Das Glück Yadegar Asisis ist die moderne Computertechnik. Die leistungsfähigen Bildbearbeitungsprogramme der Gegenwart ermöglichen dem Künstler, in immer kürzerer Zeit seine Visionen vom Panoramabild umzusetzen. Das erhöht nicht nur den Ausstoß – das ermöglicht sogar Bilder, von denen die großen Panorama-Maler des 19. Jahrhunderts nicht einmal träumten. Zum Beispiel die Welt aus der Sicht eines Pollenkorns zu zeigen.

Das wird das nächste große Panoramabild, das der Künstler mit Leipziger Wurzeln in Leipzig zeigen wird. „Ein Paradies auf Erden“ wird es heißen und auf eine Reise in die unbekannte Welt des Mikrokosmos einladen. Wie durch ein gigantisches Mikroskop geschaut, wird dem Besucher seine bekannte Welt völlig neuartig erscheinen. Jedoch anders als in einem Labor befindet sich der Betrachter selbst inmitten der hundertfach vergrößert dargestellten Welt, ist er doch von ihr rundherum umgeben.

Als wäre er selbst so klein wie ein Insekt.

Fast hätte ich geschrieben: „als wäre er selbst eine Biene“. Aber das wäre dann der Genialität zu viel. Die Welt wie durch die Facettenaugen einer Biene zu betrachten hat sich auch Yadegar Asisi noch nicht getraut.

Den man natürlich besonders für seine großen Städtepanoramen kennt. Aktuell zeigt das Panometer Leipzig die Titanic auf dem Meeresgrund. Mit dem Everest-Panorama hat Asisi 2003 in Leipzig die Serie seiner großen, publikumsträchtigen Panoramen begonnen.

Und nun nutzt er Leipzig wieder als Start für eine völlig neue Art Panorama-Blick.

Asisi rückt dabei den Kelch einer Blüte in den Fokus der Beobachtung. Wie auf dem Stempel inmitten des Blütenkelchs beschaut der Betrachter – aus Sicht eines Pollenkorns – die faszinierend-fremdartige Szenerie. Die Anlage, Formationen und Strukturen der Blütenblätter, Staubgefäße und Kelchblätter sind geradezu fantastisch und enthüllen eine ungeahnte visuelle Kraft und Ästhetik. Was er entdeckt, relativiert seine Sicht auf die Welt und lässt ihn die einzigartige Vielfalt des Lebens und seiner Umwelt neu bewerten. Eine gigantische Biene, die sich auf eines der Kronblätter gesetzt hat, gibt durch das abgesenkte Blütenblatt den Blick über den Tellerrand dieses Kosmos auf die Welt der umgebenden „Blüten-Planeten“ frei.

Das Riesenrundbild „Ein Paradies auf Erden“ eröffnet nun – so kündigt Asisi an – eine Reihe von Panoramen, die sich dem Themenspektrum der Wahrnehmung der Welt widmen und völlig neue Perspektiven sowie ungeahnte Universen aufdecken.

Angeregt wurde er dazu durch eine Leipziger Mitarbeiterin, die ihn in ihren Garten mitnahm und ihm die Augen dafür öffnete, welche Vielfalt, Schönheit und Faszination sich da in jedem Frühjahr im Kleinen entfaltet. Eine Vielfalt, die oft nur noch Kinder wahrnehmen, die mit Staunen auf das Krabbeln und Schwirren und Summen schauen. Erwachsene haben oft nicht einmal mehr die Geduld, dem Gewimmel so intensiv zuzuschauen – und verlieren damit auch meist den Sinn für den Reichtum der um uns lebenden Welt.

Yadegar Asisi beim Zeichnen. Foto: asisi
Yadegar Asisi beim Zeichnen. Foto: asisi

Yadegar Asisi hat den Garten dann mit großer Mannschaft und ausgefeilter Kameratechnik aufgesucht und die Bilder eingefangen, die die Grundlage für sein neues Bild werden. Bilder, die eben auch zeigen, dass unsere Welt selbst ein Paradies ist und jeder es entdecken kann, wenn er sich nur darauf einlässt. In der letzten Woche waren Asisi und sein Team in jenem sommerlichen Garten am Leipziger Stadtrand und haben gezeichnet, gefilmt sowie Makroaufnahmen von Blumen, Blüten, Insekten und Gartentopographie erstellt. Derzeit findet die Auswertung statt.

Asisi möchte die Gäste mit auf die Reise nehmen, sie einem Staubkorn ähnlich auf eine Blüte setzen und einer 25 Meter großen Biene beim Bestäuben der Blüte zusehen. Seine Intention: „Die Welt mit eigenen Augen betrachten und sich daran erinnern, dass das Glück nicht weit ist.“

Gezeigt werden soll „Ein Paradies auf Erden – Carolas Garten“ zuerst natürlich im Panometer Leipzig. Geplant ist die Ausstellung des Panoramas ab Herbst/Winter 2018/2019.

In dem historischen Gasometer sind Panoramen von Yadegar Asisi seit 2003 kontinuierlich zu sehen und von dort ging die Renaissance der Panoramakunst aus. Derzeit wird in Leipzig „Titanic – Die Versprechen der Moderne“ gezeigt, das seit 28. Januar 2017 zum gesunkenen Wrack auf dem Meeresgrund führt und bislang etwa 150.000 Besucher verzeichnet hat.

Aktuell machen auch Asisis Panoramen in Lutherstadt Wittenberg, wo er „Luther 1517“ zeigt, und in Rouen, wo „Rouen 1431“ zu sehen ist, von sich Reden.

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