Das kann man doch nicht einfach abhängen und vernichten, dachten sich die drei Grünen-Stadträte Norman Volger, Nicole Lakowa und Michael Schmidt und stellten im Juni einen Antrag, das eindrucksvolle Asisi-Panorama "Leipzig 1813" zu retten, eine neue Rotunde zu bauen gleich am Völkerschlachtdenkmal und dort dauerhaft zu zeigen, wie Leipzig während der Völkerschlacht aussah. Geht das überhaupt?

So richtig sicher war sich da auch das Kulturdezernat nicht und fragte lieber bei Yadegar Asisi nach. Denn das von Yadegar Asisi geschaffene Bild der Stadt im Jahr 1813 inmitten der dröhnenden Schlacht und von Verwundeten und abmarschierenden Truppen gefüllt, gehört ja nun einmal der großen Panorama-Schmiede. In der Regel werden die Panoramen nach der Ausstellungszeit vernichtet, werden an anderen Ausstellungsorten neu gezeigt und auch für Neuauflagen in Leipzig komplett überarbeitet. Aber würde Asisi eine dauerhafte Hängung des Völkerschlacht-Panoramas wollen?

Ganz dagegen scheint der Panorama-Künstler nicht zu sein. Es ist nur eine Geldfrage. Denn nach Vorstellung der Grünen müsste ja in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals eine neue Rotunde gebaut werden. Das kostet ein paar Millionen, wie jetzt die Vorlage des Kulturdezernats für den Stadtrat beziffert.

“Die Kosten für einen Neubau belaufen sich auf rund 4,4 Millionen Euro, davon sind ca. 3 Millionen Euro für den Bau zu planen. Die Rotunde ist eine Stahlgerüstkonstruktion, die innen teilklimatisiert ist. Weiterhin kommen Kosten für den Betrieb der Ausstellung, inkl. Marketing, in Höhe von rund 1 Million Euro jährlich hinzu. Ausgehend von maximal 250.000 Besuchern im Jahr bei einem Eintrittspreis von 10 Euro, fließen 1,5 Millionen Euro Einnahmen zurück.”

Das klingt so, als würde sich so ein Projekt binnen neun Jahren amortisieren. Aber da warnt das Kulturdezernat lieber: “Hinweis: Die Besucherzahl ist nicht sicher zu prognostizieren, da eine Konkurrenzsituation zum Asisi Panometer entstehen könnte.”

Und man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass alle Besucher des Völkerschlachtdenkmals auch noch das Panorama angucken würden. Wenn das so wäre, könnte man in der Regel mit 200.000 Besuchern rechnen, vielleicht etwas mehr, denn mit der Sanierung des Denkmals ist die Besucherzahl in den letzten Jahren über 200.000 im Jahr gestiegen. Heftige Ausnahme natürlich das Jubiläumsjahr 2013, da waren es gleich mal 315.000.

Aber der Bau eines extra Panoramas ist gar nicht so abwegig. In Berlin hat Yadegar Asisi schon mal vorm Pergamon-Museum gezeigt, wie es geht. Und ein kleines Panorama wird es in Wittenberg geben mit einer eigens gebauten kleineren Rotunde in der Stadt zum Jubiläum „Luther 1517“. Fünf Jahre lang soll es zu sehen sein. Die Stadt stellt den Grund, die Wohnungsbaugenossenschaft und die Evangelische Kirsche sind an dem Projekt finanziell beteiligt.

Die Gesamtkosten liegen in Wittenberg dann bei 4 Millionen Euro. “Die höheren Kosten in Leipzig sind in der immensen Größe des bereits bestehenden Bildes begründet”, betont das Kulturdezernat und empfiehlt deshalb auch lieber die zweite Variante, mit der man sich am Vorbild Dresden orientieren würde.

Das Rundbild „Leipzig 1813“ bliebe dann erhalten und würde im Asisi-Panometer Leipzig zu geeigneten Anlässen im Wechsel mit den anderen Panoramen, die die Asisi Factory in Leipzig zeigt, präsentiert.

“Die Kosten für einen turnusmäßigen Wechsel und Präsentation mit Ausstellung, würde nach Aussage der API GmbH (Asisi Panorama International GmbH) rund 1 Million Euro betragen. Darin enthalten sind die Kosten für die Planung und Koordinierung, die Ausstellungseinrichtung und -ausräumung, Einleuchten, Sound, Einlagerung der Stoffbahnen, Erneuerung und Weiterentwicklung der Daten und des Materials, Neuproduktionen u. a.”, erklärt das Kulturdezernat in seiner Vorlage. Und das Modell wäre halt das Panoramabild, das die Dresdner nun seit Jahren in Verzückung versetzt: “In Dresden wurde für eine jährliche Umhängung des Themas und temporäre Präsentation des Rundbildes ‘Das barocke Dresden’ ein Sponsor gefunden, der die Kosten für den Wechsel trägt. Die Asisi GmbH ist Betreiber und somit hat die Stadt Dresden weder Ausgaben noch Einnahmen.”

Was dann für die Stadt, die ja ansonsten für den Bau der Rotunde und die Bewerbung aufkommen müsste, natürlich die preiswertere Lösung wäre. Und innerhalb der Ausstellungszyklen im Asisi-Panometer würde dann regelmäßig auch wieder “Leipzig 1813” auftauchen, ohne dass ein Neubau gebraucht wird.

Irgendwie hat man sich auch schon ein bisschen abgestimmt, in welchen Abständen das Bild der Völkerschlacht zu sehen sein könnte: “Bei Einverständnis der ASISI Panorama International GmbH und erfolgreicher Mittelakquise zur Deckung aller entstehenden Kosten, soll das Panorama Bild zur Völkerschlacht bei Leipzig zu geeigneten Anlässen, wie halbrunden und runden Jubiläen der Völkerschlacht, temporär am Standort ASISI Panometer, Richard-Lehmann-Straße in Leipzig, gezeigt werden.”

Und bis man sich geeinigt hat, will das Kulturdezernat die Asisi International bitten, das Völkerschlachtbild auf eigene Kosten einzulagern. Denn – das war ja der Anlass für den Antrag der Grünen – im September geht die Völkerschlacht in Leipzig tatsächlich mal wieder zu Ende: “Die Laufzeit des Panorama Bildes ‘Leipzig 1813’ endet zum 20.09.2015. Der Vorschlag, die Stoffbahnen zunächst einzulagern und nicht zu zerstören, soll Zeit für die Auseinandersetzung mit den o.g. Varianten ermöglichen”, so das Kulturdezernat.

Ab dem 3. Oktober ist dann in Leipzig das “Great Barriere Reef” zu sehen, als hätte Asisi wieder mal genau den Zeitpunkt erwischt, denn aktuell gehen ja die Nachrichten vom zweiten, neu entdeckten Barriere Reef vor Australien durch die Medien.

Die Stellungnahme der Stadtverwaltung.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar