Es ist ein Thema, das passt zur Zeit der wild gewordenen Individualisten, die zunehmend an Beziehungsstörungen und Einsamkeit leiden: „Come closer“. Vielleicht passt es, wenn man es mit der Aufforderung: „Komm näher!“ übersetzt. Anna M. Kempe hat so ihre Ausstellung in der Galerie b2_ benannt, die am Freitag, 16. März, eröffnet. Und eine Lyrik-Lesung gibt es gleich noch dazu.
„COME CLOSER – Anna M. Kempes erste Soloshow in der Galerie b2_ ist eine Aufforderung zu Nähe. Die Bilder eröffnen einen Komplex aus Beziehungen, Erinnerungen und Konstellationen von Figuren, die zur Identifikation aufrufen, ohne dabei konkrete Rollen vorzugeben. Die Einladung zur Annäherung bezieht sich sowohl auf die raumgreifende Narration, als auch auf die Arbeiten an sich: Aquarelle, kleine bis großformatige Malereien auf Papier“, versucht die kleine Galerie in der Spinnerei zu umreißen, was die 1988 in Crivitz in Mecklenburg-Vorpommern geborene Künstlerin da in großen Aquarellen auf Papier malt.
Von 2008 bis 2015 hat Anna M. Kempe an der HGB Leipzig studiert. Und ihre Bilder erzählen tatsächlich von lauter Begegnungen, Zuständen des Nicht-Alleinseins, auch wenn ihre Figuren meist recht abwesend in die Ferne schauen, als seien sie in Gedanken ganz anderswo, nicht wirklich da. Und trotzdem merkt man, dass es dennoch Situationen von Nähe und Vertrautheit sind. Denn so abwesend zu sein, das traut man sich in der Regel nur, wenn man sich sicher fühlt in einer Situation – ob nun in der Umarmung auf dem Sofa, im Gespräch mit Freunden oder in der stillen Stunde „Vor dem Ausgehen“.
Und wahrscheinlich liegt man auch nicht falsch, wenn man dabei an Max Klingers Bild „Die blaue Stunde“ denkt, wo die Figuren ebenso abwesend beieinander sind. Vertraut und doch jede mit sich selbst beschäftigt – oder dem Kosmos oder irgendeinem Stück Erinnerung im Kopf. Da und doch nicht da. Situationen, in denen wir einmal nicht hektisch beschäftigt sind, dabei das hämmernde Bruttosozialprodukt zu vermehren oder irgendwelchen Schwatzmäulern zu suggerieren, wie unendlich fleißig wir sind.
Sogar am Wochenende, wo die Bekloppten unter uns erst einmal den Rasenmäher, die Kreissäge und die Kofferheule rausholen, weil sie diese Stille – und ihre eigenen Gedanken – nicht aushalten.
Eine Ausstellung also für freundliche, nachdenkliche Menschen.
Eröffnet wird die Ausstellung „Come closer“ in der Galerie b2_ (Spinnereistraße 7, Gebäude 20) am Freitag, 16. März, um 18 Uhr.
Am Sonntag, 18. März, gibt es um 18 Uhr eine Lesung mit Gedichten von Stefan Wartenberg: „zimmer mit aquarium mit briefschlitz“.
Gedichte von / Poems by Stefan Wartenberg.
Zu sehen ist die Ausstellung Anna M. Kempe „Come closer“ vom 16. März bis zum 7. April.
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