In der Philipp-Rosenthal-Straße in Leipzig kam es am Nachmittag zu einem Brand, nach Angaben der Feuerwehr musste eine Person wiederbelebt werden, diese ist inzwischen verstorben. Dazu gab es zahlreiche Verletzte. Und: Deutschland beging den 75. Geburtstag des Grundgesetzes. In Leipzig fand ein „Markt der Demokratie“ statt, der allerdings aufgrund eines herrenlosen Koffers durch die Polizei geräumt werden musste. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 23. Mai 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Brand in der Philipp-Rosenthal-Straße: Ein Mensch verstorben, viele Verletzte
Ein Brandgeschehen im Leipziger Zentrum-Südost rief am Donnerstagnachmittag die Rettungskräfte auf den Plan. Betroffen war die sechste Etage eines Wohngebäudes mit dem Namen „Punkthochhaus“ in der Philipp-Rosenthal-Straße unweit der Deutschen Nationalbibliothek. Hier war aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen.
Die Feuerwehr war mit drei Löschzügen vor Ort und gab als vorläufige Bilanz bekannt, dass ein Mensch reanimiert werden musste. Dieser ist laut Polizei inzwischen verstorben. Hinzu kommen mit Stand am späten Donnerstagnachmittag nach Feuerwehr-Angaben neun leicht und 45 schwer verletzte Personen. Fotos zeigen eine stark verrußte Hauswand als Folge des Brandes, der inzwischen gelöscht ist. Die Ermittlungen zur Unglücksursache dauern aktuell an.
75 Jahre Grundgesetz: Steinmeier schwört auf harte Jahre ein
Heute vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland durch den Parlamentarischen Rat in Bonn verkündet und trat am Folgetag in Kraft. Damit begann, vier Jahre nach Ende des mörderischen Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Massenvernichtung von Menschenleben, der allmähliche Wiederaufstieg eines demokratisch verfassten Deutschlands ins internationale Staatenkonzert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68, SPD) lobte das Grundgesetz in seiner Ansprache bei einem massiv gesicherten Staatsakt in Berlin als „Meisterwerk“, stimmte die Bevölkerung zugleich jedoch auf harte und raue Jahre ein. Wohl nicht nur eine Anspielung auf extremistische und populistische Kräfte, welche die Verfassung von innen bedrohen, sondern auch die international verschobenen Koordinaten seit dem russischen Großangriff auf die Ukraine vor über zwei Jahren, der bis heute andauert.
Deutschland müsse mehr für seine Sicherheit und Freiheit tun, so Steinmeier, der zugleich auch auf den Mauerfall verwies, der das Ende der DDR beschleunigte und sich am 9. November zum 35. Mal jähren wird. Weniger bekannt dürfte übrigens sein, dass auch die SPD als Sprachrohr der Arbeiterschaft heute ihr Gründungsjubiläum feiern kann: Darauf weist LZ-Gastkommentator Christian Wolff (Pfarrer der Thomaskirche i.R.) in seinem aktuellen Gastbeitrag für die LZ hin.
Herrenloser Koffer unterbricht Demokratiefest in Leipzig
Von Freitag bis Sonntag ist im Berliner Regierungsviertel ein Demokratiefest geplant. Auch andere Städte haben anlässlich des Jubiläums Veranstaltungen in ihrem Kalender stehen. In Leipzig gestalteten das Netzwerk für Demokratie und die Stadt gemeinsam einen „Tag der Demokratie.“ Dieser fand heute mit zahlreichen Formaten und Workshops zur politischen Bildung statt. Bis 18 Uhr gab es den „Markt der Demokratie“ auf dem Richard-Wagner-Platz, am Abend ist noch eine Filmvorführung geplant.
Am frühen Abend wurde der Leipziger Festakt allerdings jäh unterbrochen, da die Polizei die Höfe am Brühl sowie die Umgebung räumte. Ursächlich war ein herrenloser Koffer, inzwischen gibt es zum Glück Entwarnung.
Grundgesetz-Geburtstag: Lob und kritischer Blickwinkel
In das Jubiläum zum Grundgesetz mischt sich indes bei aller berechtigten Freude auch ein kritischer Unterton, wenn man sich die Kommentare anschaut. So kritisiert Torben Ostermann für die ARD beispielsweise das abgedroschene Zeremoniell beim Berliner Staatsakt und konstatiert, das Grundgesetz habe „mehr verdient.“ Im Deutschlandfunk hebt Bijan Moini hervor, wie sehr um die Zukunft des Grundgesetzes gebangt, gerungen und gekämpft werden müsse.
Und stehen die Freiheitsrechte in Deutschland wieder unter Beschuss, trotz des Grundgesetzes, das sich ja durchaus als Erfolgsgeschichte deuten lässt? Viele werden diese Frage wohl mit Ja beantworten, auch die Demonstrantinnen und Demonstranten, die am Abend dieses symbolträchtigen 23. Mai in Leipzig gegen das neue Versammlungsgesetz in Sachsen protestieren wollen.
Worüber die LZ heute berichtet hat:
Gastkommentar von Christian Wolff: Der doppelte Geburtstag
Geflüchtetenarbeit in Sachsen: „Wir befürchten einen Kahlschlag in der Integrationsarbeit“
Trotz Krisenstimmung: Armutsgefährdungsquote in Leipzig ist 2023 gesunken
Eine DIW-Kurzstudie zur Europawahl: AfD-Wähler schaden sich selbst am meisten
1 Million Euro vom Bund: Leipzig unterstützt Energieeffizienz bei stabilen Mieten
Nachwasser: Die zum Langgedicht gewordene Suche nach der Substanz, aus der Gedichte sind
Worüber LZ TV heute berichtet hat:
Es geht um eine Podiumsdiskussion von EU-Spitzenpolitikern zur Europawahl. Außerdem berichten wir von Zahlen zum Thema Alltagsrassismus und dem Inklusionssportfest. Schauen Sie doch mal in der Mediathek rein!
Was sonst noch wichtig war:
Nach dem Fund der Leiche einer 30-Jährigen in Leipzig-Paunsdorf, die Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, befindet sich ein 40-Jähriger wegen Verdachts auf Totschlag in Haft.
Das Landgericht Erfurt verurteilte mehrere Mitglieder einer Jugendbande aus Ilmenau zu Haftstrafen: Die 17 bis 22 Jahre alten Männer sollen wiederholt Passanten attackiert, bedroht und erpresst haben.
Der Thüringer AfD-Nachwuchs gilt laut zuständigem Landesamt für Verfassungsschutz jetzt als gesichert rechtsextremistisch.
Ruck im EU-Parlament: Kurz vor der EU-Parlamentswahl am 9. Juni hat die Rechtsaußen-Fraktion „Identität und Demokratie“ die AfD mit sofortiger Wirkung ausgeschlossen. Hintergrund sind jüngste Enthüllungen um mutmaßliche Spionage sowie Äußerungen des AfD-Spitzenkandidaten und früheren CDUlers Maximilian Krah (47).
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Schade das man bei der Wiedervereinigung nicht den Art. 146 GG angewendet hat. Das hätte heute einiges vereinfacht.