Falk Schwabe und Hannes Hirche holen Ende September die absoluten Gigposter-Superstars nach Leipzig. Erstmalig. Und in bunt. Nachdem hiesige Künstler nun auch schon für die Queens Of The Stone Age oder Bela B. tätig wurden öffnen diese beiden jungen Männer nun alle international trennenden Schleusen und stellen Leipzig in eine Reihe mit den großen Messen in Hamburg, Wien etc. Volly Tanner fragte nach.
Hallo Falk und Hannes. Schön, dass Ihr Euch auf ein so frisches Gebiet wagt. Ihr seid die Veranstalter der “Colored Gigs Leipzig” Sex, DRUCK & Rock’N’Roll – eine, wie Ihr sagt, Internationale Silkscreen Gigposter Exhibition. Das klingt verdammt amerikanisch. Was soll das denn genau sein?
Falk: Tatsächlich müsste der Veranstaltungsuntertitel auf Deutsch wohl eher “Wein, Weib und Gesang” heißen, aber wir sind ja Rock’N’Roll und außerdem contemporary. Bei “Colored Gigs Leipzig” im “Rainbow Studio” in der Engertstraße 6 gibt es jede Menge Farbe auf Papier in Form von Musikpostern und dazu die passende musikalische Untermalung.
Und was bekommen wir am 24.09.2014 nun genau zu sehen und zu hören?
Hannes: An diesem Tag können Sammler, Kunstliebhaber und Neuentdecker schnieke Konzert- und Artist-Poster von 20 internationalen Künstlern entdecken, bestaunen und erwerben. Die Kunstwerke mit leuchtenden Farben und individuellen Motiven in der Ausstellung werden in kleinen Auflagen im Siebdruckverfahren handgedruckt, signiert und nummeriert. In unseren Werkstatträumen in Plagwitz bietet sich für die Besucher die einmalige Möglichkeit, den Künstlern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und live beim Drucken dabei zu sein. Später am Abend wird uns die allseits beliebte Band ZHOD musikalische Unterhaltung vom allerfeinsten bieten.
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um Kunstdrucke, die eben keine Werbeträger sind. Wer ist aber das Publikum? An wen gehen die limitierten Stücke? Wer kauft so etwas? Und aus welchen Kulturgenres speist sich das Publikum?
Falk: Richtig, ein Gigposter ist kein Werbeträger im klassischen Sinne. Es bewirbt keine Veranstaltung, keine Band auf der Straße, sondern ist vielmehr auf dem Konzert am Merchandising Stand zu erstehen. Dies liegt an der aufwendig produzierten und vor allem limitierten Machart. Von der Werbewirkung befreit und damit einhergehenden Sehgewohnheiten, kann man sich als Gestalter in diesem Medium unglaublich ausleben, Konventionen brechen und neue experimentelle Wege gehen. Je verrückter die Musik ist, desto mehr Spaß macht es, die Farbe durchs Sieb zu pressen. Ob das Poster gefällt und zur Band passt, entscheidet letztendlich der Konzertbesucher. Tatsächlich ist das Musikgenre nicht ganz unentscheidend und definiert unsere Zielgruppe. Gigposter sind Subkultur und bilden Subkultur.
Ich hatte im Vorfeld – außer von Carlo Vivary – noch nie von diesem Segment gehört. Das impliziert für mich, dass Ihr jetzt nicht unbedingt eine riesige Community seid. Sehe ich das richtig? Wie viele Aktive gibt es denn eigentlich? In Leipzig? In der Bundesrepublik? In Europa? In Amerika? Weltweit gar?
Hannes: Den Durchbruch des Gigposters markieren wahrscheinlich die psychedelischen Poster von verschiedenen amerikanischen Künstlern in den späten 60er Jahren für Bands wie Grateful Dead, die Doors und Jefferson Airplane. Seit dieser Zeit ist, wie auch das Musikbusiness, die Szene der Posterkünstler stetig gewachsen und gipfelt heute in einer fast unüberschaubaren Anzahl von beeindruckend aufwendig produzierten Gigpostern. Diese bilden ganz bewusst einen Kontrast zur schnelllebigen digitalen Bildkultur und setzen anstatt auf Masse eher auf Qualität und Originalität. In Deutschland ist die Szene immer noch recht überschaubar. Wer coole Gigposter macht, gehört zu den “Posterkrauts”, sozusagen DIE deutsche Gigposter-Community. Von Leipzig als neues Mekka für moderne Kunst und mit seiner sehr regen Musikszene ist noch einiges zu erwarten.
Wie kam es dazu, dass die Stars der Staaten jetzt in Leipzig einreiten?
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Im Leipziger Westen agiert …
Falk: Die Stars sind eh schon um die Ecke beim Reeperbahn-Festival in Hamburg. Hier treffen sich Teile der weltweiten Community jährlich zur größten europäischen Posterschau, dem “Flatstock”, organisiert vom API – American Poster Institute. Da im Anschluss viele der teilnehmenden Künstler bereits zum sechsten Mal nach Dresden reisen, um auch hier Ihre Poster bei den “Colored Gigs” zu präsentieren, lag es auf der Hand, gemeinsam mit “Lars P. Krause” aus dem Hause “Douze”, dieses Event auch nach Leipzig zu holen und erstmalig die “Colored Gigs Leipzig” zu initiieren. Nun kommen nicht nur die amerikanischen Stars, sondern eine Auswahl weltweiter Siebdruckkünstler in unser “Rainbow Studio”, um hier Ihre Drucke zur Schau zu stellen und zu verkaufen.
Da wünschen wir Euch jedenfalls Aufmerksamkeit und ein entspanntes Weitermachen.
SEX, DRUCK & ROCK’N’ROLL – Colored Gigs, Rainbow Studio, Engertstraße 6, Leipzig Plagwitz; 24.September 2014; 16-23 Uhr.
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