Jetzt geht es endlich los. Mit einer Deutschlandpremiere feiert das Kunstkraftwerk in der Saalfelder Straße 8b in Lindenau seine offizielle Eröffnung. Leipzigs neuer Kulturstandort präsentiert vom 18. Juni bis 27. November 2016 die internationale Ausstellung „ILLUSION. Nothing is as it seems”, initiiert von der Science Gallery, Trinity College, Dublin.
Die Eröffnung wird in den neu eröffneten Räumen des ehemaligen Heizkraftwerks gefeiert. „ILLUSION. Nothing is as it seems.”, die von dem britischen Psychologen und Magier Richard Wiseman und dem irischen Illusionskünstler Paul Gleeson erdachte Schau lockte in Irland rund 83.500 Besucher ins Museum. Diesen Erfolg möchten die Leipziger Ausstellungsmacher um Kuratorin Lavinia D. Freitas gern wiederholen.
Auf 400 Quadratmetern Fläche werden vom 18. Juni bis 27. November 2016 mehr als 20 Exponate von Wissenschaftlern, Designern, Ingenieuren und Technologen aus sieben Ländern gezeigt, die Kunst und naturwissenschaftliche Fachgebiete wie Physik, Optik, Informatik oder auch Psychologie in Zusammenhang bringen, um mit den Besuchern zu interagieren und diese zu einem direkten Kontakt mit ihren Sinnen einzuladen. Insekten, die scheinbar über die Haut des Betrachters krabbeln, eine Ölpfütze auf dem Boden, die von selbst wieder zurückfließt in den Kanister, ein Konzert aus Vogelstimmen, das unser Gehör als menschliche Sprache erkennt … Jedes dieser Kunst-Werke fordert die eigene Wahrnehmung heraus, indem es physikalische und physiologische Gesetzmäßigkeiten in Form von Kunstobjekten erforscht und spielerisch präsentiert. Den Betrachter erwarten interaktive Spiegel, holografische Wesen oder kinetische Skulpturen.
„Im Kunstkraftwerk Leipzig haben die Besucher die einmalige Chance, sich auf charmante und kluge Art hinters Licht führen zu lassen und mit allen Sinnen zu staunen“, sagt Lavinia Freitas. „ILLUSION ist aber nicht nur eine Kunstausstellung, sondern auch ein experimentelles Laboratorium, in dem die Wahrnehmung der Illusionen einerseits rezeptionsästhetisch, andererseits naturwissenschaftlich thematisiert wird.“
Die generationenübergreifend konzipierte Ausstellung wird durch ein Team von Kunstvermittlern begleitet, welches die Besucher im Dialog an die Exponate heranführt und eine aktive Auseinandersetzung mit den Werken fördert. Für die kommende Sommerferienzeit bieten die Ausstellungsmacher spezielle begleitete Rundgänge für Schulen und SchülerInnen an.
„Die Eröffnungsausstellung manifestiert unseren Anspruch, Kunst- und Erlebnisraum für alle zu sein, für Familien und Jugendliche ebenso wie für Kunstenthusiasten“, sagt der Initiator des Kunstkraftwerkes Professor Markus Löffler.
Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei Kunstwerke aus dem Open Call der Kuratorin Lavinia Diniz Freitas und einem hochkarätigen Panel, die Marcelina Wellmer (PL) und Moritz Wehrmann (D) eingeladen haben, die Ausstellung mit Ihren Arbeiten zu bereichern. In ihrer Serie „RGB 01″ projiziert Wellmann Farbstrahlen auf Schwarz-Weiß-Ölgemälde, die sich daraufhin vor dem Betrachter farblich verwandeln, ohne dass dieser es merkt. Der Medienkünstler Moritz Wehrmann schafft mit seiner Installation „Alter Ego“ eine einzigartige Form der Verschmelzung in der Interaktion zweier Menschen.
Das Kunstkraftwerk Leipzig: Art. Science. Education. Event.
Mit dem Kunstkraftwerk besitzt Leipzig jetzt im Leipziger Westen nicht weit von der Baumwollspinnerei einen neuen außergewöhnlichen Kulturstandort. Das ehemalige Heizkraftwerk im Stadtteil Lindenau/Plagwitz hat sich innerhalb von nur vier Jahren in eine experimentelle Fabrik, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kultur, zeitgenössisches Design und Kommunikation verwandelt. Diverse Hallen und Räume im Kunstkraftwerk sorgen dafür, dass auf rund 2.300 Quadratmetern Nutzfläche für jeden Anlass der passende Rahmen geschaffen werden kann. Es gibt Raum und Räume für Ausstellungen, Kunstprojekte, Meetings, Multimediashows, Symposien und Workshops. Erlebnisgastronomie, ein kleines Museum und die Vermietung für private Events gehören ebenso zum Konzept wie Konzerte und Theateraufführungen
2012 „entdeckten“ Markus Löffler, Professor für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig und Ulrich Maldinger, Architekt und Designer, das über 150 Jahre alte Areal. Sie entschlossen sich spontan, die Industriebrache aus dem Tiefschlaf zu reißen. Die 1869 in Betrieb genommene Gasanstalt wurde seither in ein internationales und interdisziplinäres Kunstzentrum transferiert. Das raue Ambiente ist auch nach der Renovierung erhalten geblieben. Die industrielle Ästhetik des ehemaligen Gaswerks wird lediglich an die neuen Funktionen angepasst.
Das Programm ist generationen- und genreübergreifend angelegt. Den beiden Initiatoren liegt dabei insbesondere die Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft am Herzen. „Wir sind davon überzeugt, dass Forschung und Kunst gemeinsame Wurzeln haben: Beide sind von der Neugier getrieben, neue Erfahrungen zu machen, neue Sichten und Einsichten zu erlangen und kreative Verbindungen herzustellen. Während Kunst jedoch von Fiktionen, Illusionen und Emotionen handelt, ringt die Naturforschung um das Messbare und das logisch Erschließbare. Aber mitunter verschwimmen diese Grenzen“, beschreibt Markus Löffler den konzeptionellen Ansatz.
Ein kosmopolitisches Team aus Kuratoren und Mitarbeitern präsentiert insbesondere Künstler und Wissenschaftler, deren Schaffenselixier die internationale Kommunikation und Symbiose zwischen einzelnen Genres, Disziplinen und Lebenswelten ist. Auch deswegen sieht Löffler das Kunstkraftwerk weniger als Konkurrenz denn als berechtigte Ergänzung für die anderen Initiativen und Angebote im quirligen, kunstsinnigen Leipziger Westen.
Impulsgeber und Investoren des Kunstkraftwerks
Ulrich Maldinger: Als Architekt und Designer, beeinflusst von der Bauhaus-Schule, wirkt der aus Mannheim stammende Ulrich Maldinger seit den 1990er Jahren an der Gestaltung Leipzigs mit. Er hat über 100 öffentliche und private Gebäude rekonstruiert und gestaltet, darunter das berühmte Capa-Haus und die Eitingon-Villa. Er ist fasziniert von der Herausforderung, das alte Heizwerk Lindenau als Kulturzentrum wiederzubeleben. Wichtig ist ihm dabei, dass der Charakter eines Industriegebäudes erhalten bleibt. Vor allem junge Besucher sollen erleben können, wie früher hier gearbeitet wurde. Mit Liebe zum Detail und Interesse für die Geschichte betreibt er die behutsame Sanierung und Umwandlung des Baus.
Prof. Markus Löffler: Der Professor für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig ist überzeugt, dass Forschung und Kunst gemeinsame Wurzeln haben: Beide sind von der Neugier getrieben, neue Erfahrungen zu machen, neue Sichten und Einsichten zu erlangen und kreative Verbindungen herzustellen. Für den seit 1994 in Leipzig lebenden Ex-Kölner soll das Kunstkraftwerk ein Ort sein, an dem sich Forschung und Kunst begegnen, in einen Austausch treten und gemeinsam nach Antworten auf neue Fragen suchen.
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