Es ist eigentlich für den Inhalt so einer Ausstellung ein etwas abgelegener Ort: Am Freitag, 27. Juli, endet die Ausstellung „Eythra 7.000 vor Chr. – Steinzeit-Bauern am Ufer der Weißen Elster“ im KOMM-Haus in der Selliner Straße 17 in Grünau. Aber die Ortswahl für diese im Mai gestartete Ausstellung hatte natürlich ihren Grund: Die Bewohner dieses 2.500-Einwohner-Dorfes im Leipziger Südraum siedelten nach der „Devastierung“ 1984 bis 1987 zu einem Großteil nach Grünau um.

Auch wenn die Ausstellung eigentlich keine Wiederbegegnung mit „ihrem“ Eythra ist, sondern mit einem Ort, der an gleicher Stelle vor 6.700 bis 7.600 Jahren existierte. Denn beliebt war das Siedelgebiet im heutigen Leipziger Raum schon lange. Die Böden waren fruchtbar. Mehrere eindrucksvolle Siedlungen aus der Jungsteinzeit wurden bei archäologischen Grabungen im Vorfeld der wachsenden Tagebaue ausgegraben. Und die Grabungen der sächsischen Archäologen im Gebiet des einstigen Eythra fanden zwischen 1993 und 2003 statt – mit stattlichem Ergebnis.

In der Kurzzusammenfassung des Archäologischen Landesamtes klingt das so: „Auf dem rund 30 Hektar großen Grabungsareal am Ufer der Weißen Elster konnten u. a. rund 300 bandkeramische Hausgrundrisse, zwei Grabenwerke sowie zwei linienbandkeramische Brunnen ergraben werden. Aus den über 9.000 dokumentierten bandkeramischen Befunden stammen u. a. mehr als 120.000 Scherben.“

Feuersteinwerkzeuge aus den Eythraer Grabungen. Foto: KOMM-Haus
Feuersteinwerkzeuge aus den Eythraer Grabungen. Foto: KOMM-Haus

Und mit der Ausstellung im KOMM-Haus werden die zentralen Befunde dieser Ausgrabung auch für alle neugierigen Besucher sichtbar gemacht.

Die 15-teilige Posterausstellung wurde vom KOMM-Haus in Kooperation mit Studenten vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig konzipiert und befasst sich mit einer der größten Flächenausgrabung in Mitteleuropa. Wer sich den Ort dieser Ausgrabungen vergegenwärtigen möchte: Auf der Fläche des Ortes Eythra erstreckt sich heute der Zwenkauer See.

Bei den Arbeiten am Braunkohle-Tagebau wurden archäologische Grabungen ermöglicht, die eine reichliche Ausbeute an Funden lieferten. Die Ergebnisse reichen bis in die Jungsteinzeit. Zwischen 1993 und 2003 wurde die größte zusammenhängende Siedlung aus der Zeit der Linienband- und der Stichbandkeramik (5500-4500 v. Chr.) in Mitteleuropa aufgedeckt.

Pfostenlöcher und Siedlungsgruben konnten rund 300 Häusern zugeordnet werden. So lässt sich an dem bis zu 1000 Jahre besiedelten Fundplatz Eythra die Entwicklung des Hausbaus von der Linien- zur Stichbandkeramik belegen. Aus Graben- und Palisadenwerken konnten rund 120.000 Scherben und 8.000 Silices (Feuersteinteile) sowie aus mehreren bis zu fünf Meter tiefen hölzernen Brunnen auch Behälter aus organischem Material geborgen werden.

Keramikfund aus dem jungsteinzeitlichen Eythra. Foto: KOMM-Haus
Keramikfund aus dem jungsteinzeitlichen Eythra. Foto: KOMM-Haus

Den Ausgrabungspraktiken und den Erkenntnissen zum Leben in der Jungsteinzeit widmet sich die Ausstellung.

Bei der Eröffnung am 25. Mai kamen rund 80 Besucher, darunter zahlreiche Studenten der Archäologie und ehemalige Eythraer Bürger ins KOMM-Haus. Bei einem Vortrag des ehemaligen Ausgrabungsleiters Dr. Harald Stäuble konnten dann – wie auf dem Foto – auch bemerkenswerte Fundstücke, darunter Ton-Gefäße und Feuerstein-Werkzeuge bestaunt werden.

Am Freitag, 27. Juli, um 17 Uhr ist nun Finissage für die Ausstellung. Zu diesem Anlass werden Archäologen des Institutes für Ur- und Frühgeschichte noch einmal eine Führung durch die Posterausstellung anbieten und Hintergründe der Ausgrabungen erläutern und Einblicke in das Leben der Steinzeitkultur im Leipziger Raum geben. Dazu werden Prof. Ulrich Veit und Uwe Kraus auch wieder zahlreiche Originalfundstücke zum bestaunen und anfassen mitbringen.

Die Führung ist kostenlos. Vorherige Anmeldung im KOMM-Haus ist aber trotzdem erwünscht unter Tel. (0341) 9419132.

 

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar