Der kurze Wechsel wird künftig den Reigen der Panorama-Bilder im Leipziger Asisi-Panometer begleiten. Im Januar löste das visuell völlig überarbeitete Everest-Panorama das große Amazonien-Panorama ab, das seit 2009 die Besucher in den tropischen Regenwald gelockt hatte. Und zur Suche nach einem knuffigen Tierchen namens Heidi.

Eigentlich hätte man eher den Freiherrn Alexander von Humboldt unter den Urwaldriesen suchen müssen, denn Anlass für Yadegar Asisi, den südamerikanischen Regenwald am Amazonas in ein 30 Meter hohes Panorama-Bild zu bannen, war ja das Humboldt-Jahr, das den Erforscher der südamerikanischen Flora und Fauna würdigte.

Mit dem Everest-Panorama hatte Yadegar Asisi 2003 seine große Panorama-Arbeit in Leipzig begonnen – damals auch wegen eines runden Jubiläums: dem 50. Jahrestag der Erstbesteigung des Tschomolungma durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Mit der Überarbeitung des Panorama-Bildes konnte Asisi ab Januar zeigen, welche Fortschritte die digitale Bildbearbeitung mittlerweile möglich gemacht hat. Die Eisriesen wirkten noch plastischer. 75.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, in den fünf Monaten noch einmal die beeindruckende Schönheit des Bergpanoramas zu erleben. Auch Reinhold Messner war da und war begeistert: “Asisis Illusionsgewalt des Mediums 360°-Panorama ist ohne Vergleich.”

Am Sonntag, 3. Juni, ging dieses Kapitel im Leipziger Panometer zu Ende. Während 2003 noch deutlich stärker der “Sturm auf den Gipfel” im Mittelpunkt stand, hat sich diesmal insbesondere das Rahmenprogramm mit den negativen Seiten der Massenbesteigung und Rekordjagd am höchsten Berg der Erde beschäftigt. Und mit dem Schaffen eines großen Mandalas zeigten drei buddhistische Mönche auch, dass die Gipfeljagd im Himalaya ein durchaus modernes und “westliches” Phänomen ist, das auch wenig mit dem Verhältnis der Bergbewohner zur Natur und zu den Naturgewalten zu tun hat.

Vorstellbar ist, dass dieses Motiv in weiteren Panoramen aus der Asisi-Werkstatt immer wiederkehrt. Auch im Amazonien-Panorama spielt das Leben der bedrohten indigenen Stämme in den Amazonas-Regenwäldern ja eine Rolle.
Und im Jahr 2012 kommt natürlich noch ein weiterer Aspekt hinzu: Leipzig ist im Mai offizieller Sitz des Deutschen Zentrums für Biodiversitätsforschung geworden. Denn nicht nur die Regenwälder sind durch menschliche Gier und Rücksichtslosigkeit in ihrer Artenvielfalt bedroht – das Artensterben ist auch ein sächsische Thema. Wo immer mehr Land durch technische Bauwerke verschlungen wird, Flusssysteme begradigt werden und landwirtschaftliche Monokulturen dominieren, fehlen immer mehr Arten die Rückzugs- und Lebensräume.

Selbst das sächsische Umweltministerium warnt: “In Sachsen hat in den letzten Jahrzehnten die Zahl der ausgestorbenen, vom Aussterben bedrohten oder in ihrem Bestand gefährdeten Arten stark zugenommen. War in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schon ein Verlust von 67 Pflanzenarten festzustellen, so stieg dieser zwischen 1950 und 2000 nochmals rapide auf 101 Arten.

Hauptursache für den Bestandsrückgang der Pflanzen- und Tierarten ist die Zerstörung ihrer Lebensräume. In den dicht besiedelten Teilen Mitteleuropas, zu denen auch Sachsen gehört, sind die Intensivierung der Landnutzung, die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlung und Verkehr sowie Schadstoffemissionen in die Luft und in Gewässer von besonderer Bedeutung. Über die Hälfte aller in Sachsen vorkommenden Lebensraumtypen gelten als gefährdet.”

Wahrscheinlich würde in wenigen Jahren sogar ein sächsisches Waldpanorama im Panometer Sinn machen – die dann ausgestorbenen Arten wären das als Repliken aus den Archiven ins Bild zu bringen.
Am heutigen Samstag, 9. Juni, kommt das Amazonien-Panorama wieder nach Leipzig und wird bis Anfang 2013 zu sehen sein. Zum Eröffnungswochenende findet ein großes Familienwochenende im asisi Panometer statt.

An beiden Tagen erwartet die Gäste ein Feuerwerk brasilianischer Klänge und Farben neben Aktionen zum mitmachen und spielerischem Lernen. Der Biologe und Kurator der Ausstellung, Dr. Dietmar Sattler, berichtet von seinen Reisen mit dem Künstler nach Amazonien, es gibt Kreativangebote für jüngere und ältere Kinder, ein Begrüßungscocktail für alle Gäste und die eine oder andere Überraschung.

Gezeigt wird das Amazonien-Panorama bis Anfang 2013. Dann kommt bald das nächste große Jubiläum: der 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig. Das Panorama “Leipzig 1813” soll am 13. Juli 2013 enthüllt werden.

Termine: Samstag, 9. Juni, und Sonntag, 10. Juni, 10:00 – 18:00 Uhr.
Aus dem Programm am 9. Juni:

10 bis 18 Uhr: Capoeira mit Ginga de Corpo im Kleinen Gasometer. Mehr als zehn Akteure, u.a. Brasilianer, führen diesen traditionellen Kampf-Tanz mit lebendiger Musik auf. Entstanden ist Capoeira aus den Einflüssen der afrikanischen Sklaven und hat sich heute zu einem “Straßen- und Volkssport” in Brasilien entwickelt. Es finden Vorführungen und Mitmachaktionen statt, bei der die unterschiedlichen Stilrichtungen gezeigt werden.

10:30 bis 13:30 Uhr: Trommelschule mit Yngo Guttmann im Kleinen Gasometer. Yngo Guttmann hat eine Trommelschule in Leipzig und lädt alle Interessierten – Erwachsene wie kleine Kinder – zum mittrommeln ein. Jeder Teilnehmer erhält Einblick in die Grundtechniken des Trommelns.

10 bis 18 Uhr: In der Bastelstraße der Begleitausstellung können Kinder Moosgummitiere basteln mit Augen und Magnet und/oder Gipsabgüsse exotischer Tiere mit Acrylfarben bemalen – entweder fantasievoll oder nach den in Ausstellung und im Panorama zu findenden “Vorlagen”. Am Stand stehen Guides zur Beratung zur Verfügung, wir haben dort aber auch Bilder dieser Tiere zur Inspiration

15:30 Uhr bis 16:30 Uhr: Lügentour im asisi Panometer. In der Führung für Kinder sind kleine Unwahrheiten und Fehler eingebaut. Wer während der Führung die Fehler bemerkt, bekommt einen kleinen Preis. Bei den vielen Unglaublichkeiten in der Flora und Fauna des Regenwaldes sind die “Lügen” oft nicht leicht von der Wahrheit zu unterscheiden …

Am Sonntag wird der Meister eine Show vor dem Panorama liefern, die seine Empfindungen zum Dschungel wiedergibt (” Ich bin ein Fan von Asisis Amazonien”).

10 bis 18 Uhr: Bastelstraße im Panometer unter der Hütte in der Begleitausstellung

Für Sonntag, 10. Juni 2012, ist folgendes Programm vorgesehen:

10 bis 18 Uhr: Bogenschießen mit Frank Eggert. Er ist ein Anhänger und Vertreter des “traditionellen” Bogenschießens, d.h. traditionelle Jagdbögen wie Sie auch die Indios in Amazonien nutzen. Es soll ein “instinktives Zielen und Treffen” realisiert werden, d.h. meditative Konzentration auf das Ziel. Alle Gäste können sich versuchen und Frank Eggert, der auch selbst Bögen baut, wird Alles dazu erläutern und erklären. Bei Schlechtwettervariante gibt es im Panometer eine “Bogenbauwerkstatt”, bei der die Techniken und Hölzer erläutert werden.

12:30 Uhr bis 13 Uhr: Trommelshow mit Yngo Guttmann vor dem Panorama liefern, die seine Empfindungen zum Dschungel wiedergibt: ” Ich bin ein Fan von Asisis Amazonien”.

13 bis 16 Uhr: Trommelschule wie Samstag.

11 bis 12:30 Uhr: Kuratorenführung mit Dr. Dietmar Sattler, der zwischenzeitlich viel Neues zu berichten hat.

Alle Aktionen an diesem Wochenende sind kostenlos, lediglich der reguläre Eintritt für das Panorama Amazonien ist zu entrichten. Außerdem: Alle öffentlichen Führungen wie die Kuratorenführungen sind kostenfrei (wenn eine Eintrittskarte erworben wurde). Zwischen 11 und 15 Uhr wird es stündlich Führungen geben, rechtzeitiges Kommen sichert Plätze.

www.asisi.de

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