Leipzig ist so ganz nebenbei auch Beckmann-Stadt. Der berühmte Maler wurde1884 hier geboren. Und so ein bisschen wünscht man sich natürlich vom hiesigen Kunstmuseum, dass es auch eine kleine, aber repräsentative Sammlung mit Bildern Max Beckmanns vorweisen kann. Klein ist sie. Aber am Mittwoch, 14. September, ist sie wieder ein bisschen gewachsen. Die neuen Schmuckstücke heißen „Die große Buhne“ und „Sumpfblumen“.

Lediglich das Gemälde „Bildnis eines Teppichhändlers“ (1946) zählte bislang zum eigenen Bestand des Museums der bildenden Künste Leipzig. Und entsprechend happy ist man im Museum. Einfach so mal aus dem eigenen Etat kaufen konnte man die Bilder natürlich nicht. Da halfen die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und das Vermächtnis von Gerhard und Margit Merkel.

Die Spezialisten des Hauses haben sich natürlich auch schon intensiv mit den beiden Schmuckstücken beschäftigt. Denn ganz unbekannt waren sie hier ja nicht. Man hat sich schon seit ein paar Jahren vorsichtig miteinander bekannt gemacht.

Die Große Buhne

Das Gemälde „Große Buhne“ des gebürtigen Leipzigers Max Beckmann (1884-1950) aus dem Jahr 1905 zählt zu den bedeutenden malerischen Arbeiten innerhalb seines Frühwerks. Es gehört zu einer Gruppe von Gemälden, die während eines Sommeraufenthalts in Agger (Dänemark, Jütland) im Jahr 1905 entstanden sind. Die Landschaftsmalerei war von Beginn seiner Laufbahn an ein wichtiges Thema für Beckmann. Innerhalb der Landschaften spielen die Strand- und Meeresszenen eine besondere Rolle, das Motiv hat ihn sein ganzes Leben lang fasziniert. Frühe Bilder von Badenden zeigen den Einfluss Max Liebermanns.

Beckmanns Strand- und Meeresbilder, oftmals von Figuren bevölkert, gehen stets über das realistische Abbilden eines Natureindrucks hinaus. Rasch wird die Begegnung des Menschen mit dem Meer und seiner urtümlichen Kraft auch als eine existentielle Grenzerfahrung aufgefasst.

So verhält es sich in dem Frühwerk „Große Buhne“, das bereits durch das große Format und die dynamische Komposition auffällt. Am Ende der aus starker Untersicht gesehenen Buhne steht, kaum noch erkennbar, eine menschliche Figur vor dem unendlichen Naturraum. Hiermit knüpft Beckmann an die Tradition der romantischen Malerei eines Caspar David Friedrich („Mönch am Meer“) an. Beckmanns Auffassung von der Unergründlichkeit der Natur im Gegensatz zur menschlichen Existenz und Zivilisation tritt hier bereits markant vor Augen.

Die Buhne, eine hölzerne Konstruktion zum Küstenschutz, wird allegorisch überhöht und zugleich als fragiles Bauwerk angesichts des Meeres präsentiert.

Das Gemälde „Große Buhne“ befindet sich bereits seit 1993 als Dauerleihgabe im Museum der bildenden Künste Leipzig. Es wird seit der Eröffnung des Museumsneubaus 2004 im „Beckmann-Saal“ präsentiert, der einen Bogen vom Frühwerk bis zu den letzten Gemälden aus dem Todesjahr Beckmanns in New York sowie plastischen Arbeiten des Künstlers spannt. Die Mehrzahl der hier präsentierten Werke sind Dauerleihgaben aus dem Nachlass von Mathilde Q. Beckmann, aus dem weiterhin rund 360 Zeichnungen Max Beckmanns in der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste stammen. Dank dieser Leihgaben kann das Werk Beckmanns in seiner Geburtsstadt in vielfältiger Weise präsentiert und erforscht werden.

Sumpfblumen

Das Stillleben stellt innerhalb des Oeuvres von Max Beckmann eine zentrale Gattung dar. Das Gemälde „Sumpfblumen“ zählt zu den frühen Stillleben Max Beckmanns und entstand während eines Sommeraufenthalts an der Ostsee im Jahr 1907. Es ist vermutet worden, dass die beiden Gefäße auf dem Bild auch für die Verbindung der beiden frisch verheirateten Eheleute stehen. Beckmann hatte 1906 seine erste Frau, Minna Tube, geheiratet; das Bild trägt die Widmung „HBSL“ (Herr Beckmann seiner Liebsten). Die Verbindung einer schmalen Raumbühne mit dem leuchtend roten Hintergrund in Form der gemusterten Tapete, die den Raum abschließt, kehrt als Kompositionsform vieler Stillleben Beckmanns wieder.

Max Beckmann: Sumpfblumen, 1907. Copyright: VG Bild-Kunst Bonn, 2016
Max Beckmann: Sumpfblumen, 1907. Copyright: VG Bild-Kunst Bonn, 2016

Durch die Aktion „Entartete Kunst“ im Jahr 1937 verlor das Leipziger Museum das wichtige Gemälde „Großes Stillleben mit Fernrohr“ (1927), das sich heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der Moderne, befindet. Zu DDR-Zeiten waren keine Ankäufe von Beckmann-Gemälden möglich. Nur ein Gemälde Max Beckmanns („Bildnis eines Teppichhändlers“, 1946), das 1993 erworben werden konnte, zählte bislang zum eigenen Bestand des Museums.

Umso erfreulicher ist es, dass das Gemälde „Große Buhne“ von Max Beckmann mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und aus Mitteln des Vermächtnisses von Gerhard und Margit Merkel, Leipzig, für die Leipziger Sammlung erworben werden konnte. Parallel konnte aus gleicher Herkunft mithilfe des Vermächtnisses von Gerhard und Margit Merkel das Gemälde „Sumpfblumen“ (1907) durch Vermittlung der Familie Apell-Kölmel aus einer Auktion für das Museum der bildenden Künste Leipzig erworben werden.

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