Der am Dienstag in einem Waldstück bei Döbeln gefundene Leichnam konnte dem vermissten Mädchen zugeordnet werden. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Döbeln hat als Reaktion auf die schrecklichen Nachrichten das Stadtfest abgesagt. Außerdem tun sich nach den Wahlen in vielen Kommunen Fragen bezüglich der Positionierung des Bündnisses Sahra Wagenknecht auf, so auch in Leipzig. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 12. Juni 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Neunjährige Valeriia aus Döbeln wurde getötet

Nun gibt es traurige Gewissheit: Bei der Leiche, die am Dienstagnachmittag in einem Waldstück bei Döbeln (Landkreis Mittelsachsen) gefunden wurde, handelt es sich um das vermisste neunjährige Mädchen Valeriia. Das Kind war zuletzt am Morgen des 3. Juni gesehen worden, als es sich auf den Weg in die Schule machte – dort kam es aber nie an.

Die Polizei geht nach der Obduktion des Leichnams in der Rechtsmedizin des Leipziger Uniklinikums davon aus, dass Valeriia Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt es laut Polizei keine.

Die Polizei erklärte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Chemnitz, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort sei. Der Leichnam wurde am Dienstag gegen 14:30 Uhr in schwer zugänglichem Unterholz in einem Waldgebiet zwischen dem Roßweiner Ortsteil Mahlitzsch und dem Döbelner Ortsteil Hermsdorf entdeckt.

Tatverdächtige gibt es bisher nicht. Die Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Chemnitz, Ingrid Burghart, sagte heute auf der Pressekonferenz, dass der Fokus der Ermittlungen derzeit „auf dem sozialen Nahbereich der Familie“ liege.

Psychologische Betreuung für Mutter und Grundschule

Die Mutter des getöteten Kindes wird derweil von der Polizei und der Opferhilfe psychologisch betreut. Auch an Valeriias Grundschule standen den Lehrkräften und Schüler*innen heute mehrere Psycholog*innen zur Verfügung. Voraussichtlich wird dieses Angebot am Donnerstag fortgeführt.

Am Tag von Valeriias Verschwinden hatte die Schule entgegen den Vorschriften das Fehlen des Mädchens nicht gemeldet, weshalb sich die Mutter erst am Nachmittag auf die Suche nach dem Kind machte, nachdem es nicht nach Hause gekommen war. Am Abend des 3. Juni informierte die Mutter schließlich die Polizei.

Die Opferbeauftragte der sächsischen Regierung, Iris Kloppich, bedankte sich heute für die große Anteilnahme und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sowie bei allen Einsatzkräften. „Unser Mitgefühl ist bei Valerias Familie und allen Menschen, die ihr nahestanden“, so Kloppich. „Wir stehen in diesen dunklen Stunden fest an ihrer Seite.“

„Valeriia kam mit ihrer Mutter zu uns, um Schutz vor Krieg und Gewalt zu finden. Nunmehr müssen wir akzeptieren, dass Valeriia Opfer einer Gewalttat geworden ist“, erklärte Kloppich weiter. Valeriias Familie kam 2022 auf der Flucht vor Putins Angriffskrieg aus der Ukraine nach Deutschland.

„Döbeln ist erschüttert“: Döbeln sagt Stadtfest ab

Die Stadt Döbeln befindet sich bereits seit Beginn der Suche nach dem Kind im Ausnahmezustand, die Anteilnahme ist groß. Zeitweise bildeten Anwohner*innen private Suchtrupps, um die Polizei bei der Flächensuche zu unterstützen.

Kurz nachdem die Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft heute beendet wurde, gab Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) die Absage des Döbelner Stadtfestes bekannt, das am Wochenende stattfinden sollte. „Wir alle sind sehr betroffen und schockiert über den Tod von Valeriia“, sagte Liebhauser in einer Videobotschaft, die in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde.

„Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, die jetzt ganz viel Kraft braucht“, so Liebhauser weiter. „Döbeln ist erschüttert. Viele Bürgerinnen und Bürger möchten jetzt nicht feiern, das haben sie mir durch viele persönliche und emotionale Gespräche klar zum Ausdruck gebracht.“ Auch er persönlich sei dieser Meinung. Liebhauser bittet die Stadtgemeinschaft um Verständnis, dass das Stadtfest in diesem Jahr nicht stattfinden wird.

Am Freitag (14. Juni) soll 18 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung auf dem Obermarkt in Döbeln Raum für Trauer und Anteilnahme bieten. Am Sonntag soll, ebenfalls auf dem Obermarkt, 10 Uhr ein Trauergottesdienst stattfinden.

Werden BSW und AfD auch in Leipzig zusammenarbeiten?

Seit den Europa- und Kommunalwahlen am Sonntag wird bundesweit darüber diskutiert, wie sich das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei bestimmten politischen Fragen verhalten wird.

Eines der kontroversen Themen ist die Zusammenarbeit mit der AfD in den kommunalen Parlamenten. Zumindest im Saarland schließt das BSW nicht aus, für von der AfD eingebrachte Anträge zu stimmen, sollte es sich um Anträge handeln, „bei denen die Bürger nicht verstehen würden, wenn das BSW dagegen stimme“, so die BSW-Co-Landesvorsitzende Astrid Schramm. Das berichtete der Saarländische Rundfunk (SR).

Über ein tatsächliches Zusammenarbeiten müssten aber die Mitglieder vor Ort entscheiden, so Schramm gegenüber dem SR. Koalitionen zwischen BSW und AfD schließt die saarländische BSW-Co-Chefin allerdings mit Verweis auf den „rechtsextremistischen Flügel“ der AfD aus.

Auch in Leipzig, wo das BSW aus dem Stand sieben Sitze in der Ratsversammlung und somit Fraktionsstärke erreichte, schweben noch einige Fragezeichen im Raum, da viele der Gewählten der Öffentlichkeit bisher eher unbekannt sind. Dabei könnte die ideologische Ausrichtung der zukünftigen BSW-Stadträte – beispielsweise bei den Themen Wohnen und Verkehr – für bestimmte Beschlüsse entscheidend sein, da es im neuen Stadtrat die traditionelle Rot-Grün-Rot-Mehrheit aus Linkspartei, Grünen und SPD nicht mehr geben wird.

Gemeinsam mit der BSW-Fraktion allerdings würden Linke, Grüne und SPD eine Mehrheit bilden können: Im künftigen Stadtrat, der 70 Sitze umfasst, kommen Linkspartei, Grüne, SPD und BSW laut vorläufigem Endergebnis gemeinsam auf 38 Sitze.

Nicht nur im Leipziger Stadtrat wird Sahra Wagenknechts Partei künftig mitmischen. Auch beispielsweise in Dresden und Chemnitz gelang dem BSW der Einzug in das Stadtparlament – in Chemnitz wurde das Bündnis gar drittstärkste Kraft. Dort wird die Ratsversammlung aufgrund des BSW-Erfolgs künftig dauerhaft aus einem Sitz weniger bestehen. Grund dafür: Das BSW hatte gar nicht so viele Kandidat*innen aufgestellt, wie ihm laut Wahlergebnis nun Plätze zustehen.

Bei der Europawahl erhielt das BSW in Sachsen laut vorläufigem Endergebnis 12,6 Prozent der Stimmen.

Nach Pandemie: Zufriedenheit der Leipziger*innen stabilisiert sich wieder

Die Leipziger*innen sind wieder durchgehend zufriedener als während und kurz nach der Corona-Pandemie. Durch die Pandemie hatte die Zufriedenheit der Leipziger*innen messbar abgenommen, zumindest laut der Kommunalen Bürgerumfrage, die jährlich von der Stadt veröffentlicht wird.

Wie dem Vorabbericht für das Jahr 2023 zu entnehmen ist, sind 70 Prozent der Leipziger Bürger*innen mit ihrem Leben mittlerweile wieder „zufrieden bis sehr zufrieden“. Das entspricht dem Vorjahresniveau. Auf die Frage, ob sie optimistisch in die Zukunft blicken würden, antworteten sogar mehr Teilnehmer*innen mit „ja“ als noch bei der Umfrage 2022 (Steigerung um zwei Prozentpunkte von 56 auf 58 Prozent).

Auch ihre persönliche wirtschaftliche Situation schätzen die Befragten um zwei Prozentpunkte besser ein als noch im Vorjahr (2022: 50 Prozent): 52 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen bewertet die eigene wirtschaftliche Lage inzwischen als „gut“ beziehungsweise „sehr gut“.

Das individuelle monatliche Nettoeinkommen der Befragten ist durchschnittlich um 110 Euro gestiegen und liegt aktuell bei rund 1.730 Euro. Im vergangenen Befragungszeitraum hatte sich dieser Wert nur um 30 Euro erhöht – vor dem Hintergrund einer bereits starken Inflation.

Für die Kommunale Bürgerumfrage hat das Amt für Statistik und Wahlen zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 insgesamt 25.000 Leipziger*innen kontaktiert und nach ihren Meinungen und Bewertungen zu unterschiedlichen Themen gefragt. Auch Angaben zur soziodemografischen sowie ihrer ökonomischen Situation wurden laut der Stadtverwaltung erfasst. 8.261 Fragebögen kamen zurück und konnten ausgewertet werden. Das entspricht nach Angaben der Stadt einer bereinigten Ausschöpfungsquote von 35 Prozent.

Worüber die LZ berichtet hat:

Jürgen Kasek gewinnt Berufungsprozess: Grünen-Politiker nach strittigem Tweet freigesprochen

Wer bei der Stadtratswahl die meisten Stimmen geholt hat

Jahresbilanz 2023 für die Wasserwerke: Die Leipziger sparen wieder beim Wasser

Eine Leipziger Reise nach Cupertino: Zusammenarbeit mit Apple bei Software für 3D-Datenbrillen vereinbart

Was sonst noch wichtig war: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat heute im Landtag eine Regierungserklärung abgegeben. In seiner etwa 45-minütigen Rede, die Kretschmer unter dem Motto „Vorangehen – Für ein starkes und stabiles Sachsen“ angekündigt hatte, warb Sachsens Regierungschef für mehr Respekt und sozialen Zusammenhalt und verlangte gleichzeitig eine härtere Migrationspolitik von der Ampel.

Für das schlechte Wahlergebnis der sächsischen Regierungsparteien (CDU: 21,8 Prozent, SPD: 6,9 Prozent, Grüne: 5,9 Prozent) bei der Europawahl am Sonntag in Sachsen machte Kretschmer die Bundesregierung verantwortlich. Die Rede des Ministerpräsidenten kann in voller Länge auf Facebook angehört werden.

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