Am Samstag, 18. Juni, gibt es im Delikatessenhaus in der Lützner Straße 36 eine besondere Ausstellung. Jedenfalls was den Umgang mit Architekturfotografie betrifft. Denn der Berliner Künstler Hein Spellmann gibt den Architekturbildern wieder zurück, was sie als zweidimensionale Fotografien immer verlieren: ihre plastische Wirkung.

Ausgehend von fotografischen Ansichten großstädtischer Architekturen fertigt Hein Spellmann dreidimensionale Fassadenobjekte, die er zumeist als Einzelstücke, aber auch in kleinen Gruppen im Raum anordnet. Stefan Rasche: „Im Mittelpunkt seiner aktuellen Produktion stehen vor allem Aufnahmen von modernen Wohn- und Bürogebäuden, die der Künstler in verschiedenen Formaten verarbeitet hat. Dabei spielt die strenge Reihung von Fenstern und anderen Fassadenelementen eine ebenso wichtige Rolle wie das individuelle, oft überraschende Detail – etwa in Gestalt von Spiegelungen und Beschriftungen.“

Waren es ursprünglich Plattenbauten, die im Fokus von Hein Spellmanns Interesse standen, so hat sich sein motivisches Repertoire in den letzten Jahren um viele andere urbane Bautypen erweitert, darunter Ladenzeilen, Hotelfassaden oder Treppenhäuser.

Im Mittelpunkt seiner aktuellen Produktion stehen vor allem Aufnahmen von modernen Wohn- und Bürogebäuden, die der Künstler in verschiedenen Formaten verarbeitet hat. Dabei spielt die strenge Reihung von Fenstern und anderen Fassadenelementen eine ebenso wichtige Rolle wie das individuelle, oft überraschende Detail – etwa in Gestalt von Spiegelungen und Beschriftungen.

Die Umsetzung dieser Objekte folgt indessen stets demselben Prinzip: Indem Hein Spellmann die farbigen Fotoprints auf Schaumstoff aufzieht und abschließend mit einer transparenten Silikonschicht versiegelt, verleiht er den architektonischen Ansichten eine plastische, kissenähnliche Gestalt. Was somit entsteht, sind elastische „Wohnwaben“, die je nach Ausschnitt, Format und Farbgebung unterschiedliche Abstraktionsgrade und Erzählformen im Sinne städtischer Partituren zulassen. Und entspricht das standardisierte Fertigungsverfahren einerseits dem Konstruktionsprinzip des Plattenbaus, so offenbart die Verwandlung der fotografischen Fassadenansichten in autonome, mobile Wohneinheiten andererseits eine utopische Dimension im Umgang mit Stadt und Architektur.

Hinzu kommen Fotoprints, die Hein Spellmann entweder in großen Formaten dem Raum anpasst oder aber mit seinen Objekten kombiniert. Wiederum sind es großstädtische Architekturen, die er in Berlin oder auf Reisen aufgenommen hat. Und auch hier befasst sich der Künstler mit Volumen und Außenhaut, zum Beispiel, wenn er gläserne Dachkonstruktionen, abweisende Betonfassaden oder mit Planen verhüllte Baustellen fotografiert. Dabei verzichtet er bewusst auf Rahmung und Bildträger, vielmehr werden die Aufnahmen wie Plakate direkt auf die Wand geklebt, was ihren urbanen Charakter nochmals verstärkt.

Die Ausstellung „Nordseite“ mit Arbeiten von Hein Spellmann wird am Samstag, 18. Juni, um 20 Uhr im Delikatessenhaus in der Lützner Straße 36 eröffnet. Es spricht Marcus Jansen. Zu sehen sind die Arbeiten dort vom 18. Juni bis zum 13. August.

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