Seit acht Jahren recherchiert die Kunsthistorikerin Ilka Wonschik zu dem Thema „KÞnstler der verschollenen Generation“. Im Jahr 2014 erschien ihr Buch „Es war wohl ein anderer Stern, auf dem wir lebten ... – KÞnstlerinnen in Theresienstadt“ im Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin. In diesem Buch hat sie die Biografien und Werke von zwÃķlf in Vergessenheit geratenen jÞdischen KÞnstlerinnen mittels Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Dokumenten und Interviews rekonstruiert.

Eine dieser zwÃķlf KÞnstlerinnen ist die israelische Malerin und PapierkÞnstlerin Chava Pressburger (geb. 1930).

„Das Oeuvre dieser KÞnstlerin ist stark mit ihrer von Gewalt und Krieg geprÃĪgten Lebensgeschichte verbunden. Als Kind erlebte sie den Zweiten Weltkrieg und begann nach 1945, sich ihren Weg als KÞnstlerin zu bahnen. Ihr Leben war jedoch weiterhin von politischen Unruhen, Widerstand und dem Exil geprÃĪgt; so emigrierte sie 1948 aufgrund der MachtÞbernahme der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei nach Israel.

Zeit ihres Lebens stand ihre Kunst folglich unter ambivalenten EinflÞssen: Kindheit in Tschechien, Kriegsbeginn, Einmarsch der deutschen Truppen, Shoah, Verlust des in Auschwitz ermordeten Bruders Petr Ginz, Kriegsende, Flucht, Exil, Nahostkonflikt“, erzÃĪhlt Ilka Wonschik.

Und die Leipziger haben derzeit eine herrliche Gelegenheit, die Arbeiten von Chava Pressburger im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V. in der Hinrichsenstraße 14 in der Ausstellung „Impressionen in Papier“ zu besichtigen. Diese Ausstellung wurde am 23. Mai erÃķffnet und ist bis zum 22.August zu sehen.

Die ambivalenten EinflÞsse in der Lebensgeschichte Chava Pressburgers sorgten dafÞr, dass die KÞnstlerin Pressburger in den beiden letzten Jahrzehnten fÞr ihre Arbeiten eine ganz außergewÃķhnliche Technik anwandte, die Ilka Wonschik so beschreibt: „Der Beginn ihres kÞnstlerischen Schaffens ist der Weg in die Natur – hier sammelt sie geeignete Pflanzen, kocht und zerreibt sie in einzelne Fasern; anschließend werden sie gefÃĪrbt und am Ende mit Hilfe einer hydraulischen Presse wieder zu einer Einheit zusammengefÞgt.

WÃĪhrend die KÞnstlerin ihr eigenes Papier herstellt, kehrt sie zu den Wurzeln des Lebens zurÞck und spÞrt in diesen Momenten den Einklang von Welt und Natur. Auf diesem Weg hat Chava Pressburger eine MÃķglichkeit gefunden, ihre verborgenen GefÞhle zum Ausdruck zu bringen und sich mit ihren schmerzhaften Erinnerungen auseinanderzusetzen.“

Ilka Wonschik: Chava Pressburger. Cover: Hentrich & Hentrich
Ilka Wonschik: Chava Pressburger. Cover: Hentrich & Hentrich

Und ihr Fazit, nachdem sie sich so intensiv mit den Arbeiten der KÞnstlerin beschÃĪftigt hat: „Zeitlebens versucht Chava Pressburger mit Hilfe ihrer Kunst das Unsagbare auszudrÞcken. Themen, die sie hier besonders beschÃĪftigen, sind das menschliche Leid und der Hass, mit denen wir in Zeiten des Terrors auch heute noch konfrontiert werden.“ Pressburgers Kunst, so fasst sie zusammen, stellt einen schmerzlichen BrÞckenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar.

Sie hat ihre Forschungsergebnisse in Form einer KÞnstlerinnenmonographie mit dem Titel „Chava Pressburger – Bilder, Papierarbeiten, Skulpturen“ zusammengetragen, die im Jahr 2016 ebenfalls im Verlag Hentrich & Hentrich (Berlin) verÃķffentlicht wurde.

Chava Pressburger wurde in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Ausstellungen geehrt. Im Jahre 1978 drehte der Regisseur Peter Freistadt (1930-2000) einen Dokumentarfilm Þber Chavas kÞnstlerische Arbeit. Neben diesem Film wurde sie 1992 mit dem Preis der Sussmann-Kunststiftung ausgezeichnet, und im Jahre 2010 Þberreichte ihr der Vorsitzende des tschechischen Senats die Silbermedaille fÞr die Verbreitung der tschechischen Kultur im Ausland. Geehrt wurden in diesem Rahmen ihre zahlreichen Ausstellungen im Ausland und ihre Zusammenarbeit mit dem in Prag ansÃĪssigen tschechischen Kulturzentrum.

„Aufgrund der Vielschichtigkeit in der kÞnstlerischen Arbeit von Chava Pressburger engagiere ich mich gemeinsam mit der KÞnstlerin dafÞr, dass ihre Kunst immer mehr in das Bewusstsein der kulturinteressierten Öffentlichkeit gelangen soll“, betont Ilka Wonschik.

Und dazu gehÃķrt auch die Ausstellung der eindrucksvollen Papierarbeiten, die im Ariowitsch-Haus bis zum 22. August gezeigt werden. Im Oktober 2018 wandert diese Ausstellung weiter ins KurfÞrstliche GÃĪrtnerhaus in Bonn.

 

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