In Leipzig gingen am Weltfrauentag beziehungsweise am Feministischen Kampftag mehrere tausend Menschen auf die Straße. Sie hatten die Wahl zwischen mehreren Bündnissen, die sich zuvor gegenseitig kritisiert hatten. Außerdem: Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ beklagt die Vielzahl inhaftierter Journalistinnen und der Freiflächenwettbewerb für den Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 8. März 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Rund um den 8. März rufen in Leipzig traditionell verschiedene Bündnisse oder Gruppen zu feministischen Demonstrationen auf. Im vergangenen Jahr beispielsweise gab es eine kleine radikalfeministische Kundgebung auf dem Augustusplatz und eine große queerfeministische Demonstration auf dem Marktplatz – beide grenzten sich klar voneinander ab. Wohl noch deutlich größer waren die Unstimmigkeiten in diesem Jahr.
Da wäre zum einen die Demonstration des „8. März“-Bündnisses auf dem Augustusplatz und zum anderen eine Kundgebung „Für einen emanzipatorischen 8. März“ in der Kolonnadenstraße. Letztere wurde unter anderem von „Pro Choice Leipzig“, „Utopie & Praxis“, „Rassismus tötet!“, „Keine Mehr Leipzig“ und der feministischen Antifa-Gruppe „Fantifa“ unterstützt.
In einem Aufruf kritisierten diese Gruppen das „8. März“-Bündnis. Ein Hauptkritikpunkt: Dort seien Gruppen vertreten, die antisemitische Vernichtungsphantasien teilen und islamistisch-fundamentalistische Forderungen verbreiten würden. „Wir rufen daher auch insbesondere die Leipziger Polit-Landschaft auf, ihre Mitwirkung am Bündnis und der Demonstration kritisch zu hinterfragen.“
Jenes Bündnis reagierte in einer ausführlichen Stellungnahme auf diesen Vorwurf, aber auch darauf, dass sich einzelne Personen angeblich von der Demonstration distanziert hätten. Weit im Vorfeld hätte man bereits zum Dialog eingeladen – das sei jedoch nicht passiert.
Bündnis positioniert sich pro-palästinensisch
Die Stellungnahme verdeutlichte aber auch, dass das Bündnis eindeutig an der Seite der Palästinenser*innen steht. Es unterstellt Israel einen „Genozid in Gaza“ und wies in seinem Demo-Konsens darauf hin, dass keine nationalen oder territorialen Fahnen erlaubt seien. Ausgenommen seien „Fahnen, die einen antikolonialen und/oder antiimperialistischen Befreiungskampf symbolisieren“. Damit dürften unter anderem Palästina-Fahnen gemeint sein.
Wichtige Akteure in Leipzig machten mindestens indirekt deutlich, dass sie von dem Bündnis in seiner aktuellen Form wenig halten. So riefen beispielsweise „Leipzig nimmt Platz“, das „Linxxnet“ und die „Frauenkultur“ zu einer Demonstration in Connewitz auf, die zur Kundgebung ins Kolonnadenviertel führte. Auch die Vereine „Pöge-Haus“ und „Mühlstraße 14“ wendeten sich klar gegen das „8. März“-Bündnis.
69 Journalistinnen in Haft
Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ wies heute darauf hin, dass sich derzeit mindestens 69 Journalistinnen in Haft befinden. Auffällig ist laut der Organisation, dass Frauen besonders lange Haftstrafen erhalten. Sie würden immer häufiger als Vorbilder in der Bevölkerung wahrgenommen und seien deshalb starker Repression ausgesetzt.
„Zu diesen zu Unrecht in Haft sitzenden Journalistinnen gehören Maryna Zolatava, Ljudmila Tschekina und Valeria Kastiougova in Belarus, Shin Daewe in Myanmar oder Floriane Irangabiye in Burundi“, schreibt die Organisation.
Freiflächenwettbewerb entschieden
Der Freiflächenwettbewerb für den Wilhelm-Leuschner-Platz ist entschieden. Die Fachjury, die unter anderem aus Bürgermeister*innen und Stadträt*innen besteht, hat das Atelier Loidl mit seinem Entwurf zum Sieger erklärt.
„Das ist der Startschuss dafür, weite Teile des Wilhelm-Leuschner-Platzes zu entsiegeln und die Freiflächen ökologisch wertvoll und mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten“, ließ sich Baubürgermeister Thomas Dienberg zitieren. Die Auswahl des Siegerentwurfs folge auch dem Willen der Bevölkerung, die sich mehrheitlich für einen grüneren Ort ausgesprochen habe.
Ab Herbst dieses Jahres sollen erste Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Alle Entwürfe sind ab dem 14. März im Stadtbüro am Burgplatz 1 zu sehen.
Worüber die LZ heute berichtet hat:
über eine Ausstellung im Tapetenwerk, die sich dem Widerstand gegen die Nazis widmet,
über den Prozessauftakt zu einem tödlichen Messerangriff in der Südvorstadt,
über eine Stolperstein-Verlegung für Gerda Taro und
über ein Konzept für Antisemitismus-Prävention.
Was heute außerdem wichtig war: Die USA wollen am Gazastreifen einen Hafen einrichten, um die Bevölkerung mit humanitären Hilfsgütern zu versorgen. Auch Deutschland möchte sich an dieser Maßnahme beteiligen. Laut EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen könnte es bereits am Wochenende so weit sein.
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