Angesichts jahrelangen – und nun wieder in Aussicht stehenden – Stellenabbaus haben Studierende der Universität Leipzig erneut für den Erhalt der Archäologie protestiert. Demonstrationen gab es außerdem in Freiberg, Meißen, Görlitz und Zittau – um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Und die Lokführergewerkschaft GDL hat erneut zum Warnstreik aufgerufen. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 22. Januar 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Demo an der Uni Leipzig: Studierende kämpfen für Erhalt der Archäologie
Rund 50 Personen haben sich am Montag auf dem Nikolaikirchhof in der Leipziger Innenstadt eingefunden, um gegen Stellenabbau im Fach Archäologie an der Universität Leipzig zu protestieren. Ein Anliegen, für das Studierende und Dozierende seit Jahren kämpfen. Viele beklagen seit Langem, dass die Qualität von Lehre und Forschung aufgrund der immer knapper werdenden Mittel und der somit schrumpfenden Personalstellen abnehme.
Hintergrund des aktuellen Protests ist die wacklige Zukunft des Bachelorstudiengangs „Archäologie und Geschichte des Alten Europa“ und des Masterstudiengangs „Archäologie der Alten Welt“, die nach Angaben des Fachschaftsrats faktisch abgeschafft werden sollen.
Stattdessen wollen die Verantwortlichen der Universität den Verbundstudiengang „Antike Kulturen“ einführen, der laut dem Fachschaftsrat allerdings keine Spezialisierungen in den Fächern Klassischer Archäologie und Ur- und Frühgeschichte vorsieht.
„Die angebotenen Module stellen keine adäquate archäologische Ausbildung sicher“, beklagen die Studierenden. Der archäologische Nachwuchs in Sachsen sei deshalb gefährdet.
Besonders bitter: Hier steht der einzige archäologische Studiengang in Sachsen auf der Kippe. Zudem ein Fach, das beliebt ist: Nach Angaben des Fachschaftsrats schrieben sich seit Beginn des Wintersemesters 2018/19 durchschnittlich 50 Studierende pro Jahr in den Bachelorstudiengang ein.
Die Studierenden fordern das sächsische Wissenschaftsministerium unter Minister Sebastian Gemkow (CDU) und das Rektorat der Universität Leipzig auf, eine „vollwertige archäologische Ausbildung“ in den bestehenden Fachrichtungen zu erhalten. Statt Stellenabbau sollen die Verantwortlichen eine „langfristige, stabile Lösung“ finden, damit sich die Studierenden einer qualitativ hohen Betreuung, Beratung und Lehre in ihrem Fach sicher sein können.
Erneut Proteste gegen AfD und Rechtsradikalismus in Sachsen
Nachdem am Wochenende über 100.000 Menschen in Sachsen gegen die AfD und rechte Vertreibungspläne auf die Straße gegangen sind, haben am Montag ähnliche Versammlungen im Freistaat stattgefunden. Unter anderem demonstrierten am Abend Menschen in Freiberg, Meißen und Zittau.
Und auch in Görlitz, wo am Sonntag noch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) vor etwa 2.000 Demonstrierenden bei einer Versammlung des Bündnisses „Klare Kante“ gesprochen hat, will ein zivilgesellschaftliches Bündnis am Montagabend erneut gegen die von Rechtsextremen organisierten „Montagsdemonstrationen“ anhalten – seit Monaten rufen engagierte Bewohner*innen der Neißestadt regelmäßig zu der Gegendemo auf.
Mittlerweile ist klar, dass die „Zusammen gegen Rechts“-Demo des Aktionsnetzwerks „Leipzig nimmt Platz“ am Sonntag, 21. Januar 2024, eine der größten – wenn nicht gar die größte – Versammlung seit der Friedlichen Revolution in Leipzig war. In ihrer Pressemitteilung spricht die Polizei von einer Teilnehmer*innenzahl „im mittleren fünfstelligen Bereich“. Gegenüber einem LZ-Reporter, der am Sonntag vor Ort war, gab die Polizei die Größenordnung „60.000 bis 70.000“ an.
Sollten es am Sonntag tatsächlich 70.000 in Leipzig gewesen sein – auch die Veranstalter*innen sprechen mittlerweile von dieser Zahl – kommt an diese Größenordnung seit der Wende nur ein Konzert unter dem Motto „Gewalt ätzt“ anlässlich der rechtsextremen Pogrome gegen Migrant*innen im Jahr 1993 heran, wie die LVZ in einem interessanten Rückblick auflistet.
Und im Gespräch mit dem MDR hat der Politikwissenschaftler Thomas Kliche von der Hochschule Magdeburg-Stendal die Anti-AfD-Proteste als einen möglichen Ausgangspunkt „neuer sozialer Bewegungen“ bezeichnet.
Anlass der bundesweiten Proteste ist eine investigative Recherche der Plattform Correctiv, die am 10. Januar veröffentlicht worden war und bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Das Recherchekollektiv berichtet darin über ein Geheimtreffen von Spitzen-Politiker*innen der AfD, Mitgliedern der Werteunion, Unternehmer*innen und (weiteren) Neonazis.
Diese hatten sich an einem Wochenende im November in einem Hotel in Potsdam darüber ausgetauscht, wie man Menschen und ihre Nachkommen aus Deutschland vertreiben könnte, die irgendwann mal in die Bundesrepublik eingewandert sind – je nach Definition von „Migrationshintergrund“ betrifft das elf bis 25 Prozent der deutschen Bevölkerung.
Lokführergewerkschaft ruft zu Sechs-Tage-Bahnstreik auf
Es wird wohl der längste und somit teuerste Bahnstreik der deutschen Nachkriegsgeschichte werden: Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder erneut zum Warnstreik aufgerufen, diesmal für einen Zeitraum von sechs Tagen.
Von Mittwochfrüh, 24. Januar, 2 Uhr bis kommenden Montagabend, 29. Januar, 18 Uhr sollen Lokführer*innen, Zugbegleiter*innen, Disponent*innen, Ausbilder*innen, Werkstattmitarbeiter*innen und Fahrdienstleiter*innen erneut ihre Arbeit niederlegen. Im Güterverkehr soll bereits ab Dienstag, 18 Uhr gestreikt werden. Es ist der vierte Ausstand in der laufenden Tarifrunde.
GDL-Chef Claus Weselsky, der noch dieses Jahr in den Ruhestand gehen wird, warf den Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn heute „Tricksen und Täuschen“ in den aktuellen Tarifverhandlungen vor.
Wie bereits bei den vergangenen Warnstreiks ist mit massiven Ausfällen in den Fahrplänen des Nah- und Fernverkehrs zu rechnen. Die Deutsche Bahn hat erneut einen Notfahrplan angekündigt.
Die GDL fordert im aktuellen Tarifstreit bessere Arbeitsbedingungen im Schichtdienst, konkret eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf die 35-Stunden-Woche und der Einführung einer echten 5-Tage-Woche. Außerdem will die GDL eine deutliche Lohnerhöhung und einen Inflationsausgleich durchsetzen.
Worüber die LZ heute außerdem berichtet hat:
Wegweisende Stadtratsbeschlüsse: Über 10.000 Menschen in Leipzig fordern konkrete Klimapolitik
Schaubühne-Gäste zum 30.: „Abrahams Kinder“ im Stadtteilzentrum Westkreuz
Steigende Betriebskosten und Mieterhöhungen: Wie geht die LWB mit Mietern um, die Probleme bekommen?
Nachgefragt: Bauernproteste, Totalsperren und Personenkontrollen
Gefiederte Stadtbewohner: Leipzigs Ordnungsamt ist nicht allzu besorgt um die Taubenpopulation
Was heute sonst noch wichtig war: Die Schauspielerin Sandra Hüller tritt im März in Leipzig auf, wie das Schauspiel Leipzig heute mitteilte. Die 45-Jährige wurde durch ihre Darstellung der Ines Conradi im Familiendrama „Toni Erdmann“ 2016 international einem breiten Publikum bekannt. 2023 wurde die gebürtige Suhlerin für die Golden Globes nominiert. Im März wird sie als Hamlet in einer Gast-Inszenierung des Schauspielhauses Bochum im Schauspiel Leipzig zu sehen sein.
Der Preis für das Deutschlandticket von 49 Euro soll auch über den Mai hinaus stabil bleiben. Das haben die Verkehrsminister*innen der Bundesländer auf einer eigens einberufenen Sonderkonferenz beschlossen.
Was morgen wichtig wird: Von heute an bis Donnerstag wird die A38 in Richtung Leipzig zwischen den Anschlussstellen Lützen und Leipzig–Südwest jede Nacht voll gesperrt sein. Konkret soll die Fahrbahn Richtung Leipzig für die Nacht vom 22.01.24 auf den 23.01.24 von 19 Uhr bis 6 Uhr und für die Nächte vom 23.01.24 bis 25.01.24 jeweils von 20 Uhr bis 5:30 Uhr gesperrt sein.
Grund für die Sperrung ist nach Angaben der bundeseigenen Autobahn GmbH eine Notreparatur, um die Fahrbahn instand zu halten. Der Verkehr soll über die Bedarfsumleitung U25 über Lützen und Markranstädt zur Anschlussstelle Leipzig-Südwest umgeleitet werden.
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