Vom 11. April bis zum 11. Mai zeigt das Stadtgeschichtliche Museum ein Stück Alltagskultur: Konsum- und HO-Plakate der 1950er Jahre. So ein bisschen Wirtschaftswunder sollte es damals ja auch im Osten geben. - Während das Werbeplakat ""Kochen macht wieder Freude" von 1952 vor allem die Verbesserung der Lebensverhältnisse gegenüber der Nachkriegszeit betont, führt die Werbung für Fertiggerichte mit dem Titel "In 10 Minuten kommt Mutti..." von 1955 mitten hinein in den Familienalltag der frühen DDR.

Wie in diesen Beispielen erzählen die Plakate von Konsum und HO der 1950er Jahre auf unterhaltsame Weise ein Kapitel Alltagsgeschichte im Spannungsfeld von Grundversorgung, wachsenden Ansprüchen und der Sehnsucht nach Familienidylle, Gemütlichkeit und heiler Welt.

Auffallend gegenüber heute und typisch für das Wirtschaftssystem der DDR in dieser Zeit ist, dass viel seltener einzelne Marken oder Produkte beworben wurden. Vielmehr stehen ganze Produktgruppen – Marmeladen, “Nährmittel”, Gebäck, Wein oder Haushaltswaren, saisonale Ausstattungen – Ostern, Weihnachten, Sommer, Winter – oder aber einzelne Standorte von Kaufhäusern wie die der HO in der Petersstraße und der Merseburger Straße im Fokus der Grafiker.

Die Ausstellung stellt vier Plakatkünstler besonders vor, deren Arbeiten in der Sammlung des Museums repräsentativ vertreten sind. Sie alle haben die Werbung dieser Zeit mit ihrem jeweils unverkennbaren Stil geprägt.Max Naumann (1889-1963) war besonders für die Kampagnen der HO-Warenhäuser zuständig, deren markantes dynamisches Logo aus seiner Feder stammt. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Buch- und Kataloggestaltung.

Gottfried Haupt (1931-2012) und Rolf Rehme (*1931) arbeiteten insbesondere für den Konsum in Leipzig, beide jedoch ebenso auf anderen Gebieten der Gebrauchsgrafik sowie als freie Künstler.

Gottfried Haupt nahm schon als Jugendlicher Zeichenunterricht und absolvierte ab 1947 eine Lehre als Reklamemaler in Freiberg, später als grafischer Zeichner in Dresden. Nach Anfängen als Plakatentwerfer bei den HO Industriewaren Dresden und den Konsum-Genossenschaften Dresden und Leipzig arbeitete er von 1955 bis 1989 freischaffend auf vielen Gebieten der Gebrauchsgrafik. Insbesondere war er auch als Gestalter für die Leipziger Messe tätig.Rolf Rehme (* 1931) z.B. gestaltete den 200-Mark-Schein der DDR, er absolvierte von 1946 bis 1949 eine Lehre als Gebrauchsgrafiker, nahm Privatunterricht in Freiberg und Dresden und besuchte die Grafikklasse der Fachhochschule Dresden. Seit 1955 ist er freischaffend auf vielen Gebieten tätig. Als Architektur- und Landschaftsmaler faszinierte ihn nach 1990 besonders der Verfall und die Umgestaltung des Leipziger Stadtteils Plagwitz.

Ebenso vielseitig war Herbert Schleif (1925-1982), aus dessen Nachlass das Museum 2010 eine große Schenkung erhielt. Neben Plakaten gestaltete er zum Beispiel Kinderspielzeug und die beliebten Maskottchen des Centrum-Versandhauses. Er studierte 1947/48 an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Dresden, danach bis 1951 an der Fachschule für angewandte Kunst in Leipzig. Er wurde Grafiker bei der DEWAG-Werbung Leipzig, deren Entwurfsabteilung er zeitweise leitete.

Daneben werden auch Plakate gezeigt, deren Gestalter leider heute unbekannt sind.

Die Ausstellung ist nur vier Wochen lang und mit knapp 40 Plakaten zudem auf verkleinerter Ausstellungsfläche zu sehen. Derzeit finden im Stadtgeschichtlichen Museum Renovierungsarbeiten statt. Unter anderem wird eine Klimatisierung eingebaut. Dadurch wird es künftig möglich, auch besonders empfindliche historische Exponate unter optimalen Bedingungen auszustellen.

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig zeigt die kleine Sonderausstellung vom 11. April bis zum 11. Mai im Böttchergäßchen 3. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 – 18 Uhr. Kuratorin: Ulrike Dura und Karin Kühling, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig.

www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

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