Erstmals in der Geschichte der Leipziger Messe kam es heute zu einem Warnstreik von Mitarbeitern. Damit soll der Druck in den laufenden Tarifverhandlungen erhรถht werden. Und: Vier Tage nach dem mutmaรlich islamistisch motivierten Messerangriff mit drei Todesopfern in Solingen traf sich Oppositionsfรผhrer Friedrich Merz mit Kanzler Scholz zum Gesprรคch. Es geht um eine mรถgliche Kooperation zwischen SPD und CDU/CSU in der Migrationspolitik. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 27. August 2024, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Warnstreik: Leipziger Messe-Beschรคftigte legen die Arbeit vorรผbergehend nieder
Etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Messe kamen seit heute Morgen nach Angaben der Gewerkschaft ver.di zu einem Warnstreik zusammen. 650 Euro mehr Lohn ab 1. Juli 2024 und ein Urlaubsgeld in Hรถhe eines Monatsgehalts fรผr die Beschรคftigten sind zentrale Forderungen der Gewerkschaft, welche zur heutigen Arbeitsniederlegung unter dem Motto โUnsere Messe liebt uns nichtโ aufgerufen hatte.
โIn den ersten beiden Verhandlungsrunden zum Entgelttarifvertrag hat der Arbeitgeber kein fรผr die Angestellten der Leipziger Messe GmbH akzeptables Angebot unterbreitet. Ein von der Tarifkommission vorgeschlagenes Kompromissangebot wurde von der Arbeitgeberseite zurรผckgewiesenโ, teilte ver.di vorab mit. Die nรคchste Verhandlungsrunde soll am 3. September stattfinden.
Erst seit zwei Jahren hat die Leipziger Messe einen Tarifvertrag, dieser war zum 30. Juni 2024 durch ver.di gekรผndigt worden und soll jetzt erstmalig nachverhandelt werden.
Messe-Geschรคftsfรผhrer weisen Forderungen zurรผck
Der zustรคndige Verhandlungsfรผhrer und ver.di-Fachbereichsleiter Paul Schmidt mahnte angesichts der gestiegenen Preise in den letzten Jahren ein deutliches Lohnplus fรผr die Beschรคftigten an, die Gesellschafter mรผssten die Mittel dafรผr bereitstellen.
Die Geschรคftsfรผhrung der Leipziger Messe hat die Forderungen von ver.di dagegen als nicht umsetzbar kritisiert, man habe in den ersten Verhandlungen schon ein gutes Angebot unterbreitet, erklรคrten die Geschรคftsfรผhrer Martin Buhl-Wagner und Markus Geisenberger. Zudem wurde der Warnstreik als โunnรถtigโ bezeichnet. Die Gewerkschaft wurde aufgefordert, sich zur nรคchsten Verhandlungsrunde kompromissbereit zu zeigen und zu konstruktiven Verhandlungen zum Haustarifvertrag zurรผckzukehren.
Merz bietet Kooperation an: โDem Bundeskanzler entgleitet das eigene Landโ
Vier Tage nach dem Messerangriff von Solingen mit drei Todesopfern und acht Verletzten kam Oppositionsfรผhrer Friedrich Merz (68) am Dienstagmorgen im Berliner Kanzleramt mit dessen Hausherrn Olaf Scholz (66, SPD) zusammen. In der etwa einstรผndigen Unterredung habe er dem Kanzler die Hand fรผr eine Zusammenarbeit gereicht, um gemeinsam mit der SPD eine Reduzierung der irregulรคren Migration nach Deutschland zu erreichen, so der CDU-Chef im Anschluss an das Treffen.
Die Union stehe bereit, das Problem gemeinsam mit Sozialdemokraten anzugehen, ohne im Zweifel auf die in der Ampel-Koalition mitregierenden Liberalen und Grรผnen Rรผcksicht nehmen zu mรผssen, hieร es auf einer Pressekonferenz von Merz am Nachmittag. Er habe dem Kanzler klar kommuniziert, dass er das Vertrauen verliere und ihm das Land entgleite.
Scholz habe sich fรผr eine Kooperation prinzipiell offen gezeigt, was er selbst bei einem Wahlkampfauftritt in Jena bekrรคftigte. Der Termin zum Gesprรคch zwischen Scholz und Merz stand schon seit mehreren Wochen fest, wurde jetzt jedoch von den Geschehnissen in Solingen vom letzten Freitag bestimmt.
Merz fรผr massive Verschรคrfung der Migrationspolitik
Ein 26-jรคhriger Syrer, der Ende 2022 nach Deutschland gekommen war, hatte nach aktuellem Kenntnisstand auf dem Stadtfest spontan und wahllos Menschen mit einem Messer attackiert, drei verloren ihr Leben. Der โIslamische Staatโ (IS) hat die brutale Tat fรผr sich beansprucht, die Bundesanwaltschaft hat das Verfahren gegen den inhaftierten, mutmaรlichen Tรคter รผbernommen.
Debattiert wird nun wieder รผber eine Verschรคrfung der Asyl- und Migrationspolitik, wobei es laut Merz kein Tabu gรคbe. So stรผnden jetzt unter anderem รnderungen im Aufenthaltsrecht, mehr Kompetenzen fรผr die Polizei, Abschiebungen auch nach Syrien und Afghanistan, eine mรถgliche Grundgesetzรคnderung sowie Zurรผckweisungen an der deutschen Staatsgrenze zur Diskussion. Die Bundesrepublik habe auch die Option, innerhalb der EU eine โnationale Notlageโ zu erklรคren, um Menschen an der Grenze zurรผckzuschicken.
Laut Dublin-Verordnungen muss ein Asylantrag im ersten EU-Land gestellt werden, das geflรผchtete Menschen betreten, was in der Regel nicht Deutschland ist. Praktisch gilt dieses System jedoch seit Jahren als ausgehรถhlt und dysfunktional.
Worรผber die LZ heute berichtet hat:
รberm Schreibtisch links โ Der Mythos der Spaltung (Teil 2)
14 Jahre Haft: Landgericht fรคllt Urteil nach Totschlag beim Eutritzscher Fuรballabend
Der Stadtrat tagte: Grรผnen-Antrag zum Artenschutz in Leipzig wird eingedampft + Video
Der Stadtrat tagte: Die CDU entdeckt ihr Herz fรผr die wassersensible Stadt + Video
Zwischen den Wahlperioden des Stadtrats: Feedback zur Arbeit des Stadtrats vom Stadtjugendring
Leipziger Forschung: Neues Buch รผber ostdeutsche Identitรคten erschienen
Was sonst noch wichtig war:
Die Leipziger Polizei hat nach einem sexuellen รbergriff gegen eine 27-Jรคhrige am Kulkwitzer See, der sich Sonntagabend ereignet haben soll, einen Zeugenaufruf gestartet.
Das Landgericht Zwickau begann mit der Verhandlung einer Zivilklage: Es geht um 25.000 Euro Schmerzensgeld, die ein Fuรball-Schiedsrichter fordert, nachdem ihm Bier ins Gesicht geschรผttet worden war.
Fast elf Monate nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten mit weit รผber 1.000 Toten und รผber 250 Entfรผhrungsopfern am 7. Oktober 2023 hat Israels Militรคr nach eigenen Angaben eine weitere Geisel im Sรผden des Gazastreifens befreit.
Der ukrainische Prรคsident Selenskyj gab den erfolgreichen Test einer Rakete aus Eigenbau bekannt. Die Ukraine wird seit 24. Februar 2022 groรflรคchig durch Russland angegriffen und bekommt zur Verteidigung im Krieg auch Waffen aus dem Westen geliefert. Oft wurde diese Militรคrhilfe von der Ukraine aber fรผr unzureichend erachtet, um sich gegen Russlands Streitmacht zu wehren.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher