Was wäre, wenn? Was wäre, wenn die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig nun auch noch eine Architekturklasse einführt und dafür ein neues Gebäude braucht? Gleich gegenüber an der Wächterstraße neben der Galerie für Zeitgenössische Kunst? Da ist ja Platz. Eine Idee, die sich für Studierende der TU Dortmund zur praktischen Aufgabe entwickelte. Ab dem 5. November sind die Entwürfe auch in Leipzig zu sehen.
Die Studierenden der TU Dortmund gingen der Frage nach, wie eine Architekturfakultät für die HGB aussehen könnte. Ab dem 5. November präsentieren sie die daraus entstandenen Entwürfe für den fiktiven Bauplatz neben der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) im Festsaal der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB).
“Architektur”, so heißt es in der Einladung der Hochschule zur Ausstellungseröffnung, “ist die Mutter aller Künste. Dennoch ist die Lehre der Baukunst als Studiengang nicht vertreten an den sächsischen Kunsthochschulen.”
Was im Fall Leipzig ja Gründe hat. Denn ursprünglich gehörte die Architektur sehr wohl zu den an der 1764 gegründete Kunstakademie. Später war es der seinerzeit als Leiter der Abteilung für Baukunst an der Leipziger Kunstakademie tätige Albert Geutebrück selbst, der 1838 die Ausgründung einer eigenen Baugewerkeschule leitete, aus der im Lauf der Zeit die heutige Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) hervorging. Das A der Architekten hat irgendwie im Hochschulnamen keinen Platz mehr gefunden. Aber es gibt sie noch. Gerade sind sie mit einigem Aufsehen nach Markkleeberg gezogen in das ehemalige Haus der Maschinenbauer, die ja bekanntlich einen Neubau an der “Karli” bekommen haben.
Nun aber werden die Räume der Architekturstudiengänge im Lipsius- und im Geutebrück-Bau der HTWL umgebaut.
„Ab dem Sommersemester 2017 werden die Räumlichkeiten für das Bachelor- und Master-Studium in der 4. Etage des Lipsius-Baus konzentriert und neu gestaltet sein, so dass die Studierenden nicht mehr über die Karl-Liebknecht-Straße pendeln müssen und wir uns auf bessere Rahmenbedingungen für die zukünftige Lehre freuen können“, erklärt Prof. Annette Menting, Dekanin der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften. Aber bis 2017 dürfen die angehenden Architekten hinausfahren nach Markkleeberg an den Standort nah am Kees’schen Park. Ein eigenes neues Gebäude brauchen sie dafür nicht, obwohl das ja eine pfiffige Idee gewesen wäre, gleich mal einen der Dortmunder Entwürfe zu übernehmen und eine der Freiflächen am HTWK-Campus in Connewitz damit zu bebauen.
Das die Dortmunder Studierenden überhaupt auf die Idee kamen, für die Leipziger HGB ein fiktives Architektur-Institut zu entwerfen, hat mit zwei allzu bekannten Leipzigern zu tun: den Architekten Ansgar und Benedikt Schulz, die als Professoren für Baukonstruktion an der TU Dortmund tätig sind. In Leipzig stammen unter anderem die auffälligen Entwürfe für das “Trias”-Gebäude am Martin-Luther-Ring und für die Katholische Kirche St. Trinitas von ihnen.
Sie haben ihre Dortmunder Architekturstudierende gebeten, darüber nachzudenken, wie sie selber ihren Studienort gestalten würden, wenn dieser plötzlich an der renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst sein könnte.
“Der dafür vorgeschlagene Freiraum zwischen der HGB und der Galerie für Zeitgenössische Kunst ist ein sehr schöner Ort, die hohe Kunst des sensiblen Einfügens von etwas Neuem war gefragt”, formuliert die HGB ihre Vorfreude auf die Ausstellung. “Das Programm des Hauses ist nicht groß: Drei Meisterklassen für Architektur, die sich Werkstätten, Ausstellungsbereich und ein kleines Café teilen, formulieren eine überschaubare Aufgabe, ideal für eine Bachelor-Abschlussarbeit nach sechs Semestern Architekturstudium.”
Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 5. November, um 18:30 Uhr im Festsaal der HGB, Wächterstraße 11. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Ana Dimke, Rektorin Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, sprechen Prof. Gottfried Müller von der Technischen Universität Dortmund über “Die sieben Fassaden des Bankhauses Soleder” und Prof. Dipl.-Ing. Benedikt Schulz über Sinn und Inhalt der Ausstellung.
Ausstellungsdauer: 6. bis 20. November.
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