Die allseits beliebte und gesammelte Insel-Bücherei begeht ihr 100. Jubiläum. Zum runden Geburtstag eröffnet die Leipziger Buchwissenschaft unter Professor Siegfried Lokatis am Montag, 2. Juli, die Ausstellung "100 Jahre überstanden! Inselwelten." Um 19 Uhr öffnen sich die Pforten des buchwissenschaftlichen Archivs in der Hainstraße.
Genau vor 100 Jahren, am 2. Juli 1912, erschienen in Leipzig die ersten Bände der schönsten Buchreihe der Welt. Die Ausstellung der Leipzig Buchwissenschaft präsentiert Buchkunst und Kuriositäten, für Kinder und Kenner, aus Ost und West.
Leser und Liebhaber werden in ein verschlungenes Labyrinth gesamtdeutscher Geschichte im Jahrhundert der deutschen Katastrophe mitgenommen. Ein Buch, das es nicht gibt, ein Inselbuch ohne Nummer und die größte Insel-Buch-Sammlung der Welt werden gezeigt. Aber auch kreative Wege der Buchzerstörung offenbaren sich dem Besucher.Und es ist nicht die einzige Ausstellung zum Thema.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Insel-Bücherei präsentiert die Leipziger Buchwissenschaft auch eine Plakatausstellung in der Moritzbastei.
Am Donnerstag, 5. Juli, findet um 20.30 Uhr in der Moritzbastei die Eröffnung der Plakatausstellung “Hundert Jahre überstanden – Inselwelten: Die Plakate” der Buchwissenschaft Leipzig statt. Eröffnet wird die Ausstellung durch Professor Siegfried Lokatis. Daneben wartet ein kleines Programm rund um die Insel-Bücherei. Die Ausstellung dreht sich rund um die individuellen Einbände der Insel-Bücherei, deren Konzept seit der Auslieferung des ersten Bandes am 2. Juli 1912 einzigartig geblieben ist.Zum Jubiläum der Insel-Bücherei werden die unterschiedlichen Themenwelten in Form von Plakaten und Fotografien gezeigt. Die Plakate repräsentieren einen Querschnitt aus den 1800 Bänden und bringen so dem Besucher die einzigartige Vielfalt dieser Einbände nahe. Inspiriert von Orten der Stadt, wie dem Zoo oder dem Auerbachs Keller und so wichtigen Personen wie Goethe, schlagen die Plakate manche Brücke zwischen dem Verlagsort Leipzig und den kleinen handlichen Inselbüchern. Die Plakate und Fotografien spiegeln wider, warum die Insel-Bücherei zu einer der schönsten Buchreihen Deutschlands gehört.
Die Idee, die Anton Kippenberg am 1. März 1911 erstmals seinem Hauptgesellschafter Alfred Walter Heymel vorstellte, zielte gar nicht auf eine bibliophile Reihe, wie die Insel-Bücherei heute von Manchem eingeschätzt wird. Es ging darum, “erlesene Inhalte in schöner Gestaltung” zu einem volkstümlichen Preis auf den Markt zu bringen. Von Heymel wird der Ausspruch kolportiert, Kippenberg habe mit der Insel-Bücherei “Kartoffeln in seinen Rosengarten” gepflanzt.50 Pfennig kostete damals, 1912, so eine “Kartoffel”. Und das Prinzip hat sich bis heute bewährt. Was vor allem an der unverwechselbaren Reihengestaltung liegt. Diese Konsequenz hat man auch bei Reclam nicht bewiesen. In anderen Buchreihen schon gar nicht. Entweder, weil das Design nicht länger hielt als die aktuelle Mode, der es unterworfen war. Oder in den Verlagen glaubte man, irgendeinem Trend folgen zu müssen, der den Buchmarkt gerade beherrschte. Auch die heutige Insel-Mutter Suhrkamp war von diesem Haschen nach dem modischen Augenblick nicht ganz gefeit.
Und so bleibt die Insel-Bücherei ein Unikum auf dem deutschen Buchmarkt. Eines, das in seinen Wurzeln eng mit Leipzig und der hier verwurzelten Kunst der Buchgestaltung verbunden ist. Und die Reihe kennt auch ihre Legenden. In diesem Fall fängt sie sogar mit der Nr. 1 an, Rainer Maria Rilkes “Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke”, das 1899 zuerst von Axel Juncker verlegt worden war. Ganze 300 Exemplare hatte der davon verkauft, bevor er die Rechte an dem Titel an Anton Kippenberg verkaufte. Der ließ seine Nummer 1 gleich mal in einer Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren drucken und die Startauflage war binnen weniger Tage ausverkauft. Kippenberg musste sofort nachdrucken. Bis heute hat sich der Band mehr als 1 Million Mal verkauft.
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Vielleicht wird das heute noch in Verlegerseminaren als Beispiel für kluges verlegerisches Handeln gewürdigt. Aber nur vielleicht. Denn echte Verlegerausbildungen gibt es ja gar nicht in Deutschland. Und manches, was einmal funktionierte vor 100 Jahren, scheitert heute am Container-Denken des Buchhandels, der längst nicht mehr von Verleger-Gestalten dominiert wird, sondern von strammen Managern, die ihr unternehmerisches Wissen an BWL-Instituten gelernt haben. Man merkt es oft genug, dass es nicht mehr um Inhalte geht oder – was für Anton Kippenberg noch wichtig war – eine soziale und Bildungsstrategie. Es geht um Umschlagszahlen, normierte Abläufe und befriedigte Märkte. Bücher sind zu Verbrauchsgut geworden mit Halbwertszeiten, die sich eher im 100-Stunden-Limit bewegen als in dem von 100 Jahren.
Das kann nicht dauerhaft gut gehen.
Das buchwissenschaftliche Archiv, wo am heutigen 2. Juli um 19 Uhr die Ausstellung eröffnet wird, befindet sich in der Hainstraße 11 im Hinterhaus, 3. OG. Die Ausstellung ist vom 3. bis 20. Juli täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Danach sind bis 15. August Sonderführungen möglich.
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