Aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen wurde die Anfang November geplante Aufführung des Stücks „And Here I Am“ in Leipzig durch das Festival „euro scene“ abgesagt. Kriegsangst und persönliche Zuversicht prägen laut der neuesten Shell-Jugendstudie die Generation der aktuell 12- 25-Jährigen. Und: Die EU hat inhaltlich erste Beitrittsgespräche mit Albanien eröffnet. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 15. Oktober 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
euro-scene Leipzig: Theaterstück von Künstlern aus Westjordanland nach Kritik gecancelt
Die euro-scene Leipzig, ein seit 1991 bestehendes Festival, hat die für 6. und 7. November geplanten Aufführungen des Theaterstücks „And Here I Am“ nach massivem Druck abgesagt. Vorab schlug die Einladung der Künstlerinnen und Künstler aus Jenin im Westjordanland hohe Wellen.
Vor einer Woche hatte die Gruppe „Artists against Antisemitism“ schwere Vorwürfe gegen die Macher des Werks erhoben: „Das Stück richtet sich offen gegen die Völkerverständigung zwischen Israelis und Palästinenser*innen. Mit der Verharmlosung des Terrors des Palästinensischen Islamischen Djihad durch die Inszenierung bringt das euro scene Festival Propaganda für eine vom iranischen Regime massiv unterstützte Terrororganisation auf die Bühne“, heißt es in seinem Statement vom 8. Oktober.
Die Leitung der euro-scene erklärte jetzt, die Aufführung könne auch aufgrund eines geltenden Beschlusses der Ratsversammlung von 2019 nicht gezeigt werden. Zugleich wurde Bedauern geäußert, wie schnell das mehrere Jahre alte Stück verurteilt werde und dass man gern auf die Absage verzichtet hätte. Mehr Details hat unser Redakteur Ralf Julke zusammengetragen.
Shell-Jugendstudie: Zukunftsvertrauen trotz Angst vor Krieg und Krisen
Der Nahostkonflikt und der seit 2022 großflächig tobende Krieg Russlands gegen die Ukraine waren auch ein Befragungsgegenstand der neuesten Jugendstudie von Shell, welche der Energiekonzern schon seit 1953 regelmäßig durchführt. Die inzwischen 19. Ausgabe trägt den Titel „Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“ und zeichnet ein differenziertes Bild der Kinder, Jugendlichen und Jungerwachsenen zwischen 12 und 25 in Deutschland.
Zu den zentralen Befunden der Studie zählt die sprunghaft angestiegene Angst vor einem Krieg in Europa, die von 81 Prozent geteilt wird (2019: 46 Prozent). Auch die wirtschaftliche Situation und Angst vor steigender Armut (67 Prozent) rangieren weit vorn, ebenso Klimawandel, Umweltfragen und steigende Feindseligkeit unter den Menschen.
Allerdings gehen die Ängste vor dem Hintergrund globaler Krisen durchaus mit persönlichem Optimismus einher: „Die große Mehrheit der Jugendlichen (Altersgruppe 15 bis 25 Jahren) steht positiv zu Staat und Gesellschaft und sieht für sich große Zukunftschancen. Das für den deutschen Sozialstaat zentrale Leistungs- und Gerechtigkeitsversprechen sowie das Vertrauen in den Fortschritt sind aus ihrer Sicht weitestgehend intakt“, heißt es.
Mehr als ¾ teilten die Auffassung, wonach das Land genug Möglichkeiten biete, Lebensziele und Zukunftspläne umsetzen zu können. Dafür spricht auch, dass die Sorge davor, keinen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz zu finden, mit 35 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht. Zugleich ist mit 51 Prozent ein starker Zuwachs junger Menschen zu verzeichnen, der angibt, sich aktiv über politisches Geschehen informieren (2019: 36 Prozent). Nach Angaben von Shell wurden insgesamt 2.509 Personen für die in Auftrag gegebene Studie befragt.
Beitrittsverhandlungen mit der EU: „Go West“ für Albanien?
In Luxemburg begannen heute, zwei Jahre nach Gesprächsbeginn, inhaltliche Verhandlungen über einen möglichen EU-Beitritt Albaniens. Premierminister Edi Rama (60) will dieses Ziel nach eigener Aussage bis 2030 erreichen. Der Balkanstaat ist bereits seit 2009 NATO-Mitglied und hatte im selben Jahr auch den Beitritt zur EU beantragt, seit zehn Jahren ist er offiziell Kandidat.
Eine erste Konferenz gab es im Juli 2022, zunächst hatte die EU einen Erfolg jedoch von Fortschritten bei den Verhandlungen mit Nordmazedonien abhängig gemacht. Da es hier seit 2022 kaum mehr Bewegung gab, wurde diese Praxis inzwischen aufgegeben.
Regierungschef Rama betonte am Dienstag, die EU könne den Westbalkan gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs ebenso gebrauchen, wie Albanien von der EU profitieren könne. Er hatte sich nach Russlands Überfall deutlich zugunsten der Ukraine positioniert und fiel sogar schon damit auf, dass er Putin mit einem zynischen Witz in aller Öffentlichkeit verhöhnte. Als besonders „dicke Bretter“ vor einer EU-Mitgliedschaft Albaniens gelten jedoch die organisierte Kriminalität und verbreitete Korruption im Land.
Worüber die LZ heute berichtet hat:
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Was sonst noch wichtig war:
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Der Bahnverkehr um Zittau ist wegen Vandalismus gestört.
Deutschland soll 2018 laut Gericht zu Unrecht einen Syrer nach Griechenland abgeschoben haben.
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Und nochmal Albanien: Italien hat mit der Überstellung erster Migranten in umstrittene Lager auf albanischem Territorium begonnen.
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