Deutschland hat den ESC nicht gewonnen, Israel auch nicht und auch die disqualifizierten Niederlande hatten keine Chance – stattdessen durfte sich die Schweiz über den Sieg freuen. Zum ersten Mal gewann eine Person, die sich selbst als nichtbinär identifiziert. Außerdem: Die Nächte über Leipzig zeigen sich dank der Polarlichter sehr farbenfroh und in Paunsdorf gab es eine Lesung, die sichtbar Wirkung bei lokalen Neonazis zeigte. Und: Bundesligist RB Leipzig trennte sich im letzten Saison-Heimspiel remis. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 11./12. Mai 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Es war das große Thema am Wochenende: der Eurovision Song Contest mit all seinen politischen Begleiterscheinungen. Nemo, nichtbinäre*r Musiker*in, hat für die Schweiz gewonnen, gefolgt von den Beiträgen aus Kroatien, der Ukraine, Frankreich und Israel. Der deutsche Beitrag von Isaak landete auf dem 12. Platz und holte ein Vielfaches der Punkte im Vergleich zu vergangenen Jahrgängen.

Rund um die Veranstaltung gab es Protest, bereits im Vorfeld, aber auch am selben Abend. Tausende waren in der schwedischen Gastgeberstadt Malmö auf die Straße gegangen, um gegen die Teilnahme Israels zu protestieren. Vielfach wurde argumentiert, dass Israel genau wie Russland disqualifiziert gehöre, ungeachtet der Tatsache, dass Israel keinen Angriffskrieg führt, sondern eine – fragwürdige – Reaktion auf ein Massaker zeigt.

Unter den Protestierenden am Samstagabend befand sich auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die sich schon früher mit den Palästinenser*innen solidarisiert hatte und Israel einen Völkermord vorwirft. Sie wurde von der Polizei abgeführt, genau wie andere Demonstrierende. Diese sollen unter anderem Besucher*innen am Einlass bedrängt haben.

Für Schlagzeilen sorgte auch die Disqualifikation von Joost, der für die Niederlande antreten sollte. Die genauen Gründe sind immer noch unklar. Eine Mitarbeiterin einer Produktionsfirma hatte Anzeige gegen ihn erstattet. In verschiedenen Medienberichten hieß es, dass es um eine Drohung gehen soll.

Die israelische Sängerin Eden Golan wurde während ihres Auftritts mit Buh-Rufen bedacht. Besser meinten es die TV-Zuschauer*innen weltweit. Israel erhielt beim sogenannten Televoting 323 Punkte – nur Kroatien bekam mehr. Beim Jury-Voting war Israel nur auf dem 12. Platz gelandet. Aus Deutschland gab es für Israel die vollen zwölf Punkte des Publikums.

Polarlichter

Deutlich harmonischer war das, was man in den vergangenen Nächten am Himmel über Leipzig beobachten konnte: Polarlichter. Wer es nicht selbst beobachten konnte, findet hier ein paar Impressionen von uns:

Politisch wurde es aber auch am Wochenende in Leipzig. Der Autor Jakob Springfeld veranstaltete in Paunsdorf eine Lesung aus seinem Buch „Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts“. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Im Leipziger Osten hat die neonazistische Kleinstpartei „Der 3. Weg“ zuletzt ihre Aktivitäten verstärkt. Laut antifaschistischer Recherche soll sie beispielsweise immer wieder Sportplätze in der Gegend nutzen, um zu trainieren.

Von der geplanten Veranstaltung mit Springfeld hatten die Neonazis auf jeden Fall Notiz genommen. Sie klebten zahlreiche Plakate an den Veranstaltungsort. Unter anderem die „Omas gegen Rechts“ kümmerten sich heute darum. Die Plakate vom „3. Weg“ wurden teilweise überklebt, teilweise abgekratzt. Besondere Vorkommnisse rund um die Veranstaltung wurden nicht bekannt.

RB Leipzig verabschiedet sich mit Remis

Beim letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison reichte es für RB Leipzig gegen den SV Werder Bremen nur zu einem 1:1-Unentschieden. Am Samstag waren die Rasenballer durch ein Eigentor von Nicolas Seiwald (35.) gegen mutig aufspielende Hanseaten sogar in Rückstand geraten. Doch nach einer reichlichen Stunde glich Benjamin Sesko (61.) für die Gastgeber aus.

Damit steht bereits vor dem abschließenden Spieltag fest, dass das Team von Trainer Marco Rose die diesjährige Saison auf dem 4. Tabellenplatz beenden wird. Die neuerliche Champions League-Qualifikation war ja sowieso schon in trockenen Tüchern.

Vor dem Bremen-Spiel waren nach Angaben der Polizei rund 3.000 RB-Anhänger vom Marktplatz aus zum Stadion marschiert. Dadurch war über längere Zeit die Jahnallee als Zufahrtsstraße zum Stadion komplett blockiert.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

über ein junges Podium für die Europawahl,

über Erkenntnisse zur gekürzten AfD-Liste bei der Landtagswahl 2019 und

über eine Bushaltestelle fürs Sportbad an der Elster.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Mehr als 1.000 Menschen haben am Wochenende gegen die Tesla-Fabrik bei Berlin protestiert. Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, war es die Polizei, die zeitweise für Eskalation sorgte, indem sie in die Demomenge stürmte. Offenbar hatte sie sich daran gestört, dass manche Teilnehmer*innen Hygienemasken trugen.

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