Mit den Berliner Sammlern Dieter und Si Rosenkranz pflegt das Leipziger Museum der bildenden Künste seit 2006 ein inniges Verhältnis. Die beiden haben etwas, was Leipzig nicht hat - oder nur in unglücklich wenigen Spuren: eine hochkarätige Sammlung von Künstlern der Moderne. Bislang wurden Teile dieser Sammlung immer in einem eigenen Ausstellungs-Kubus gezeigt - dem Rosenkranz-Kubus. 2015 ist alles etwas anders.

Grund ist natürlich der Bursche, der seit Samstag im Museum der bildenden Künste seine erste richtig große Ausstellung in Leipzig hat: Paul Klee, der Künstler, den sogar die Schüler der Leipziger Schulen kennen und die Kunstlehrerinnen geradezu lieben. So macht Moderne Spaß. Und vielleicht auch ein bisschen neugierig auf noch mehr Moderne, auf Künstler, die das Leipziger Bildermuseum nicht besitzt, die jetzt aber mal einfach so mit untergemischt sind.

“Als wären es unsere eigenen”, freut sich Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt.

Es ist die nunmehr zwölfte Folge des „Rosenkranz Kubus“ – auch wenn es diesmal kein Kubus ist, der die Kunstwerke zeigt.

Gezeigt werden diesmal Gemälde und Graphiken der klassischen Moderne – Werke des Konstruktivismus und der abstrakten Kunst von El Lissitzky, Ljubov Popowa, Lászlo Moholy-Nagy, František Kupka, Auguste Herbin, Georges Vantongerloo, Otto Freundlich, Friedrich Vordemberge-Gildewart oder Josef Albers.

Der Schwerpunkt der 16 Arbeiten liegt auf der Zeit der Avantgarden zwischen den Weltkriegen, als sich in Europa Künstlerinnen und Künstler von der Gegenständlichkeit und einer illusionistischen Raumwiedergabe gelöst hatten und der Reflexion über autonome Gestaltungsprinzipien von Farbe, Fläche und Form zuwandten. Es war auch die Zeit, in der Paul Klee seine großen Erfoge feierte. Und mit etlichen der jetzt Gezeigten stand er in engem Kontakt.

Nur aus Sicht der Kunsthistoriker wird das Ganze etwas komplizierter. Das Museum der bildenden Künste lädt so zum Entdecken ein: “Diesen Überlegungen zur Befreiung von der Abbildhaftigkeit war häufig ein politisches und utopisches Potenzial der Kunst eingeschrieben, das sich bei den russischen und niederländischen Konstruktivisten ebenso wiederfindet wie beim Bauhaus oder der Gruppe Abstraction-Création, denen ein großer Teil der hier gezeigten Werke zuzuschreiben ist. Die Auswahl der künstlerischen Positionen korrespondiert mit dem zeitgleich gezeigten Werkkomplex ‘Sonderklasse’ von Paul Klee.”

Seit 2006 stellen Dieter und Si Rosenkranz dem Museum der bildenden Künste Leipzig Werke aus seiner Sammlung zur Verfügung, die seitdem regelmäßig im “Rosenkranz Kubus” präsentiert werden. Als Schenkungen erhielt das Museum von Dieter und Si Rosenkranz unter anderem Arbeiten von Neo Rauch, Jorinde Voigt, Carsten Nicolai, Imi Knoebl und Peter Wegner.

Der kleine Unterschied zu den Kuben I bis XI ist nun: Man kann die Bilder mitten zwischen den Bildern der eigenen Sammlung im Haus entdecken. Was sicher für einige Überraschungen sorgen wird.

Zu sehen sind die Bilder aus dem “Rosenkranz Kubus XII” unter dem Motto “Konstruktivismus und Abstraktion” im Museum der bildenden Künste vom 1. März bis zum 22. Mai.

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