Der Prozess um einen schockierenden „Fesselmord“ am Lindenauer Hafen begann heute mit einem Geständnis des Angeklagten. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron besuchte Dresden. Und: Israel gerät nach dem Beschuss eines Zeltlagers für Geflüchtete im südlichen Gazastreifen, der offenbar viele Zivilisten das Leben kostete, immer stärker unter Druck. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 27. Mai 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Prozess um Mord in alter Ruine startet mit Geständnis
Zehn Monate nach dem Auffinden einer Männerleiche im Keller eines ehemaligen Getreidespeichers am Lindenauer Hafen steht seit heute ein junger Mann aus dem Bekanntenkreis des Verstorbenen vor dem Landgericht Leipzig: Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20 Jahre alten Kevin R. vor, seinen fünf Jahre älteren Bekannten Daniel P. am Abend des 28. Juni 2023 unter dem Vorwand eines sexuellen Abenteuers in die Ruine gelockt, dort gefesselt, geknebelt und in einen Wasserschacht gestoßen zu haben. Anschließend habe er unter anderem die EC-Karte des Opfers an sich genommen und später 550 Euro abgehoben.
Zum heutigen Prozessauftakt ließ Kevin R. über seinen Verteidiger eine Erklärung abgeben, wonach der äußere Tatablauf weitgehend zutreffe. Demnach sei die Vorbeziehung der jungen Männer kompliziert gewesen und sein Mandant habe den Getöteten im Streit um Geld zur Rede stellen wollen, so der Anwalt des Verdächtigen. Vor Ort sei die Lage dann eskaliert und das gefesselte Opfer durch ein gestelltes Bein in das Wasserbecken gefallen.
Die Leipziger Staatsanwaltschaft wirft Kevin R. unter anderem heimtückischen Mord aus Habgier und zur Ermöglichung einer anderen Straftat vor. Vorerst hat die Jugendstrafkammer Termine zur Verhandlung bis Oktober anberaumt. Wir haben den Prozessauftakt im Gerichtssaal beobachtet– hier gibt’s den Bericht zum Nachlesen.
Macron mit straffem Programm in Sachsen zu Gast
Zum ersten Mal seit fast 24 Jahren gibt sich ein französischer Staatspräsident in Sachsen die Ehre: Zuletzt war es Jacques Chirac (1932–2019, Amtszeit 1995–2007), der zum Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2000 in Dresden weilte.
Nun ist es dessen Nach-Nach-Nachfolger, der am Montag wiederum die sächsische Landeshauptstadt beehrte. Die Visite von Emmanuel Macron gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte ist Teil des dreitägigen Staatsbesuchs, der bereits am Sonntag in Berlin gestartet war. Für den 46-jährigen Franzosen standen am Montag Besuche in Moritzburg und Dresden auf dem Programm, wo er mit Spitzenvertretern aus Politik und Wirtschaft zusammenkam.
So wurde gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68, SPD) das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme in Dresden-Klotzsche besucht. Am Nachmittag hielt das französische Staatsoberhaupt dann im Rahmen der „Fête de l’Europe“ eine Ansprache an Europas Jugend auf dem Neumarkt in Dresden. Abgesehen von vereinzelten „Raus aus der NATO!“-Rufen, die den rechtsextremen „Freien Sachsen“ zugeordnet wurden, soll es weitgehend ruhig geblieben sein.
Macron, seit 2017 französischer Präsident und 2022 für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt, tat sich jüngst immer wieder als Verfechter eines autarken Europas hervor. Hinter den Kulissen soll es unter anderem deshalb Spannungen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) geben, der demnach weiterhin stärker auf das transatlantische Bündnis mit den USA setzt.
Gaza-Krieg: Israel nach Beschuss eines Zeltlagers heftig unter Druck
Im Gaza-Krieg, der als Reaktion Israels auf das Massaker der terroristischen Hamas gegen israelische Zivilisten vom 7. Oktober 2023 ausgebrochen war, zeichnet sich keine Entspannung ab – im Gegenteil: Mehrere arabische Anliegerstaaten kritisierten die israelische Führung scharf für einen Luftangriff auf ein Zeltlager in Rafah (südlicher Gazastreifen), der nach aktuellen palästinensischen Angaben 45 Menschen das Leben gekostet habe.
Heftige Vorwürfe gegen Israel kamen dem Deutschlandfunk zufolge aus unter anderem aus Katar, Jordanien, Saudi-Arabien und Kuwait. Die als radikalislamisch geltende Hamas habe weiteren Gesprächen über eine Waffenruhe in Gaza jetzt eine vorläufige Abfuhr erteilt. Auch EU-Vertreter appellierten an Israels Regierung, die Angriffe zu stoppen. Diese beharrt hingegen darauf, auf Grundlage von Geheimdienstinformationen zwei Führungsfiguren das Hamas getötet zu haben. Israels oberste Militärstaatsanwältin hat jedoch eine Untersuchung angekündigt.
Als Reaktion auf das Geschehen ruft auch der umstrittene Leipziger Aktivist Mike Nagler heute ab 18 Uhr zu einer Demo auf, die am Rabet starten soll und sich gegen den Krieg richtet.
Worüber die LZ berichtet hat:
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