Ein 24-Jähriger hat eine Informationstafel vor dem Leipziger Ariowitsch-Haus zerstört. Außerdem wurden erneut Neonazi-Symbole und -parolen auf dem Simsontreff Zwickau dokumentiert und in einem Hort in Pirna haben Kinder mit Bausteinen Hakenkreuze gelegt. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 24. Juli 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Anzeigetafel am Ariowitsch-Haus beschädigt

Ein 24-jähriger Mann hat am Dienstagabend eine Anzeigetafel vor dem Ariowitsch-Haus in Leipzig Zentrum-Nordwest beschädigt. Das Gebäude in der Hinrichsenstraße ist ein Begegnungszentrum für jüdische Kultur. Nach Angaben der Polizei beobachteten zwei Polizeibeamte am späten Dienstagabend gegen 22:45 Uhr, wie der 24-Jährige mit der Faust gegen die Glasscheibe der Informationstafel schlug. Die Scheibe ging dabei zu Bruch.

Als die Polizisten den Mann daraufhin stellten, gab er laut Polizei an, Drogen konsumiert zu haben. Sowohl ein Drogen- als auch ein Atemalkoholtest fielen jedoch negativ aus. Der Beschuldigte ist afghanischer Staatsbürger. Auf die Frage nach einer möglichen politischen Tatmotivation konnte die Polizei gegenüber der LZ am Mittwochabend keine Angaben machen.

Gegen den Mann wird wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Erneut rechtsextreme Vorfälle auf dem Simsontreff Zwickau

Neonazi-Symbole und rassistische Parolen sind in Teilen Sachsens Normalität. Jahr für Jahr wird dokumentiert, wie wohl sich Rechtsextreme beispielsweise auf Festivals fühlen und ihre Weltanschauung dementsprechend offen zeigen – weil ihnen oft niemand widerspricht.

Recherchen des MDR und der taz zeigen das Problem nun erneut, diesmal am Beispiel des Simsontreffs in Zwickau, das am Wochenende auf dem Zwickauer Flugplatz stattfand. Das bundesweit größte „Simme“-Treffen geriet bereits im vergangenen Jahr in die Kritik, nachdem dort unter anderem „Sieg Heil“-Rufe skandiert und Hakenkreuze gezeigt wurden.

Der Veranstalter distanzierte sich damals von rechtsextremem Gedankengut und kündigte an, Leute mit Neonazi-Symbolen konsequent von seinem Festivalgelände zu werfen.

Viel geändert hat sich offenbar nicht. MDR und taz dokumentierten am Wochenende erneut zahlreiche rechtsextreme Entgleisungen: SS-Runen auf einer Warnweste, sogenannte Hitlergrüße unterm Party-Pavillon, Schwarze Sonnen auf T-Shirts und eindeutig rassistische Parolen, an denen sich weder das Sicherheitspersonal noch andere Festivalgäste zu stören schienen.

Der MDR-Reporter, der am Wochenende undercover auf dem Simsontreff Zwickau unterwegs war, schreibt dazu: „Ich entdecke zu viel auf dem Gelände, als dass alles ‚übersehen‘ worden sein kann.“

Hortkinder in Pirna legen mit Bausteinen Hakenkreuze

Passend zum Thema: In einem Grundschulhort in Pirna sollen Kinder mit Bausteinen und Kieselsteinen Hakenkreuze gelegt haben. Außerdem sollen die Kinder – genau wie Besucher*innen des Simsontreffs in Zwickau – die rassistische Parole „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ auf die Melodie des Liedes „L’Amour toujours“ von DJ D’Agostino in einem Gruppenraum des Hortes gesungen haben. Die bereits in den 90ern unter Nazis beliebte Parole erlebte in diesem Sommer ein bundesweites Comeback.

Die Vorfälle haben sich bereits Anfang Juli – während der Ferienbetreuung in den Sommerferien – zugetragen.

Polizei sucht nach 25-Jährigem aus Stötteritz

Die Leipziger Polizei bittet die Öffentlichkeit bei der Suche nach einem 25-Jährigen aus Stötteritz um Mithilfe. Krikor A. wurde am 20. Juli als vermisst gemeldet wurde. Bekannte hatten ihn nach Angaben der Polizei das letzte Mal bei einer Kirchgemeinde in der Dresdner Straße gesehen. Am 19. Juli bestand laut Polizei noch einmal telefonischer Kontakt zu seiner Familie, seitdem gibt es keine Hinweise auf mögliche Aufenthaltsorte des Gesuchten.

Da die Polizei den jungen Mann bisher nicht ausfindig machen konnte und eine Eigengefährdung nicht ausschließen kann, wendet sie sich nun an die Öffentlichkeit. Die Polizei beschreibt Krikor A. wiefolgt: 1,75 bis 1,85 Meter groß, kräftige Gestalt, schwarze kurze glatte Haare in Form eines Igelschnittes, Vollbart und braune Augen. Er spricht Deutsch mit Akzent und hatte, als er zuletzt gesehen wurde, einen Rucksack dabei. Sein scheinbares Alter gibt die Polizei mit 26 Jahren an.

Ein Foto des Vermissten kann auf der Website der Polizei angesehen werden.

Der Vermisste wohnt in der Sommerfelder Straße im Leipziger Stadtteil Stötteritz.

Wer seit dem 15. Juli mit Krikor A. Kontakt hatte, ihn gesehen hat oder weiß, wo er sich aufhalten könnte, wird gebeten, sich beim Polizeirevier Leipzig-Zentrum in der Dimitroffstraße 1 zu melden, Tel. (0341) 966-34299.

Bundesweite Razzia: Innenministerium verbietet „Islamisches Zentrum Hamburg“

Das Bundesinnenministerium hat den schiitischen Verein „Islamisches Zentrum Hamburg“ (IZH) verboten, der seit Jahrzehnten vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Im Zuge des Verbots durchsuchte die Polizei heute bundesweit mehrere Moscheen und weitere Objekte, darunter die Blaue Moschee in Hamburg.

Insgesamt wurden 53 Objekte in Hamburg, Bremen, Berlin, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern durchsucht. Ziel der Razzia war es, Vermögen und Beweismittel zu beschlagnahmen.

Laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist das IZH eine islamistische Organisation, die sich gegen die deutsche Verfassung richte. Der Zweck und die Tätigkeiten des IZH seien nicht mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland zu vereinen. Das IZH propagiere eine islamistische, totalitäre Ideologie, die sich „gegen die Menschenwürde, gegen Frauenrechte, gegen eine unabhängige Justiz und gegen unseren demokratischen Staat“ wende.

Zudem verbreite das IZH „aggressiven Antisemitismus“ und fördere Bestrebungen im Ausland, „deren Ziele oder Mittel mit den Grundwerten einer die Würde des Menschen achtenden staatlichen Ordnung unvereinbar sind“ – gemeint ist die Hisbollah.

Bereits im November waren die Sicherheitsbehörden mit einer Razzia gegen das IZH vorgegangen. Das damals beschlagnahmte Material habe dazu geführt, dass nun ein Verbot ausgesprochen wurde, so das Innenministerium.

Mit dem Verbot, das bereits am 26. Juni erteilt wurde, gilt das IZH und seine Teilorganisationen als aufgelöst. Zu den Unterorganisationen zählen die Behörden die „Islamische Akademie Deutschland e.V.“, den „Verein der Förderer einer iranischen-islamischen Moschee in Hamburg e.V.“, das „Zentrum der Islamischen Kultur e.V.“ in Frankfurt, die „Islamische Vereinigung Bayern e.V.“ in München (IVB) und das „Islamische Zentrum Berlin e.V.“.

Außerdem wurde die Website des Vereins offline genommen und vier vom IZH und seinen Teilorganisationen betriebene Moscheen geschlossen. Es ist fortan verboten, Symbole des IZH und seiner Teilorganisationen zu verbreiten.

Worüber die LZ heute außerdem berichtet hat:

Leipziger Forschungsergebnis: Mangel von Sauerstoff und Glukose löst Rheuma aus

Finale Planungen für das Wasserstoff-Kernnetz: Der ONTRAS-Start in Mitteldeutschland rückt näher

Kommentar: Dirk Neubauer und das Demokratiedefizit

Worüber LZ TV heute berichtet hat:

Was heute noch wichtig war: Der Sächsische Literaturpreis geht in diesem Jahr an die Leipziger Schriftstellerin Angela Krauß. Die Jury bescheinigt der Dichterin „funkelndes Sprachvermögen und philosophische Reflexion“.

Krauß wurde 1950 in Chemnitz geboren und studierte 1976 bis 1979 am Literaturinstitut in Leipzig, wo sie seit 1980 als freie Schriftstellerin lebt und arbeitet. Sie ist Mitglied des PEN Deutschland, der Sächsischen Akademie der Künste, der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz sowie der Akademie der Künste Berlin.

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