Ja, es gibt sie noch: Die Menschen, die die Natur vor unserer Nase nicht einfach nur als Partyraum und Müllkippe betrachten, sondern aufmerksam sind, wenn sie unterwegs sind im Auenwald, an Flüssen und Teichen. Und einige von ihnen nehmen dabei auch ihre Ausrüstung mit und halten im Bild fest, was sie sehen. So wie Knut Fischer, einer der leidenschaftlichsten Naturfotografen in Leipzig.
Er zeigt jetzt einige seiner Naturaufnahmen in einer dreifachen Ausstellung im Naturkundemuseum Leipzig. Das gibt es auch noch, auch wenn sich Stadt und Stadtrat nun schon seit Jahren nicht einigen können darüber, ob es nun am Standort saniert und bewahrt wird oder einfach mal ins Abseits verbannt wird. Aus der Verwaltung wurde zuletzt verlautbart, es solle nun in der Baumwollspinnerei im fernen Plagwitz seinen Platz bekommen, weitab vom Schuss, schwer erreichbar für Schulklassen, für die das Museum wichtiger Teil des Schulunterrichts ist.
Immer wieder werden die horrenden Kosten für Sanierung und Erweiterung an der Lortzingstraße beschworen, ein Argument, das so recht kaum noch glaubhaft ist, nachdem auch andere favorisierte Standorte der Stadt – wie die Umnutzung des Bowlingstreffs am Wilhelm-Leuschner-Platz – sich bei genauerer Analyse als ebenso teuer erwiesen haben wie der Umbau des alten Schulgebäudes, in dem sich das Naturkundemuseum derzeit befindet.
Aber ohne eine zentrale Lage wird so ein wichtiges Museum nicht funktionieren.
Wie wichtig es ist, das zeigen auch Ausstellungen, wie jetzt eine mit dem Titel “Tierische Impressionen. Malerei – Fotografie – Präparate”, die am heutigen Montag, 12. Oktober, im Naturkundemuseum eröffnet wird.
Hier kann man die Natur mit anderen Augen sehen, kündigt das Museum an. Mittels dreier verschiedener abbildender Künste sollen Besucher der neuen Sonderausstellung im Naturkundemuseum Leipzig verzaubert werden. Vom 12. Oktober bis zum 3. Januar werden Malereien, Fotografien und Präparate von drei verschiedenen Künstlern gezeigt. Ihre Liebe zur Natur haben alle drei gemeinsam, auch wenn ihre Technik, diese wiederzugeben, sich unterscheidet. Oft diskutierte Grenzen von Kunst und Handwerk verschwimmen.
Kamilla Kubaczynski stellt dabei mit ihren Bildern einige ausgewählte Arten vor, die speziell in Leipzig besonders häufig anzutreffen sind. Verschiedene Techniken aus Schablonen, Aerosolkunst und Siebdruck sollen auf die allgegenwärtige “Streetart-Szene” in Leipzig hindeuten, die das Stadtbild prägt und lebendig macht. Die “Tierischen Nachbarn” sollen den Besuchern die urbane Biodiversität als Teil der Lebensqualität veranschaulichen.
Aber richtige Hingucker für alle, die nicht täglich mit dem großen Objektiv in Wald und Landschaft unterwegs sind, sind die Fotografien des Naturfotografen Knut Fischer. Besonders in den Fokus genommen hat der im Spreewald Aufgewachsene, der heute in Leipzig lebt, die Vögel, die nicht gleich beim ersten Spaziergang oder einer Wanderung in der näheren Umgebung von Leipzig zu Gesicht zu bekommen sind. Scheue Tiere wie den Kranich, majestätische Vögel wie den Seeadler oder kleine Künstler im Nestbau, wie Schwanz- und Beutelmeise gehören dazu. Auch Neuankömmlinge, wie die Bienenfresser, die in den Abbruchkanten der Kiesgruben brüten, sind für ihn interessant. Einen Protagonisten hat er aber ganz besonders ins Herz geschlossen, den Eisvogel. Es freut den Fotografen, dass der Eisvogel in Leipzig einen so großen Schutzstatus genießt.
Und einer muss noch genannt werden, der die Bilder mit echtem Material aus dem Fundus des Naturkundemuseums ergänzt: Der Präparator des Naturkundemuseums, René Diebitz, bereichert das zweidimensionale Ensemble durch seine originalgetreuen Dermoplastiken mit einer Auswahl der dargestellten Tiere. Womit für kleine und große Museumsbesucher auch der ergänzende Blick möglich wird – hier die wilden Tiere in freier Wildbahn, eingefangen in einem besonders gelungenen malerischen oder fotografischen Moment, dort die “echten” Tiere, wie sie nach der Arbeit des Präparators im Bestand des Museums landen und auch die Nahbetrachtung ermöglichen, die es so in der freien Natur nicht gibt.
Rahmenprogramm zur Sonderausstellung
Herbstferien: Tierische Impressionen – Malereien, Fotografien, Präparate, Führung in der Sonderausstellung mit Quiz
Do, 15.Oktober, 13:30 Uhr, Do, 22.Oktober,13:30 Uhr. Mit Petra Hanso im Naturkundemuseum Leipzig. Kosten: 1,50 Euro.
Vortrag: „Leipzigs Schmetterlingswelt und die Veränderungen in den letzten 200 Jahren“.
Dienstag, 27.Oktober, 14 Uhr. Referent: Ronald Schiller. Im Uniklinikum Leipzig im Rahmen der Reihe „Museum am Krankenbett“. Kostenfreier Eintritt.
Vortrag: „Wölfe in Sachsen“
Samstag, 28. November, 11 Uhr. Wie kann man Wölfe nachweisen, welche Spuren hinterlassen sie und wie verhält man sich bei Begegnung? Aktuelles aus der Arbeit mit Wölfen referiert Sophia Liehn vom Wolfsbüro Lausitz im Naturkundemuseum Leipzig. Kostenfreier Eintritt.
Keine Kommentare bisher