International wurde am Samstag an die Opfer des Holocaust erinnert. In Leipzig eröffnete zu diesem Anlass eine Ausstellung, deren Bilder vorab durch unbekannte Täter geschändet wurden. Und: Zeitgleich demonstrierten am Samstag verschiedene Lager sowohl anlässlich des Nahostkonflikts als auch der Sorge vor Rechtsextremismus in der Leipziger City. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 27. und 28. Januar 2024, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

27. Januar: Gedenken an die Shoah, Staatsschutz ermittelt nach Schändung von Fotografien

Vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten Truppen der Roten Armee kurz vor Kriegsende in Europa etwa 7.000 Personen aus dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Mehr als eine Million Menschen, überwiegend Juden, waren dort durch das NS-Regime ermordet worden. In der heutigen Gedenkstätte des ehemaligen Lagers versammelten sich am Samstag Menschen, darunter Shoah-Überlebende und deren Familien, zu einer Gedenkzeremonie.

Auch in zahlreichen anderen Städten wurde am 27. Januar, der in Deutschland seit 1996 „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ist, an die unzähligen Opfer der NS-Verbrechen erinnert. Zugleich gingen zahlreiche Menschen vor dem Hintergrund einer in Umfragen erstarkenden AfD und jüngst bekanntgewordener Deportationspläne gegen Rechtsextremismus auf die Straße: „Nie wieder ist jetzt“, ist dabei häufig zu vernehmen.

Die zentrale Gedenkkundgebung der Stadt Leipzig fand Samstagnachmittag in der Gedenkstätte Abtnaundorf statt, unter anderem mit OBM Burkhard Jung (SPD) und den „Omas gegen rechts.“

 

Auf dem Querbahnsteig des Hauptbahnhofs sowie dem Willy-Brandt-Platz öffnete am Samstag offiziell eine Fotoausstellung des Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano, die 140 Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung präsentiert, darunter ehemalige und aktuelle Bürgerinnen und Bürger Leipzigs.

Überschattet wurde die Eröffnung davon, dass bislang Unbekannte sechs Bilder auf dem Willy-Brandt-Platz mit grünen und schwarzen Marken beschmierten, die den Gesichtern ein sogenanntes „Hitlerbärtchen“ verpassten. Auch im Hauptbahnhof kam es zu Beschädigungen.

Die Taten sollen sich am frühen Morgen des 27. Januar zwischen 01:53 Uhr und 02:15 Uhr ereignet haben, so die Polizeidirektion Leipzig. Der Staatsschutz ermittele wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung. Die betroffenen Fotografien wurden inzwischen ausgewechselt, auf 1.500 Euro wird der materielle Schaden geschätzt.

Bis 17. Februar kann die Ausstellung noch angeschaut werden, der Zugang ist kostenfrei.

Umstrittene Gruppe „Handala Leipzig“ demonstriert am Samstag und trifft auf Widerstand

Die Folgen des Nahostkriegs ziehen sich weiter auch bis nach Leipzig. Geschätzt etwa 500 Personen zogen ab Samstagmittag bis zum Spätnachmittag unter dem Motto „Stoppt den Genozid in Gaza, stoppt die Besetzung Palästinas“ vom Rabet über die Eisenbahnstraße am Wintergartenhochhaus vorbei bis zum Augustusplatz und dem Wilhelm-Leuschner-Platz.

Die Gruppierung „Handala Leipzig“, die durch eine scharfe Positionierung gegen Israel bekannt und in der öffentlichen Wahrnehmung höchst umstritten ist, hatte den Protest organisiert. Nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war auf dem Instagram-Account von „Handala Leipzig“ ein inzwischen gelöschtes Bild mit Gleitschirm zu sehen, das den Terrorismus nach Meinung von Kritikern als Freiheitskampf glorifizierte.

Der Paraglider gilt als zynische Anspielung darauf, dass unter anderem selbiger durch Hamas-Terroristen genutzt worden war, um am 7. Oktober 2023 die Grenze zu überqueren und Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung zu begehen, außerdem unzählige Menschen zu verschleppen. Israel hatte mit einer Militäroffensive im Gazastreifen reagiert, die bis heute fortgesetzt wird.

Der Leipziger „Handala“-Aufzug begegnete am Wintergartenhochhaus etwa 15 Uhr Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer pro-israelischen Kundgebung gegen Antisemitismus. Die Polizei trennte beide Lager ab und eine große Eskalation blieb aus, jedoch soll es zu verbalen Spannungen gekommen sein. Die „Handala“-Gruppe traf auf dem Augustusplatz mit Teilnehmern der Demo „Nein zu Rassismus“ zusammen, gemeinsam wurde der Marsch bis zum Wilhelm-Leuschner-Platz fortgesetzt.  

Polizei ermittelt weiter nach Attacke auf Journalist

Erst vergangene Woche hatte auf dem Leipziger Marktplatz die Gruppe „Handala“ die weltbekannte Klima-Aktivistin Greta Thunberg als Überraschungsgast präsentiert, die 21-jährige Schwedin hat sich seit Kriegsausbruch im Nahen Osten massiv gegen Israel positioniert und teilt das Narrativ eines Völkermords an Palästinensern. Teile der Klimabewegung gingen auf Distanz.

Im Anschluss an die Demo waren ein dort tätiger Videojournalist (22) und sein Begleiter (20) am Augustusplatz durch Unbekannte attackiert worden, die Angreifer entwischten trotz sofortiger Fahndung.

Die Polizei ist eingeschaltet und prüft einen möglichen Zusammenhang zur vorangegangenen Versammlung. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es auf LZ-Anfrage seitens der Polizeidirektion.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:

Ein Jahr Verspätung: Reguläre Parkmarkierungen in der Karl-Heine-Straße soll es im 1. Halbjahr 2024 geben

Der Stadtrat tagte: Wenn ein AfD-Stadtrat Klima-Straßenbahnen für Geldverschwendung hält + Video

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Klimaungerechtigkeit: Die verheerenden Folgen des kolonialen Denkens nicht nur für die Länder des Südens

Kunst im Krankenhaus: Die 105. Vernissage im Diakonissenkrankenhaus + Video

Sonntagskirche № 102: Kirche Podelwitz

Kommentar: Angriff auf das Streikrecht

Was sonst noch wichtig war:

Hoffnung für Bahnreisende: Der Streik von Lokführern und Bediensteten wird morgen vorzeitig beendet und die zerstrittenen Parteien kehren an den Verhandlungstisch zurück. Bis mindestens 3. März soll es keinen weiteren Streik geben.

SPD und FDP haben auf Parteitagen ihre Spitzenkandidatinnen zur Europawahl am 9. Juni gekürt: Katarina Barley (55) übernimmt die Aufgabe für die Sozialdemokraten, bei den Liberalen geht Marie-Agnes Strack-Zimmermann (65) ins Rennen.

Hoffnungsschimmer auch in Nahost? Angeblich soll ein Abkommen zwischen Israel und Hamas bevorstehen, um eine Feuerpause festzulegen und erneut Geiseln freizulassen.

Kalenderblatt:

Heute vor genau 38 Jahren explodierte die US-Raumfähre „Challenger“ kurz nach ihrem Start, alle sieben Besatzungsmitglieder, darunter eine Lehrerin, verloren ihr Leben. Das Unglück vom 28. Januar 1986 gilt als eines der schwersten der Raumfahrtgeschichte.

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