Am Freitagabend, 7. November, gab André Soudah, Vorsitzender des HGB-Freundeskreises, die Preisträger des achten "Studienpreises des Freundeskreises der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Sparkasse Leipzig" bekannt. Hanna Stiegeler (Studiengang Fotografie) erhält in diesem Jahr für den 1. Platz 5.000 Euro. Julian Irlinger (Studiengang Malerei/Grafik) und Burkhard Beschow (Medienkunst) & Anne Fellner (Malerei/Grafik) erhalten für den 2. und den 3. Platz jeweils 2.500 Euro Preisgeld.

In diesem Jahr hatte die Jury aus 77 eingereichten Arbeiten (eingegangen aus allen vier Studiengängen) auszuwählen. 10 Beiträge von insgesamt 12 Studierenden wurden nominiert und sind in der aktuellen Studienpreis-Ausstellung zu sehen.

André Soudah sagte in seiner Eröffnungsrede: “Studierende der HGB mit diesem Preis zu fördern ist im Grunde die Möglichkeit, in die Visionsfähigkeit unserer Gesellschaft zu investieren. Denn die Kunststudierenden halten uns also mit ihrer Kreativität gewissermaßen einen Spiegel hin und holen uns aus unserer sinnlichkeits-dämpfenden Selbstbezüglichkeit heraus. Der Freundeskreis lädt alle Leipziger und Leipzigerinnen ein, dieses Ansinnen – junge Künstler der HGB zu fördern – zukünftig auch zu unterstützen und Mitglied des Freundeskreises zu werden.”

Platz 1 – Hanna Stiegeler, geboren 1985, studierte von 2006 bis 2010 Romanistik in Leipzig. 2010 begann sie ihr Studium an der HGB Leipzig, seit 2012 in der Klasse für Fotografie von Prof. Heidi Specker. Sie erhält den ersten Platz für ihre Arbeit “Attitude is Everything” (Pigmentdruck, MDF Platte lackiert, Maße 122x 127 cm, 57 x 42 cm, 67 x 52 cm, 280 x 93 cm). Eine Attitüde ist sowohl die innere Haltung als auch die Pose. In der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts beschreibt Attitüde die Darstellung oder mimetische Nachahmung einer bestimmten Figur. Vor allem in der Mode wird deutlich, dass Haltung haben an und für sich im Trend ist. Slogans wie “Make a Statement” oder eben “Attitude is Everything” werden in Großbuchstaben auf Shirts oder Werbebanner gedruckt, und das Stellung beziehen wird somit selbst zur Pose. Der Spannungsbogen von Aneignung bestehender Haltungen und innerer Einstellung verbindet sich im Wort Attitüde. Die Arbeit von Hanna Stiegeler zeigt Versatzstücke dieser Attitüden in Bildern, die aus dem Alltäglichen stammen und jeweils einem transformatorischen Prozess unterlaufen sind. Der Anhänger einer Jacke wird dabei zur Figur, eine Schnur zum Strick.Platz 2 – Julian Irlinger ist seit 2011 Studierender an der HGB Leipzig und seit 2013 in der Klasse für Bildende Kunst von Prof. Astrid Klein. Seit 2014 ist er zudem Gast an der Städelschule Frankfurt am Main in der Klasse für Freie Kunst von Prof. Willem de Rooij. Mit dem zweiten Platz wurde seine Installation “Beiwerk. Unfälle im Prozess ästhetischer Wahrnehmung” (Künstlerbuch, Inkjetdruck, Luftwäscher, Thermohygrographen, Personenleitsystem, Folie, Seil, PVC, Multiplex) ausgezeichnet. Die Arbeit verhandelt den musealen Raum und seine Erscheinung im digitalen Zeitalter. Google veröffentlicht im Google Art Project seit 2011 simulierte Museumsrundgänge, die vom eigenen Computer aus begehbar sind. Der Konzern prägt so den musealen Raum im Internet und gewinnt symbolischen Wert durch kulturelles Kapital. In der Arbeit von Julian Irlinger zeigen Bilder an der Wand Gemälde, die Google aus rechtlichen Gründen verpixelt. Ohne Referenz auf die Gemälde deuten die Bilder in das Virtuelle und dessen Kontrolle. Dem gegenüber bezeichnet ausrangiertes Museumsinventar, in Folie geschnürt, die Regulierung des nicht-virtuellen Raums. In einem Buch strukturiert und dessen Linearität untergeordnet, kontrastieren 2079 Abbildungen den uferlosen Bilderstrom von Google. Durch die Wahl des Bildausschnitts, die Kategorisierung und Bildgruppierung im Buch wird der menschlichen Entscheidung Signifikanz verliehen. Die eigene Ordnung widersetzt sich dem Wesen maschineller Museumsbilder.Platz 3 – Anne Fellner, geboren in New York City, und Burkhard Beschow, geboren in Dresden, haben ihr Studium an der HGB 2009 begonnen und arbeiten seit 2011 zusammen. Anne Fellner ist in der Klasse für Bildende Kunst bei Prof. Astrid Klein, Burkhard Beschow studiert bei Prof. Joachim Blank in der Klasse für Installation und Raum. Fellner und Beschow erhalten den 3. Platz im diesjährigen Studienpreis-Wettbewerb für ihre Installation “Hoping for better work ethic” (mixed media, Maße variabel, Video: 3:15 Min.). Im Fernsehen läuft Juwelen-TV. Die Hühner, eigentlich Kürbisse, haben Feierabend, außer einem. Am Horizont steht die Eierfabrik. Alte Bäuerinnen überschauen die Szene. Eine Treppe, zu steil zum Hinaufgehen, und leere Fressnäpfe, eigentlich Abflussrohrdeckel. “Hoping for better work ethic” bezieht sich auf eine Welt der Arbeit, die zwar als veraltet wahrgenommen wird, aber doch überall existent ist.

Mitglieder der Studienpreis-Jury 2014 sind André Soudah (Vorsitzender HGB-Freundeskreis), Prof. Dr. Ana Dimke (Rektorin der HGB), Dr. Verena Tintelnot (freie Kuratorin und stellv. Vorsitzende HGB-Freundeskreis), Cindy Budnick (Schatzmeisterin Freundeskreis), Prof. Torsten Hattenkerl (HGB), Constanze Treuner (Kunsthalle der Sparkasse Leipzig), Cora Hegewald (Kuratorin, HGB), Dr. Marcus Hurttig (wiss. Mitarbeiter Museum der Bildenden Künste Leipzig), Cosima zu Knyphausen, Stefanie Heinze, Christian Weigel (PreisträgerInnen 2013)

Die Preisträgerausstellung ist bis zum 22. November 2014 in der Galerie der HGB Leipzig (Wächterstraße 11) zu sehen. Öffnungszeiten: Di – Fr, 14 – 18 Uhr, Sa, 12 – 16 Uhr

Freundeskreis der HGB: www.hgb-leipzig.de/freundeskreis

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