Im Alltag ist es Menschen oft heutzutage kaum möglich, aus ihrer Rolle auszubrechen. Wer sich gern mal verkleidet, kann jedoch genau das erleben, wenn sich wieder alle Wave-Gotik-Fans am 17. Mai in Leipzig zum 31. Mal zum Wave-Gotik-Treffen einfinden werden. Wer mag, kann selbst ein Kostüm schneidern oder beispielsweise einfach in einem Gothic Shop vorbeischauen.
Die Fastnacht als Gegenstück zur alltäglichen Frömmigkeit
Die jahrhundertealte Tradition der Fastnacht wäre ohne das Verkleiden nicht denkbar. Seit wann der Karneval bzw. Fasching gefeiert wird, lässt sich nicht genau datieren. Fest steht jedoch, dass heidnische Bräuche wie das Vertreiben winterlicher Dämonen das Fest entscheidend beeinflussten. In einer christlichen Welt symbolisierte die Fastnacht den Gegenpol zur Fastenzeit, die von Frömmigkeit geprägt war.
Dementsprechend dominieren zur Karnevalszeit bis heute Verkleidungen, die für das Unchristliche stehen, seien es Teufel, Dämonen oder Hexen. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht spielen auch tierische Maskeraden eine große Rolle. Den Masken von Eseln, Schweinen oder Bären kam ebenfalls eine tiefere Bedeutung zu, da sie die Todsünden symbolisierten. In der Regel blickten sie grimmig, da ihnen die Aufgabe zugeschrieben wurde, beispielsweise die Wintergeister zu vertreiben.
Die höfische Kultur der Maskenbälle
Die Geschichte von Maskenbällen lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen, als sie Teil der jährlichen Karnevalssaison waren. In der Zeit der Renaissance bestanden die öffentlichen Feste vor allem aus Tänzen, die die Angehörigen der Oberschicht erfreuen sollten. Besonders in Venedig erfreuten sie sich großer Beliebtheit.
Ab dem 17. Jahrhundert hielten Maskenbälle Einzug an vielen europäischen Höfen, boten sie doch eine hervorragende Möglichkeit, mit großem Prunk die eigene Macht zu unterstreichen. Teilweise waren die Teilnehmer so maskiert, dass sie nicht mehr zu erkennen waren. Vielerorts drehten sich die Maskenbälle darum, die Identitäten der anderen Gäste herauszufinden und auf spielerische Weise zu flirten.
Viele Adlige schätzten die Masken, um auch außerhalb ihres Kreises unbekannt zu reisen. So ist beispielsweise vom österreichischen Kaiser Josef II. bekannt, dass er sich inkognito unters Volk mischte, um dem venezianischen Karneval beizuwohnen.
Grauenhaft schöne Verkleidungen an Halloween
Die Leidenschaft fürs Verkleiden finden auch an Halloween ihren Ausdruck. Die Ursprünge des schauerlichen Festes gehen auf vorchristliche Zeiten zurück, als die Kelten Samhain feierten. Samhain galt nicht nur der Ernte, sondern auch den Toten. Am 31. Oktober, so glaubte man, machten sich die Toten auf die Jagd nach denjenigen, die im nächsten Jahr sterben würden.
Die Kelten schlüpften in furchteinflößende Kostüme, um die Eindringlinge von ihrem finsteren Vorhaben abzuhalten. Außerdem hofften sie, die Geister mit kleinen Gaben besänftigen zu können. Heute ist Halloween, das durch irische Einwanderer im 19. Jahrhundert in die USA gelangte, vor allem ein Party-Event, das als Mottoparty gefeiert wird. Neben den eigentlichen Kostümen kommt dabei auch viel Zubehör zum Einsatz:
- gruselige Kontaktlinsen
- Make-up für zerfallene Haut
- künstliches Blut
- einsetzbare Beißzähne
- Schauermasken
Cosplay: Die komplette Hingabe ans Kostümieren
Die Spuren der Cosplay-Tradition lassen sich bis in die 1930er-Jahre zurückverfolgen. Die ersten Cosplayer zogen ihre Inspiration aus den damals beliebten Science-Fiction-Magazinen. 1939 fand erstmals die Worldcon in New York statt, auf der sich Besucher einfanden, deren Kostüme dem britischen Science-Fiction-Film „Thinks to Come“ nachempfunden waren.
In den folgenden Jahrzehnten gründeten sich überall auf der Welt Kongresse und Kostümwettbewerbe, die sich zum Pilgerort verschiedenster Fandoms entwickelten. Während die Fans im 20. Jahrhundert vor allem Science-Fiction-Figuren verkörperten, ahmen sie heute am liebsten Protagonisten aus Animes oder Videospielen nach.
Viele Cosplayer bringen mit ihren aufwendigen Kostümen nicht nur ihre Liebe für bestimmte Figuren zum Ausdruck, sondern beweisen auch großes handwerkliches Geschick. Einige von ihnen haben sich in ihren Kreisen zu regelrechten Stars entwickelt, die in Reality-Shows auftreten oder eigene Marken herausbringen.
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