kleinen Garten einrückte und die Bilder einsammelte, die jetzt zu seinem neuen Panorama-Bild am Computerbildschirm zusammenfließen und den Betrachter quasi zum Pollenkorn schrumpfen lassen, das diese exotische Gartenwelt auf einmal mit völlig anderen Augen sieht.
Wie das Bild entstand, beschreibt die Asisi Factory so: „Ein Garten am Stadtrand von Leipzig stand für die Szenerie Pate. Mit Hilfe des Nanofotografen Stefan Diller und des Biologen Mirko Wölfling hat sich Yadegar Asisi diese Welt erschlossen. Erstmals kamen völlig neue Techniken zum Einsatz: unter anderem Nanofotografie, Makrofotografie, Technik eines Raster-Elektronenmikroskops sowie Foto-Stacking, um Aufnahmen mit großer Schärfentiefe zu bekommen.“
Und Asisi kündigt weitere Bild-Projekte dieser Art an: „Asisis Riesenrundgemälde „Carolas Garten“ eröffnet eine Reihe, die sich dem Spektrum der Wahrnehmung der Welt widmet und neue Perspektiven und ungeahnte Universen aufdeckt.“
Der Künstler frönt also der Lust am Schauen und am Entwickeln immer neuer Iden für neue, spannende Blicke in unsere einzigartige Welt.
Bis zum 13. Januar 2019 wird in Leipzig weiterhin das Panorama „TITANIC – Die Versprechen der Moderne“ gezeigt, das auf eine Expedition zum gesunkenen Wrack auf dem Meeresgrund des Nordatlantik führt. Die Rundgemälde von Yadegar Asisi werden derzeit neben Leipzig in Berlin, Dresden, Lutherstadt Wittenberg, Pforzheim, Hannover und Rouen (Frankreich) gezeigt. Am 17. November 2018 wird eine weitere Panorama-Ausstellung in Berlin in Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz / der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnet.
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