Mit Schätzen sollte man wuchern. Und vor allem auch dafür sorgen, dass man sie bewahrt und pflegt. Und Leipzig hat einige Schätze, auch wenn man sich eher steifbeinig dazu bekennt. Wie zur Leipziger Schule, die nun einmal nicht nur aus den Herren Tübke, Mattheuer und Heisig besteht. Und platsch, hauen die Grünen der neuen Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke ein neues Fragenpaket auf den Tisch, das eigentlich ein Aufgabenpaket ist.

Leipziger Schulen gibt es mehrere. Die aktuell bekannteste ist natürlich die Leipziger Malerschule, gern auch in der Nachfolgervariante Neue Leipziger Schule, womit dann schon die 3. und 4. Generation jener Leipziger Großmaler gemeint ist, die in den 1970er Jahren durch den Kunstkritiker der FAZ, Eduard Beaucamp, ihren griffigen Sammelnamen bekamen. Beaucamp hatte in den voller Bildgeschichten steckenden, in klassischer Malweise ausgeführten Bildern der drei Leipziger Malprofessoren etwas entdeckt, was er in der westlichen Moderne zunehmend vermisste: Die Fähigkeit, die Fragen der Gegenwart auch mit bildhaften Methoden aufzugreifen.

Aber die Bilder fielen auch im ostdeutschen Kunstkanon auf, weil sie sich mit den scheinbar überwundenen Kunststilen vergangener Epochen auf zum Teil satirische und sehr spielerische Art mit Anspruch und Wirklichkeit des real Existierenden auseinandersetzten.

Die Bilder sind bis heute bei Sammlern gefragt. Und der Hype um die Leipziger Schule ermöglichte dann ab 2004 auch den Hype um die Neue Leipziger Schule.

Aber Tübke & Co. waren nun einmal nur die Berühmtesten aus jener Malergeneration, stellen nun die Grünen in einer Anfrage an die Stadtverwaltung fest, höchst besorgt darum, dass man dort nicht wirklich weiß, wie breit und facettenreich die Leipziger Schule eigentlich ist.

„Leipzig spielt eine herausragende Rolle für das Erbe der bildenden Kunst“, stellen sie deshalb in ihrer Anfrage fest. „Als Hauptvertreter der ‚Leipziger Schule‘ gelten Werner Tübke (1929-2004), Wolfgang Mattheuer (1927-2004) und Bernhard Heisig (1925-2011). Alle drei studierten in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und schufen eine ganz eigene Bildsprache, die dann als ‚Leipziger Schule‘ bekannt wurde.“

Aber auch diese Maler sind nicht ohne namhafte Lehrer denkbar.

Und da wird es spannend, stellen die Grünen fest: „Als Vorreiter und Vorreiterinnen dieser Schule gelten u. a. Elisabeth Voigt und Max Schwimmer. Sie vereinen verschiedene Stilformen und eine bewusste Analyse der gesellschaftlichen Veränderungen in der ehemaligen DDR. Ihr Verhältnis zur ehemaligen politischen Führung der DDR war ambivalent. Einerseits wurden ihre Absolventen und Absolventinnen hofiert und andererseits angefeindet, weil sie oftmals die Formsprache des von der Partei vorgegebenen Sozialistischen Realismus in den 1970er und 1980er Jahren verlassen haben.“

Da könnte man also anfangen, systematisch zu sichern, was noch da ist.

Die Grünen: „Inzwischen sind die drei wichtigsten Protagonisten und Protagonistinnen der Leipziger Schule verstorben und haben der Nachwelt ein umfassendes künstlerisches Erbe hinterlassen, das einzig mit der ‚Tübke-Villa‘ in Gohlis einen würdigen, kommunal geförderten Ort für Archiv und Galerie gefunden hat. Neben diesen drei herausragenden und international bekannten Protagonisten und Protagonistinnen gab es auch eine große Anzahl weiterer Künstler und Künstlerinnen, die mit dieser besonderen Formensprache arbeiteten und dem Zeitgeist der ‚Leipziger Schule‘ entsprachen. – Schüler und Schülerinnen der 2. Generation wie Arno Rink, Frank Ruddigkeit, Petra Flemming und Günther Thiele verdienten künftig ebenfalls einen offiziellen Ort zur Betreuung und Präsentation ihrer Arbeiten.“

Einige ihrer Arbeiten sind im Museum der bildenden Künste in Obhut, das sich in den letzten Jahren zu einer kleinen Schwerpunktsammlung für die Künstler der „Leipziger Schule“ entwickelt hat. Der Max-Schwimmer-Nachlass ist in der Stadtbibliothek aufbewahrt. Aber die Grünen wünschen sich eigentlich mehr: „Bisher gibt es in Leipzig keinen Ort, wo die Arbeiten und die Dokumente der Künstler und Künstlerinnen zusammengeführt, aufbewahrt und wissenschaftlich bearbeitet werden.“

Die Grünen-Fraktion bündelt es in dem Begriff: „Vor- und Nachlassarchiv der ‚Leipziger Schule‘ und der ‚Neuen Leipziger Schule‘“.

Und so tasten sich die Grünen mit ein paar Fragen schon mal an das Thema heran, die sie in der nächsten Ratsversammlung stellen wollen. Vielleicht entsteht ja in Leipzig mal so etwas wie ein „Forschungszentrum Leipziger Schule“.

Die Fragen:

Wie, in welcher Form und mit welchen Partnern und Partnerinnen soll dieses bedeutende künstlerische Erbe der Stadt Leipzig erhalten bleiben?

Mit welchen Künstlern und Künstlerinnen, Museen, Sammlern und Sammlerinnen, Institutionen und Kunstwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen ist die Stadt Leipzig dazu im Gespräch?

In welcher Form wird das Anliegen im zukünftigen Kulturentwicklungsplan berücksichtigt werden?

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Leider hat die L-IZ ihrem wichtigen Beitrag keinen Link zur wörtlichen Anfrage der Leipziger Grünen an das Kulturdezernat beigegeben. Neben den Verweisen auf das Depot im Bildermuseum, dem Schwimmer-Nachlass der Leipziger Städtischen Bibliotheken sei als 3. kommunale Einrichtung das Stadtmuseum genannt. Hier wurden auf verdienstvolle Weise in den vergangenen Jahren viele der Leipziger Stadtmaler präsentiert, was von den Künstlern selbst oder von ihren Nachkommen mit etlichen Schenkungen gedankt wurde; so kam z.B. auch der imposante Malstuhl von Heinz Müller ins Stadtmuseum oder der “Blick auf Leipzig von der Liebigstraße” von Gert Pötzschig. Man muss also das Rad nicht neu erfinden, die Achse ist schon da.

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