Am morgigen Sonntag, 13. September, ist wieder einmal "Tag des Offenen Denkmals". Auch in Sachsen. Man kann sich mal wieder von innen beschauen, was in den letzten Jahren aufwendig gerettet wurde. Oft auch gegen den Trend, gegen den Zahn der Zeit sowieso. Und mit kargen Mitteln. Denn wirklich viel Geld für Denkmale stellt Sachsen nicht bereit. Und Jahr für Jahr werden Denkmale Opfer der Abrissbirne.

Um welche Zahlen es da geht, hat der Grünen-Abgeordnete Wolfram Günther im Januar mal abgefragt. Es ist praktisch sein Thema. Jahrelang hat er sich im Leipziger Stadtforum auch gegen den Abriss wichtiger Baudenkmale engagiert.

In Sachsen sind seit dem Jahr 2000 mehr als 4.500 Baudenkmale abgerissen worden. Das geht aus der Antwort auf zwei Kleine Anfragen hervor, die er gestellt hat.

“Die Anzahl der geschützten Kulturdenkmale belief sich zum 24. November 2014 auf nur noch 102.911”, stellt Günther fest. Allein 2014 gingen 400 Baudenkmale verloren. “Aktuell liegen bereits weitere knapp 200 Genehmigungen für Abrisse bzw. Teilabrisse von Kulturdenkmalen und mindestens weitere 109 in der Abwägung befindliche Anträge auf Abriss vor. Allein 40 Abrissgenehmigungen liegen dabei jeweils für den Landkreis Leipzig und die Stadt Leipzig vor. Im Landkreis Leipzig stauen sich darüber hinaus weitere 40 bislang noch nicht entschiedene Abrissanträge.”

In der Stadt Leipzig waren mit 872 Denkmalabrissen seit 2000 – gefolgt vom Landkreis Leipzig mit 570 Denkmalabrissen – die meisten Verluste zu verzeichnen. Der Landkreis Leipzig hat damit auch den größten Prozentsatz an Denkmalen in Sachsen verloren. Seit dem Jahr 2000 wurden knapp 9 Prozent der dortigen Kulturdenkmale abgerissen. In den Städten Leipzig und Chemnitz waren es 6 Prozent. Die geringsten Verluste waren in der Stadt Dresden zu verzeichnen. Dort ging die Anzahl der Kulturdenkmale nur um ein Prozent zurück. Der höchste Bestand an Kulturdenkmalen findet sich im Landkreis Görlitz mit 14.525. Die Stadt Leipzig verfügt mit 14.114 Denkmalen über den zweithöchsten Denkmalbestand.

“Heute befinden sich trotz der Rettung zehntausender Kulturdenkmale in den vergangenen Jahren ganze Denkmalgruppen in einem dramatischen Zustand. Dies betrifft sowohl verstärkt die technischen Denkmale als auch die Gruppe der Schlösser, Gutshäuser und ländlichen Anwesen. Einem guten Denkmalschutzgesetz steht jedoch in Sachsen mangelnde finanzielle Förderung gegenüber”, kritisiert der Abgeordnete.

Und das Geld für die Rettung fehlt.

“Die finanziellen Mittel des Bund-Länder-Programms ‘Städtebaulicher Denkmalschutz’ wurden in den letzten fünf Jahren in Sachsen von jährlich 73,5 Millionen Euro auf 41,5 Millionen Euro gekürzt. Für das sächsische Landesprogramm für den Erhalt von Kulturdenkmalen standen 2009 noch 12 Millionen Euro zurück. 2014 war dem Freistaat dieses Programm nur noch 5 Millionen Euro wert”, kommentiert Günther die sächsische Kürzungspolitik. “Diese Kürzungen können auch nicht durch weitere 1,4 Millionen Euro für Sachsen aus dem neuen Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes oder durch das unterstützenswerte Sofortprogramm zur Förderung der Umgebindehäuser mit einem jährlichen Finanzvolumen von 0,5 Millionen Euro kompensiert werden. Vor allem engagierte private Denkmaleigentümer werden mangels ausreichender Förderung allein gelassen. Schon jetzt reichen die Zuschüsse nicht, um für wichtige Denkmale zumindest ein Minimum an Förderung bereitzustellen. Wenn aber weder saniert noch gesichert werden kann, drohen zunehmend Verfall und Abriss. Diese Entwicklung muss dringend korrigiert werden.”

Die Grünen, so Günther, würden die sächsischen Förderzuschüsse für Denkmale gern verdoppeln. “Wir schlagen eine Finanzausstattung von jährlich 10 Millionen Euro für das sächsische Landesprogramm für den Erhalt von Kulturdenkmalen vor. Unseren Schutz benötigen nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern gerade die vielen kleinen Denkmale, die in ihrer Summe die geschichtliche Entwicklung Sachsens nachvollziehbar und erlebbar machen.”

In ganz Leipzig nehmen übrigens 65 Objekte am morgigen Tag des Offenen Denkmals teil – darunter auch alte Bekannte wie das Alte Rathaus, die Baumwollspinnerei, das Kleingärtnermuseum, das Erich-Zeigner-Haus oder das Gohliser Schlösschen.

Eine kleine Liste der Denkmale, die man am Sonntag, 13. September, besichtigen kann:

Schüler-Projekt PEGASUS im Felsenkeller:

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 13. September, lädt die Leipziger Denkmalstiftung in den Felsenkeller ein und gibt damit den Startschuss für das diesjährige PEGASUS-Projekt „Stil, Kultur und Lifestyle im Felsenkeller“, das die Stiftung gemeinsam mit Schülern (15-18 Jahre) des Anton-Philipp-Reclam-Gymnasiums durchführt. Von 12-20 Uhr lockt das ehemalige Ballhaus „Felsenkeller“ in der Karl-Heine-Straße 32 mit interessanten Informationen zum Gebäude. Führungen durch die Anlage werden um 12:30 Uhr, 14:30 Uhr sowie um 16.30 Uhr und 18.30 Uhr angeboten. Auch der Biergarten ist an diesem Tag geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Deutsches Kleingärtnermuseum:

Das Kleingärtnermuseum hat an diesem Tag von 10 bis 14 Uhr für alle Interessierten geöffnet. Neben der Dauer- und Kabinettausstellung können die drei Schaugärten besichtigt werden. Verschiedene Kreativ- und Bastelangebote runden das Angebot für die ganze Familie ab. Als Highlight wird mit Start und Ziel am Kleingärtnermuseum eine spezielle Radtour von lipzitours angeboten: “Leipziger Stadtgrün im Spiegel des Wachstums des 19. und 20. Jahrhunderts”. Die Startzeiten sind jeweils 11:00 / 13:00 / 15:00 Uhr direkt am Museum / Aachener Straße. Bei dieser Tour wird die Entwicklung des Stadtgrüns im Leipziger Westen erläutert. Besonders im 19. Jahrhundert standen sich Stadtentwicklungsprozesse und der Erhalt von Erholungsflächen gegenüber. Heute werden Industriebrachen begrünt und neue attraktive Flächen für die Stadtbewohner geschaffen. Teilnahmegebühr: 5 € (Rad ist selbst mitzubringen). Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl Anmeldung erbeten unter info@lipzitours.de.

„Runde Ecke“, Stasi-Bunker in Machern und Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR:

Zum Tag des offenen Denkmals bekommen Besucherinnen und Besucher die seltene Gelegenheit, abseits von den Ausstellungsräumen die „Runde Ecke“ zu erkunden und sich vom heutigen baulichen Zustand der einstigen Hinrichtungsstätte und des Stasi-Bunkers zu überzeugen. Das Bürgerkomitee bietet dafür besondere Führungen an und informiert über Symbolkraft der Gebäude und ihrer Räume für die DDR-Geschichte.

In der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig stehen von 11:00 bis 16:00 Uhr halbstündlich Führungen unter dem Motto „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes“ auf dem Programm. Nur an diesem Tag sind unter anderem der ABC-Schutzraum im Keller, die geschützten Arbeitsräume des Bezirksverwaltungsleiters und die Kegelbahn der Stasi-Mitarbeiter für Interessierte geöffnet.

Das Museum im Stasi-Bunker bei Machern lädt zwischen 10:00 und 16:00 Uhr zu einem Gang durch das Bunkerinnere ein. Die Besucherinnen und Besucher erhalten einen Einblick, wie die MfS-Führungsriege im Ausnahmezustand ihre Arbeit fortsetzen wollte. Ausgeklügelte Belüftungstechnik, schwere Schleusentüren und die große Steuerzentrale des Bunkerkommandanten vermitteln anschaulich die Angst vor dem Tag X. Die dortige Sonderausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“ informiert außerdem darüber, wie mit der Friedlichen Revolution in der DDR die Frage der deutschen Einheit unverhofft wieder auf der Tagesordnung der deutschen und internationalen Politik stand.

In der Leipziger Südvorstadt besteht die seltene Möglichkeit, die Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR zu besichtigen. In der letzten Hinrichtungsstätte auf deutschem Boden wurden 64 Todesurteile in der Zeit von 1968 bis 1981 vollstreckt. Unter dem Titel „Todesstrafe in der DDR – Hinrichtungen in Leipzig“ bietet das Bürgerkomitee Interessierten in der Zeit von 11:00 bis 16:00 Uhr Führungen durch die weitgehend authentisch erhaltenen Räume an.

Schloss Taucha:

Am 13. September leistet der Förderverein Schloss Taucha e. V. seinen Beitrag zu den „European Heritage Days“ und ist Teilnehmer am „Tag des offenen Denkmals“. In der Zeit von 14:00 – 19:00 Uhr öffnet er seine Räume und gewährt gern Einblicke in bereits Geschaffenes sowie in geplante Vorhaben. Umschauen kann man sich im 1. Deutschen Rittergutsmuseum und einen Blick in den Historischen Weinkeller werfen, die Einzelgebäude wie die Kulturscheune mit der „Kaisergalerie“ und verschiedene Objekte auf dem Schlosshof bei einem Rundgang kennenlernen.

Altes Rathaus:

Das diesjährige Motto „Technik, Handwerk, Industrie“ steht Pate für zwei kostenfreie Sonderführungen des Stadtgeschichtlichen Museums im Alten Rathaus. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Entwicklung des Handwerks und der technischen Neuerungen in Leipzig gelegt. Die Einführung der ersten Straßenbeleuchtung 1701 mit 700 Öllampen oder die Anstellung von städtischen Sänftenträgern für zunächst 12 Sänften zur öffentlichen Personenbeförderung 1703, sind Beispiele für eine Vielzahl von Innovationen in Leipzig. Anschaulich nachvollziehbar wird die Leipziger Entwicklung von traditionellen, mit Handarbeit verbundenen Berufen wie zum Beispiel Kürschner, Goldschmiede, Zimmerer, Tischler, Fleischer, Böttcher oder Gerber. Ein repräsentatives Beispiel Leipziger Tischlerkunst ist der herrliche Renaissance- Aktenschrank in der Ratsstube des Alten Ratshauses, der 1592 aufgestellt wurde und genau 313 Jahre lang seiner Bestimmung diente. Die Fronten des zweigeschossigen, viertürigen Möbels wurden mit plastischen Architekturdetails und Zierelementen wie Pilaster, Giebel, Leisten und Schnitzereien versehen. Unterschiedliche, teilweise gefärbte und gebrannte Hölzer, auch verarbeitet als Intarsien, lassen die Schrankfassade lebendig erscheinen.

Die kostenlosen Führungen im Alten Rathaus finden um 11 Uhr und um 14 Uhr statt.

Kleine Anfrage Wolfram Günther “Aktuelle Anzahl der sächsischen Kulturdenkmale und Verlust an Kulturdenkmalen seit dem Jahr 2000”.

Kleine Anfrage Wolfram Günther „Abriss von unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden mit Fördermitteln in Sachsen seit 2009“.

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