Am heutigen Montagabend gingen in Leipzig tausende Menschen auf die StraรŸe, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. AuรŸerdem: Das Unwort des Jahres wurde gekรผrt und eine Woche nach dem Auftakt der bundesweiten Bauernproteste fanden auch heute in vielen Teilen Deutschlands, so auch in Sachsen, zahlreiche Kundgebungen und Aktionen der Landwirt*innen statt. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 15. Januar 2024, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

Eine Woche Proteste der Landwirt*innen

Auch am heutigen Montag versammelten sich vielerorts Landwirtinnen und Landwirte, um gegen die Agrarpolitik der Ampel-Koalition zu protestieren. Begonnen hatten die Protestaktionen vor einer Woche, am 8. Januar, unter anderem mit der Blockade von Autobahnauffahrten und Autokorsos. In Leipzig hatten sich รผber den ganzen Tag hunderte Teilnehmende versammelt, waren mit Traktoren und Fuhrwerken รผber den Innenstadtring gefahren.

Wie die Chemnitzer Polizei mitteilte, waren in Sachsen mehrere Protestveranstaltungen angemeldet worden. Unter anderem wurde in Drebach und Annaberg-Buchholz, aber auch in Chemnitz demonstriert.

Derweil fuhren Tausende zur GroรŸdemonstration in Berlin vor. Fรผr die Korsos aus Sachsen in Richtung Hauptstadt waren laut Polizei etwa 1000 Fahrzeuge angemeldet worden. Diese schlossen sich den Demonstrierenden vor dem Brandenburger Tor an. Schon am Sonntagnachmittag allerdings hatte die Polizei keine Fahrzeuge mehr auf die Kundgebungsflรคche gelassen, da diese voll war.

Am Nachmittag trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Landwirte mit den Fraktionschef*innen der Ampelparteien im Bundestag. Auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) sprach auf der Kundgebung und wurde von einigen Teilnehmenden lautstark ausgebuht.

Schon im Vorfeld waren Zugestรคndnisse vonseiten der Politik zugesichert worden, etwa, was den Pflanzenschutz betreffe. Bundeslandwirtschaftsminister Cem ร–zdemir (Bรผndnis90 / Die Grรผnen) warb derweil fรผr die Tierwohlabgabe und verkรผndete auf โ€žXโ€œ, ehemals โ€žTwitterโ€œ: โ€žWir mรผssen das Rad nicht neu erfinden, vielmehr mรผssen wir es jetzt endlich mal einbauen. Ich denke da an erster Stelle an den Tierwohlcent. Wer es wirklich ernst meint mit einer zukunftsfesten Landwirtschaft, muss da endlich springen.โ€œ

Antifaschistischer Protest

Auf dem Richard-Wagner-Platz fanden sich am Abend um 18 Uhr tausende Menschen ein, um ein Zeichen gegen Faschismus und Antisemitismus zu setzen. In Reaktion auf die durch das Recherchenetzwerk correctiv ans Licht gekommenen โ€žRemigrationsโ€œ-Plรคne der AfD sowie weiterer Personen aus der Wirtschaft und dem rechten Spektrum sowie Mitglieder der CDU und Werteunion rief das Aktionsbรผndnis โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ (LnP) fรผr den heutigen Abend zur Demonstration auf.

In der Hauptstadt Berlin waren bereits am gestrigen Sonntag tausende Menschen auf die StraรŸe gegangen, um die Plรคne der AfD nicht unwidersprochen zu lassen. Fรผr den heutigen Montag waren in zahlreichen deutschen Stรคdten Proteste angekรผndigt worden.

LnP machte im Aufruf zur Leipziger Kundgebung deutlich: โ€žWenn sich die Rechten mit ihren reichen Unterstรผtzer*innen hinstellen und Plรคne fรผr Deportationen schmieden, dรผrfen wir das nicht unwidersprochen lassen. Schon jetzt sind die รถffentlichen Distanzierungen der Beteiligten armselig. Es ist ein Angriff auf uns. Auf alle, die nicht in das weltfremde, autoritรคre, vรถlkische Weltbild eines politischen Netzwerks passen, welches davon trรคumt, 2024 in mehreren Bundeslรคndern die Macht zu รผbernehmen.โ€œ

Ende November fand im Landhaus Adlon am Lehnitzsee bei Potsdam ein geheimes Treffen statt, welches zwei Dรผsseldorfer angeregt hatten. Rund zwei Dutzend Personen aus dem rechtsradikalen Milieu nahmen laut correctiv an dem Treffen teil. Einer der Hauptredner soll Martin Sellner gewesen sein โ€“ der Mann, der auch lange Jahre die Identitรคre Bewegung (IB) anleitete und als rechtsextrem gilt.

โ€žRemigrationโ€œ ist Unwort des Jahres

Bestรคrkend zu den heutigen Protesten wurde durch die โ€žSprachkritische Aktionโ€œ der Universitรคt Marburg das Unwort des Jahres 2023 bekannt gegeben: โ€žRemigrationโ€œ. Die Jury beschreibt den Begriff als โ€žrechte[n] Kampfbegriff, beschรถnigende Tarnvokabel und ein die tatsรคchlichen Absichten verschleiernder Ausdruckโ€œ. Der aus der Migrations- und Exilforschung stammende Begriff werde bewusst ideologisch vereinnahmt und so umgedeutet, dass eine โ€“ politisch geforderte โ€“ menschenunwรผrdige Abschiebe- und Deportationspraxis verschleiert werde.

Der diesjรคhrige Gastjuror Ruprecht Polenz kommentierte die Wahl des Komitees wie folgt: โ€žDer harmlos daherkommende Begriff Remigration wird von den vรถlkischen Nationalisten der AfD und der Identitรคren Bewegung benutzt, um ihre wahren Absichten zu verschleiern: die Deportation aller Menschen mit vermeintlich falscher Hautfarbe oder Herkunft, selbst dann, wenn sie deutsche Staatsbรผrger sind. Nach der Wahl zum โ€šUnwort des Jahresโ€˜ sollte diese Tรคuschung mit Remigration nicht mehr so leicht gelingen.โ€œ

Auf Platz zwei landete die Wortneuschรถpfung โ€žSozial-Klimbimโ€œ, gefolgt von โ€žHeizungs-Stasiโ€œ auf Platz drei. Insgesamt erhielt die โ€žSprachkritische Aktionโ€œ 2301 Einsendungen mit 710 verschiedenen Vorschlรคgen.

Denkendes Fleisch, die Fledermaus und Spahn

Worรผber die LZ heute berichtet hat:

Fรผhlende KI? Denkendes Fleisch? Die ungelรถste Frage, wie Bewusstsein รผberhaupt entsteht

Premiere am 10. Februar in der Musikalischen Komรถdie: Die Fledermaus

Kommentar: Ein Spahn kommt selten allein

Grรผnen-Anfrage im Stadtrat: Gelten fรผr Handwerker und Bauern andere Demonstrationsrechte als fรผr normale Leute?

Anzeige gegen Apotheker*innen und Gedenken an Luxemburg und Liebknecht

Was heute auรŸerdem wichtig war: Informationen von WDR, NDR und SZ nach hat das Bundesgesundheitsministerium Anzeige gegen mehrere Apotheker*innen erstattet. Sie sollen im Jahr 2022 grรถรŸere Mengen des Corona-Medikaments Paxlovid bestellt und illegal verkauft haben. Vor drei Wochen waren in dem Fall mehrere Apotheken in Bayern durchsucht worden. In Berlin betraf es bisher sechs Apotheken. Weitere Ermittlungen laufen derzeit noch.

Der Leipziger Stadtverband der Partei Die Linke veranstaltete am Montagabend eine Gedenkkundgebung fรผr Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht unter dem Titel โ€žWir sagen: Trotz alledem!โ€œ. Bereits zum 105. Mal jรคhrte sich heute die Ermordung Luxemburgs und Liebknechts durch rechte Freikorps am 15. Januar 1919.

Und noch ein kurzer Blick ins Nachbar-Bundesland: In Halle (Saale) wurde der Grรผne-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel am Rande einer Klima-Protestaktion der Letzten Generation von einem Auto angefahren. Er habe auf dem Gehweg gestanden, den schlieรŸlich ein Autofahrer als Umfahrung des der Demonstrierenden auf der StraรŸe benutzt habe. Striegel erlitt leichte Verletzungen, der Autofahrer flรผchtete.

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