Rund 200 Menschen demonstrierten für mehr Mitbestimmung in der Versorgung mit Psyhotherapie und gegen Profite im Gesundheitswesen. Über das ganze Wochenende fand zudem ein Camp von Gegner*innen des Frachtflughafenausbaus Leipzig/Halle statt. Und: Unwetter haben in Sachsen einige Schäden angerichtet. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 25. und 26. Mai 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Psychotherapie? Mangelware!
Rund 200 Menschen demonstrierten am Samstag unter dem Motto „Psychotherapie? Mangelware!“ in der Leipziger Innenstadt. Aufgerufen hatte die gleichnamige Gruppe zu einem Aufzug vom Kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz durch die Innenstadt und über den Ring. Redner*innen kritisierten den Mangel von Psychotherapieplätzen und unzureichende politische Maßnahmen, um das Problem einzudämmen.
Die Leipziger Gruppe „Psychotherapie? Mangelware!“ gründete sich 2022. Die gestrige Demonstration ist bereits die dritte, mit der die Gruppe die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Probleme in der Versorgung mit ambulanter Psychotherapie zu richten.
Daneben will die Gruppe Mitspracherechte für Patientenvertreter*innen im Gemeinsamen Bundesaussuss (G-BA), der über die Planung der Kassensitze entscheidet, langfrstig ein Ende der Profitorientierung des Gesundheitssystems, finanzielle Entlastung der Therapeut*innen in Ausbildung, mehr Aufklärungsarbeit für Therapie-Suchende über ihre Rechte und eine Entstigmatisierung der Psychotherapie und mehr Inklusion.
In Leipzig wartet man besonders lange auf einen Therapieplatz, so Antje Orgass von der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer (OPK) bereits im August 2023 gegenüber der Leipziger Zeitung (LZ). Das Problem sind nicht fehlende Therapeut*innen, sondern fehlende Kassensitze, die vom G-BA in der sogenannten Bedarfsplanung festgelegt werden. Laut Bundespsychotherapeutekammer (BptK) ist der Widerstand der gesetzlichen Krankeversicherungen, laut OPK fehlendes Geld für den Mangel an Kassensitzen verantwortlich.
Tipps bei der Suche nach einem Therapieplatz
Für gesetzlich Versicherte vermittelt die Kassenärztliche Vereinigung unter der Nummer 116 117 Erstgespräche. Die meisten Therapeut*innen lassen sich zu bestimmten Sprechzeiten per Telefon erreichen. Eine Übersicht über Gruppentherapieplätze finden sich auf gruppenplatz.de. Listen mit queerfreundlichen Therapeut*innen finden sich auf queermed-deutschland.de (leider sehr unvollständig), in verschiedenen Telegram-Gruppen und auf Nachfrage bei der RosaLinde e. V.
Für wohnungslose Menschen oder Menschen ohne Aufenthaltstitel bietet sich über den anonymen Behandlungsschein von CABL e. V. die Möglichkeit Therapeut*innen überhaupt aufsuchen zu können. Der Verbund gemeindenaher Psychiatrie behandelt ebenfalls Menschen ohne Krankenversicherung auf verschiedenen Sprachen und vermittelt alternative Angebote, wie Selbsthilfegruppen oder andere psychosoziale Hilfen.
Bei akuten Notfällen und Krisen: Ökumenische Telefonseelsorge (täglich rund um die Uhr): 0800 1110111 oder 0800 1110222
Leipziger Krisentelefon, jede Nacht 19–7 Uhr, sa/so/feiertags 0–24 Uhr: 0341 99 99 00 00
Leipziger Krisenkontaktstelle an Wochenenden und feiertags 9–19 Uhr: 0341 99 99 00 01
Kurzfristige Psychiatrische Hilfen in der Psychiatrischen Ambulanz des Uniklinikums (0341 9724304) und des Helios-Park-Klimikums (0341 8641110/1112), sowie der Psychiatrischen Akutsprechstunde des Kopfzentrums Leipzig (0341 3095420). Selbst-Einweisung in eine psychiatrische Klinik unter der Nummer 112 (nicht anonym)
Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“: 116 111
Camp gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle
Der Richard-Wagner-Hain am Elsterflutbecken wurde über das Wochenende in einen Begegnungsort und ein Camp gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle verwandelt. Gemeinsam veranstalteten die Leipziger Klimagruppe „transformLEJ“ und das „Klimacamp Leipziger Land“ ein Programm aus Workshops, Diskussionsrunden und Angeboten für Familien, Kinder und Jugendliche.
Vor Ort waren auch verschiedene Bürgerinitiativen unter anderem aus Leipzig und Eilenburg gegen Fluglärm, die abschiebekritische Gruppe „protestLEJ“, das „Amazon Streiksolibündnis“, die Gruppe „Leipzig für Frieden“, sowie verschiedene Klimagruppen.
Kritisiert wurden sowohl die klimaschädlichen und negativen sozialen Aspekte, insbesondere durch den Lärm des Flughafens, die öffentlichen Subventionen für den Flughafen und dessen Nutzung für Abschiebungen und militärische Transporte. „Der geplante Ausbau um zahlreiche neue Flugzeugstellplätze wird die ohnehin schon hohen Emissionen weiter in die Höhe treiben und die lokale Bevölkerung noch stärker belasten“, heißt es in einer Mitteilung von „Transform LEJ“ und dem Klimacamp.
„(…) Wir laden deshalb alle dazu ein, mit uns über eine Neugestaltung des Flughafengeländes nachzudenken, die die Bedürfnisse der Angestellten und der lokalen Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Unsere Vision ist eine Transformation des Gebiets in einen Ort, der sozial und ökologisch nachhaltig nutzbar ist.“
Am Sonntag diskutierten zudem Mit-Initiatorin und Grünen-Stadträtin Anna Kaleri und Linken-Landtagsabgeordneter Marco Böhme mit den Anwesenden über zukünftige Perspektiven des Widerstands gegen den Flughafenausbau.
Unwetter in Sachsen sorgen für Schäden
Überflutete Straßen, Starkregen, Hagel und Gewitter: Unwetter haben nach einem Bericht des MDR am Samstag Schäden in Sachsen angerichtet. Laut einem Sprecher der Rettungsleitstelle Chemnitz gegenüber MDR Sachsen seien vor allem Frankenberg und Döbeln betroffen.
Der Deutsche Wetterdienst hatte am Freitag vor kräftigen Gewittern und starkem Regen in Sachsen gewarnt und Unwetterwarnungen für Meißen, Mittelsachsen und Chemnitz herausgegeben. Auch mit Lebensgefahr durch Blitzschlag, umstürzende Bäume, herabfallende In Schwarzenberg (Erzgebirgskreis) wurde eine Tankstelle durch den Starkregen unter Wasser gesetzt.
In Sachsenburg (Frankenberg) wurde eine Straße schwer beschädigt. In Chemnitz musste das „Hutfestival“ unterbrochen werden. Im Vogtland fing ein Einfamilienhaus vermutlich durch einen Blitzeinschalg Feuer.
Rote Hilfe e.V.: „Grundrechte für Antifaschist*innen“
Der Verein Rote Hilfe e.V. fordert, Grundrechte für Antifaschist*innen einzuhalten und die Auslieferung mehrerer Personen an Ungarn zu verhindern. Die Personen werden wegen des mutmaßlichen Angriffs auf Neonazis am Tag der Ehre 2023 in Budapest mit Internationalem Haftbefehl gesucht.
„Die Bundesanwaltschaft hält weiter an ihrem Vorsatz fest, Antifaschist*innen auszuliefern – und das, obwohl bekannt ist, dass ihnen dort menschenunwürdige Haftbedingungen und Prozesse drohen, die allen rechtsstaatlichen Minimalstandards Hohn sprechen“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Eine Italienerin und zwei Deutsche stehen in Ungarn bereits vor Gericht. Zwei Personen sitzen zudem in Deutschland in Untersuchungs- und Auslieferungshaft.
In der Vergangenheit hatten bereits Demonstrationen gegen die Auslieferung in Leipzig stattgefunden. Neun untergetauchte Personen hatten zudem über den Vater von Maja T., die in Auslieferungshaft nach Ungarn sitzt, dass sie bereit seien, sich zu stellen gegen eine Zusage der Staatsanwaltschaft, dass keine Auslieferung an Ungarn stattfinde. Die Staatsanwaltschaft hatte im Gegenzug eine sofortige umfängliche Aussage bei der Stellung gefordert. Kritiker sehen darin eine Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien.
BUND Sachsen: Gegen Rechts und für Klimaschutz in der EU
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen fordert „Rückenwind statt Vollbremsung für Klima- und Naturschutz bei Europawahl“ auf seiner Landesdelegiertenversammlung. „Ohne europäische – und schrittweise weltweite – Regelungen kann nationale Umweltpolitik gerade bei transnationalen Problemen wie dem Klima- oder Biodiversitätsschutz ausgehebelt werden, indem Unternehmen ihre Produktion schlicht in Länder mit niedrigeren Standards verlagern.
Deshalb ist eine europäische Umweltpolitik zentral, und zwar eine ambitionierte. Mit großer Sorge sieht der BUND Sachsen das drohende Aufkommen von populistischen Parteien. Diese stellen oft unverhohlen die Demokratie in Frage, plädieren für einen Rückbau der EU und wollen zurück zu ökologisch wie auch friedenspolitisch fatalen Konzepten wie neuerlichen fossilen Energieimporten aus Russland“, heißt es in einer Mitteilung des Umweltverbands.
Nach eigenen Angaben verabschiedete der BUND Sachsen den Leitantrag einstimmig.
Worüber die LZ am Wochenende berichtete:
Gastbeitrag: Würden Sie für 3,60 € die Stunde arbeiten gehen? Nein!
Wünsche für die 8. Wahlperiode: StadtSchülerRat veröffentlicht Forderungspapier zur Kommunalwahl
Leipzig verliert sein Grün: BUND Leipzig fordert Natur- und Klimaschutz bei der Bauplanung
Kommentar: KI als Suchmaschine oder Sind wir zu dumm für das Internet?
Start 2025: Einrichtung der ersten kommunalen Gemeinschaftsschule bestätigt
Die Dinosaurier des Irish Speedfolks: Fiddler’s Green + Video
Der Stadtrat tagte: Ein später Erfolg für Thomas Kumbernuß und die Herderstraße + Video
Gespräch mit Johannes Wobus, 2. Teil: Unsere fetten Spuren im Internet und die KI
Können wir unseren Augen und Ohren noch trauen? Ein Gespräch mit Johannes Wobus über Deepfakes
Sonntagskirche â„– 118: Die Evangelisch-Reformierte Kirche Leipzig
Kommunalwahlen in Thüringen, Tag der Begegnung in Leipzig und Kritik an möglichen Völkermorden in Gaza und Sudan
Was sonst noch wichtig war: Bei der Kommunalwahl in Thüringen wird am Sonntag über Landräte, Bürgermeister und Kommunalparlamente entschieden. Die Wahlen werden als Stimmungstest für die anstehenden Kommunal-, EU- und Landtagswahlen im Osten gesehen. Alle aktuellen Entwicklungen finden sich im Liveticker des MDR.Â
Das Connewitzer Straßenfest begrüßte seine Gäste am Sonntag mit rund 100 Ständen in der Selneckerstraße und rund um die Paul-Gerhardt-Kirche, sowie einem diversen Bühnenprogramm.
Zum 21. Mal wurde am Samtag des Tag der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung gefeiert, diesmal im Stadtteilpark Rabet im Leipziger Osten. Anlässlich der anstehenden Fussball Eeuropameisterschaft stand das Fest im Zeichen des Sports. Alle zwei Jahre lädt die Stadt Leipzig Menschen ein, bei dem Fest ins Gespräch zu kommen.
In dem Bürgerkrieg, der seit mehr als einem Jahr im Sudan tobt, droht laut UN ein Völkermord. „Zivilisten werden aufgrund ihrer Herkunft zur Zielscheibe. In Darfur werden Zivilisten wegen ihrer Hautfarbe getötet, wegen ihrer Ethnie, weil sie sind, wer sie sind“, so die UN-Beauftragte zur Verhinderung von Völkermord, Alice Wairimu Nderitu, vor dem Weltsicherheitsrat.
Seit Beginn der Kämpfe im April 2023 sind nach UN-Angaben über acht Millionen Menschen vertrieben worden. Die UN spricht von der größten Flüchtlingskrise der Welt. Das Forschungsprojekt ACLED sieht es derweil als belegt an, dass über 14.000 Menschen getötet und mehr als 26.000 verwundet wurden. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO droht die weltweit größte Hungersnot.
In Israel sind erneut tausende Menschen gegen Premierminister Netanyahu, gegen den der Internationale Gerichtshof (IGH) einen Haftbefehl unter anderem wegen Kriegsverbrechen in Gaza beantragt hat, auf die Straßen gegangen. Sie fordern laut einem Tagesschau-Bericht den Rücktritt des Premiers, vorgezogene Wahlen und eine Einigung über die Freilassung der Geiseln. Die Organisator*innen sprachen von 80.000 Demonstrierenden. Unterdessen gehen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen weiter.
Der CDU-Kreisverband Leipzig hat laut hat Informationen des MDR zufolge Anzeige wegen gefälschter Wahlplakate in Leipzig gestellt. Unbekannte hatten mindestens fünf Plakate mit Parolen wie „Leipzig. Unsicher. Machen.“ (anstatt CDU-Original: „Leipzig. Sicher. Machen.“) und „Mehr Kalifat wagen!“ aufgehängt. Der Staatsschutz hat laut MDR Ermittlungen aufgenommen.
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