Bundesweit gingen am Wochenende tausende Menschen auf die Straßen, um gegen den Rechtsruck in Deutschland und Europa zu demonstrieren. Außerdem: Unbekannte griffen die Polizeiwache in Leipzig-Connewitz an und in Aschaffenburg fand eine Trauerfeier in Gedenken an die Opfer des Messerangriffs am vergangenen Mittwoch statt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende 25./26. Januar 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Angriff auf Polizeiposten in Connewitz

Am Freitagabend bzw. in der Nacht zum Samstag beschädigten bisher unbekannte Täter*innen die Fensterscheiben der Polizeiwache in der Wiedebachpassage in Leipzig-Connewitz. Sowohl in der Bornaischen- als auch in der Wolfgang-Heinze-Straße wurden außerdem Weihnachtsbäume, Absperrvorrichtungen und Warnbaken in Brand gesetzt. Laut Angaben der Polizei sollen bei der Aktion 50 bis 60 Personen beteiligt gewesen sein.

Verletzt wurde ersten Erkenntnissen nach niemand; zur Zeit des Angriffs befanden sich keine Personen in den Räumen der Polizeidienststelle. Wie hoch der entstandene Sachschaden ausfällt, konnte noch nicht beziffert werden. Die Behörde ermittelt nun wegen Landfriedensbruchs.

Erneute Blockade

Nur einen Tag später, am Samstagabend gegen 22.30 Uhr, stellte eine Gruppe unbekannter Personen einen leeren Baucontainer auf die Wolfgang-Heinze-Straße, wodurch auch das Gleis der Straßenbahn blockiert wurde. Nachdem Passanten den Container zur Seite geschoben hatten, räumte die Gruppe ihn erneut auf die Straße.

Schließlich wurde der Container nochmals zur Seite geschoben und von Einsatzkräften der Feuerwehr mit Wasser befüllt. In diesem Fall ermittelt die Polizei nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Verletzt wurde niemand.

Bundesweite Demos gegen Rechts

Zehntausende Menschen gingen am Samstag bundesweit im Protest gegen das Erstarken rechter Parteien auf die Straße. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin wurde mit einem „Lichtermeer“ aus Lampen und Lichterketten ein Zeichen gesetzt. In Köln beteiligten sich etwa 40.000 Menschen an einer Demonstration, in Aschaffenburg etwa 3000 Personen.

Währenddessen fanden sich in Halle (Saale) etwa 9000 Personen zusammen, um gegen eine Wahlkampfveranstaltung der AfD vor Ort zu demonstrieren. Zu der Veranstaltung in den hiesigen Messehallen waren sowohl AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel als auch ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla zugegen. Zugeschalten wurde außerdem Tesla-Milliardär Elon Musk, welcher der Partei seine Unterstützung zusagte.

Auch am Sonntag waren in mehreren deutschen Städten Demonstrationen gegen den Rechtsruck angemeldet – so unter anderem in Hamburg, Bielefeld und Freilassing.

Verfassungsfeindliche Parolen

Am Stannebeinplatz im Leipziger Stadtteil Schönefeld-Abtnaundorf war am gestrigen Samstagabend gegen 21 Uhr ein 33-jähriger Mann aufgefallen, welcher nach Angaben der Polizei mit verfassungsfeindlichen Gesten und Rufen mehrere andere Personen provozierte. Zwischen dem Mann und einer Gruppe von etwa zehn Jugendlichen kam es zur Auseinandersetzung. Der 33-Jährige erhielt einen Schlag an den Kopf mit einer Flasche und wurde verletzt.

Die Gruppe unbekannter Personen verschwand daraufhin. Als Polizeibeamte vor Ort eintrafen, wurden sie von dem Verletzten beleidigt. So ermitteln die Beamten nicht nur gegen Unbekannt wegen Körperverletzung, sondern auch gegen den Mann wegen Beleidigung sowie der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Grüner Bundesparteitag in Berlin

In der Bundeshauptstadt trafen sich heute Mitglieder von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN zur außerordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz. Im Rahmen der Sitzung wurde das Parteiprogramm für die Bundestagswahl beschlossen. Der Ton: kämpferisch. „Gerade in so schweren Zeiten haben wir die Verantwortung, nicht in Resignation zu verfallen, sondern den Rücken gerade zu machen und das auch von anderen zu verlangen“, so Grünen-Vorsitzender Felix Banaszak.

Ein wiederkehrendes Thema des Nachmittags: die Migrationspolitik. Nachdem CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz nach dem Messerangriff in Aschaffenburg ankündigte, in der kommenden Woche zwei Anträge in puncto Migrationspolitik und Innerer Sicherheit vorlegen zu wollen, appellierte man auf dem bündnisgrünen Parteitag an den Christdemokraten: „Herr Merz, stellen Sie klar, wo Sie, wo die Union steht!”

Robert Habeck äußerte sich auf der Konferenz noch eindringlicher – auch in Hinblick auf Aussagen Merz‘ zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD. „Nichts daran ist harmlos […] Man sollte das nicht als strategische Fehlleistung abtun”, so Habeck.

Gründachtag, Licht aus der Unterwelt und Karlhelga

Worüber die LZ berichtet hat:

Direktkandidaten im Wahlkreis Leipzig I: Katharina Subat (Die PARTEI)

Mitteldeutscher Gründachtag in der Alten Börse: Klimaanpassung mit grünen Dächern

Der Kreiswahlausschuss tagte: Die Direktkandidaten für Leipzig stehen fest

Licht aus der Unterwelt: Ein erzählerischer Versuch, die Ursachen des Trojanischen Krieges aufzudecken

Über Leben: Kulturbeutel lädt am 2. Februar zur Premiere ins Dachtheater ein

Geplante Oberschule in der Katzmannstraße: Verhindert der Garagenhof jetzt den Schulneubau?

Karlhelga – ein Jahr ist es her: Was die erfolgreiche Petition bewirkt hat

„null&void“ in der Schaubühne Lindenfels: Über Allianzen menschlicher und nicht-menschlicher Körper

Trauerfeier für Opfer in Aschaffenburg

Was am Wochenende außerdem passiert ist: Mit einem ökumenischen Gottesdienst wurde heute in Aschaffenburg der Opfer des Messerangriffs gedacht, welcher sich am vergangenen Mittwoch ereignete. Ein 28-jähriger Mann aus Afghanistan hatte am Vormittag eine Kindergartengruppe angegriffen. Ein zweijähriger Junge sowie ein Mann, welcher helfen wollte, kamen dabei ums Leben. Der 28-Jährige befindet sich inzwischen in einer psychiatrischen Einrichtung. Zu der Trauerfeier erschienen auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Gedenken an Opfer des Nazi-Regimes

Was morgen passieren wird: Am morgigen 27. Januar, wird der Opfer des Nationalsozialismus‘ gedacht. Der Gedenktag markiert die Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz, welche sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt. Die Stadt lädt zu mehreren Gedenkveranstaltungen ein, eine Übersicht des Programms findet sich hier.

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